Im Vorfeld der Einwohnerversammlung zum geplanten Gewerbegebiet in den Benzäckern oberhalb Mundelsheim, lud die Bürgerinitiative "BenzÄCKER erhalten" zu einer Traktor-und Fahrraddemonstration ein.
Sage und schriebe Ca 20 Landwirte kamen mit ihren Traktoren, auch aus Solidarität aus der Nachbarschaft. Um halb 5 setzt sich der Protestzug vom Aufstellungsort Obsthalle in Bewegung. Zum Wachrütteln wurden ein paar Extra-Schleifen im Ort gedreht, bis sie an der Käsberghalle ankamen, wo ab 18 h die Einwohnerversammlung begann.
"Wachen wir endlich auf oder verbauen wir unsere Zukunft", "Wer uns Bauern doof findet, der kann aufhören zu essen", "Das Gewerbegebiet zerstört unwiederbringlich Äcker + Natur", "Wer zahlt die Kosten?", "Vor uns ein Gewerbegebiet, nach uns die Sintflut" und einige gute Sprüche mehr waren an die Fahrzeuge montiert. Siehe Link zu den Bildern von der Traktordemo unten.
Es waren wohl beide Seiten zu Wort gekommen bei der Einwohnerversammlung. Aber war es wirklich ein ausgewogener und fairer Prozess, der an diesem Abend einen ebensolchen Abschluss hätte finden sollen? . Denn es konnten zwar bei den Statements sowohl drei Sprecher für ein Gewerbegebiet als auch drei „Ablehner“ abwechselnd auftreten, auch in der Fragerunde saßen Letztere mit auf dem Podium. Aber in den restlichen Programmpunkten konnte von Ausgewogenheit doch wohl kaum die Rede sein. Fast alle Beiträge sprachen die deutliche Sprache der Befürworter – teilweise selbst da, wo eigentlich neutral über das Verfahren des Bürgerentscheids informiert werden sollte.
Abermals wurde von BM Seitz vorgetragen, welch immense Nachfrage es nach großflächigen Gewerbearealen im Raum Stuttgart gäbe. Doch muss diesen Nachfragen bei einer ausgewogenen Raumplanung nachgekommen werden? Denn sonst bleibt am Ende nur der Wunsch, den Planeten und eine lebenswerte Umwelt zu erhalten, aber die Nachfrage zur totalen Ausbeutung war leider da. Die Wirtschaftsweise muss endlich den naturräumlichen Grenzen angepasst werden! Transformation kann nur als solche bezeichnet werden, die mit den vorhandenen versiegelten/ toten Flächen auskommt. Beim Fachkräftemangel und überdurchschnittlich großer Wirtschaftskraft auch mit Abgabe an andere Regionen der Bundesrepublik.
Regionaldirektor Kiwitt brachte wieder sein 86-Mal-um-den-Erdball Zahlenspiel ein. Die Auspendler aus Mundelsheim mögen 86-Mal um die Erde kreisen, aber sie werden nicht einfach ihre Anstellung für die Innovationen kündigen und die erhofften Unternehmen bringen ihre Fachkräfte bereits mit oder suchen deutschlandweit. Ein Irrsinn ist es, eine riesige Neuversiegelung als Klimaschutz- und Starkregenschutzmaßnahme zu verkaufen.
Sabine Kumkar und Bernd Moritz von attac / BUND korrigierten, soweit dies die Zeit erlaubte. Mit dem Symbol eines Luftballons für die begrenzte Erde verdeutlichte Sabine Kumkar "Wir haben nur diese eine Erde". Die Gegenwart muss von der Zukunft her gedacht werden. Bernd Moritz stellte fest, das es keine Ersatzflächen für die Landwirte in der Region gibt, der Boden ist knapp, eine Erschließung der Benzäcker geschieht dann auf Kosten künftiger Generationen.