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Bunter protest zum Ruhr-Maraton 2004

Bunter Protest zum Ruhr-Marathon 2004

 

 Die Dortmunder Attac AG machte gemeinsam mit Mitgliedern der evangelischen Studentengemeinde Köln beim Start des Ruhr-Marathons 2004 auf die miserablen Produktionsbedingungen in der Sportbekleidungs-Industrie aufmerksam. Mit den Slogans „Näherinnen schuften in China – Karstadt lebt von Hungerlöhnen!“ „Sportbekleidung aus Asien – Reebok zahlt nur Hungerlöhne“ schwebte ein großer chinesischer Drache über den Köpfen der Menge, leider schafften es die Studenten aber nicht, bis unmittelbar zum Startpunkt zu gelangen. Attac beteiligte sich an der Kampagne mit dem Slogan „Sportkleidung - Hungerlöhne für gewaltige Profite!“ 

 

Um rechtzeitig die Filialen von Karstadt, dem größten Sportartikelhändler Deutschlands, mit den neuesten Sportschuhen, Kleidungsstücken und Accessoires zu bestücken, verletzen die Markenfirmen der Sportbekleidungsindustrie die Rechte von Millionen von ArbeiterInnen überall auf der Welt. Attac Dortmund und die Kampagne für ’Saubere’ Kleidung/Clean-Clothes-Campaign (CCC) fordern die Achtung der ArbeitnehmerInnenrechte in den Zulieferbetrieben der global agierenden Sportbekleidungsindustrie. Diese Industrie lässt die neueste Mode immer schneller, billiger und mit immer kürzeren Lieferfristen produzieren. Um Aufträge erfüllen zu können, zwingen die Zulieferbetriebe ihre NäherInnen, immer länger und härter zu arbeiten. Kritische KonsumentInnen, Nichtregierungsorganisationen und Gewerkschaften schlossen sich in der CCC zusammen, damit sich die Praxis von Reebok, adidas und Co. ändert. 

 

Reebok, der drittgrößte Sportartikelhersteller der Welt, ist Hauptsponsor und offizieller Ausstatter des zweiten Karstadt-Ruhr-Marathons. Um in dem hart umkämpften globalen Markt für Sportartikel zu bestehen, investiert das Unternehmen Millionen für die Werbung und Vermarktung seiner Produkte. Für die Beschäftigten am Ende der Versorgungskette bleibt letztlich nicht viel. Eine indonesische Näherin aus einer Fabrik, die u.a. für Reebok produziert: “Wir machen jeden Tag bis elf Uhr abends oder Mitternacht Überstunden. Der Stücklohn, den sie uns zahlen, ist so niedrig, dass es nichts bringt, wenn wir so lange arbeiten. Wenn wir mehr verdienen würden, würde ich mich nicht beklagen. Aber jetzt kommt nichts als Erschöpfung und wenig Lohn dabei heraus. Einige von uns haben nicht einmal genug Geld, um Essen zu kaufen. Es ist unerträglich.“ 

 

Der Karstadt-Ruhrmarathon verspricht eine Region in Bewegung, doch bei Reebok, fila und Co. kann von Bewegung keine Rede sein. Attac und die CCC lassen nicht locker: Im Rahmen des „Sportsommers 2004“ finden bundesweit weitere Aktionen statt.
 Frank Rothe / attac dortmund 

 

 Der Flyer zum Thema als pdf-Datei (925 kB) 

  


 

Infoaktion und Podiumsdiskussion im Januar 2004

 

 

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 Jeder kauft Kleidung, die unter menschenverachtenden Arbeitsbedingungen hergestellt wurde. Es gibt kaum eine Möglichkeit, dies nicht zu tun, denn fast alle Kleidung wird in Asien, Mittelamerika und zunehmend auch in Osteuropa unter ähnlich katastrophalen Bedingungen hergestellt. Mit Infoaktionen und einer Podiumsdiskussion machte die Dortmunder Attac-Gruppe auf dieses Problem aufmerksam. Unterstützung gab es von der Christlichen Initiative Romero, die sich mit der 'Kampagne für saubere Kleidung' (Clean Clothes Campaign, CCC) für bessere Arbeitsbedingungen einsetzt. 

 

In den achtziger Jahren entstanden dank IWF in etlichen Entwicklungsländern sogenannte 'freie Produktionszonen'. Dort arbeiten etwa 27 Millionen Frauen für Löhne, von denen sie und ihre Familien nicht leben und nicht sterben können. Arbeitnehmerrechte gibt es praktisch nicht. Normal sind Einschüchterung, Überwachung und Unterdrückung. Überstunden zu verweigern kann sich keine Frau leisten. So kommt es dann auch schon mal zu 90-Stunden-Wochen (etwa 13 Stunden an 7 Tagen die Woche). Mit 35 Jahren sind die Frauen dann reif für die Rente - wenn es sie denn dort gäbe. 

 

Verantwortlich für diese Zustände sind die Konzerne der Industrienationen. Aufträge gehen immer an den billigsten Anbieter. Das soll durch öffentlichen Druck auf die Konzerne geändert werden. Dieser entsteht durch Info-Stände, Diskussionsveranstaltungen, Unterschriften- und Postkartenaktionen. Die Initiative Romero organisiert auch Rundreisen von betroffenen Arbeiterinnen, die von ihrem Leben berichten. 

 

Anfangs ignorierten die Konzerne die 'Kampagne für saubere Kleidung'. Doch mittlerweile haben adidas, KarstadtQuelle & Co. Verhaltenskodizes aufgestellt, die festlegen, welche Arbeitsrechte Zulieferer einhalten müssen. In El Salvador wurden dank der Kampagne die monatlichen Schwangerschaftstests abgeschafft. Was immer noch fehlt, sind unabhängige Beobachter, die auf die Einhaltung dieser Regelungen achten. 

 

Ein besonderes Problem sind die Billigläden. Markenhersteller geben sehr viel Geld für Werbung aus und sind um ihr Image besorgt. Bei Aldi, Tchibo und Co. kann man diesen Hebel nicht so leicht ansetzen. Für deren Kunden gilt das Motto: "Hauptsache billig!" Ideen zur Lösung des Problems werden nach wie vor gesucht. Jeder ist aufgefordert, sich an der Kampagne zu beteiligen. Die Christliche Initiative Romero stellt Infomaterial und Referenten zur Verfügung (www.ci-romero.de). 

 

 TAZ-Artikel zur Aktion vom 24.01.04 Taz-Ruhr