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Rezension des Films "neueWUT"

 

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(tz) Gemeinsam mit den Filmemachern und der AkademikerInnen Solidarität Marburg (http://www.asmarburg.de) veranstaltete attac Marburg am 14.07.2005 eine Werksvorführung des beinahe fertigen Films "neueWUT" im KFZ. Über 80 Personen nahmen an der Mammutveranstaltung von Vorführung und anschließender Podiumsdiskussion teil.

Der Film

Der Film stellt die Auswirkungen der Agenda 2010, insbesondere von Hartz IV, auf Erwerbslose dar. Zynisch wirkt z.B. Wirtschaftsminister Clement im Interview, wenn er erklärt, wie stark durch die Reformen Bürokratie abgebaut wurde und man gerade zuvor gesehen hat, wie eine Hartz IV-Antragstellerin Belege für Zinsen von Centbeträgen auf den Sparbüchern ihrer Kinder erbringen muss. Da werden die Gründe für die Wut, die zu den ersten Hartz- Demonstrationen in Magdeburg führte, ganz klar. Dass diese Proteste nicht professionell von Politikprofis von langer Hand geplant wurden, wird im Film auch deutlich. Doch nimmt der Film das Anliegen der Demonstranten ernst und so verzeiht der Zuschauer manche Ungeschicklichkeit und manchen Widerspruch mit einem Schmunzeln. Höchst plausbel zeigt der Film, wie die anstehenden Neuwahlen die Konsequenz des Scheiterns der Rot-Grünen-Reformen und der Hartz-Proteste sind. In "neueWUT" scheinen Politiker in einer anderen Welt zu leben, reflektieren Gewerkschaftler wie DGB-Vorsitzender Sommer ihre Fehler und bringen Opel-Arbeiter die Misere unsere Landes mit einfachen Worten auf den Punkt. Der Film zeigt was mit Protesten alles möglich ist - stellt aber auch deren Scheitern dar. Kurz: neueWUT gibt neuenMUT!

Die Podiumsdiskussion

Anschließend folgte in Marburg eine Podiumsdiskussion mit einem Vertreter der ver.di-Jugend Hessen, einer erwerbslosen Akademikerin, dem für den Kreisjobcenter verantwortlichen Kreisbeigeordneten und dem Filmemacher Keßler. Die Diskussion war eine der lebendigsten der letzten Zeit. Und nachdem einige Podiumsmitglieder vom Publikum lautstark gebeten wurden, Allgemeinplätze zu meiden und sich doch nicht rauszureden, waren sie still und so hatte Filmemacher Martin Keßler viel Zeit, über Hintergründe zu berichten. Z.B. darüber, dass auch er mit dem Film gemerkt habe, welche Veränderungen es dieser Jahre gibt. Er habe den Film bei den immer weniger kritischen Öffentlich-Rechtlichen nicht unterbringen können - obwohl dieser aufgrund der Bundestagswahlen hoch aktuell sei. Brisante Dokumentationen wird man sich in Zukunft also vermehrt im Kino ansehen müssen - insofern es dann noch Journalisten gibt, die bereit sind das finanzielle Risiko einzugehen.

http://neueWUT.de