Initiative Dortmund - Kolumbien befasst sich mit dem viertgrößten Energiekonzern STEAG als wichtigem Importeur von Kohle aus Kolumbien und als Betreiber des Kohlekraftwerks "Termopaipa" in Kolumbien
Das Bild oben zeigt den größten Tagebau der Welt, die Mine El Cerrejón, von der der Energiekonzern STEAG seine Importkohle hauptsächlich bezieht. Außerdem betreibt STEAG ein eigenes Kraftwerk in Kolumbien. STEAG ist im Besitz eines Stadtwerkekonsortiums aus 6 Ruhrgebietsstädten, woran die Dortmunder Stadtwerke DSW21 inzwischen mit ca. 36 % als Hauptanteilseigner beteiligt sind.
Die Initiative Dortmund-Kolumbien besteht aus den Organisationen:
*Attac Regionalgruppe Dortmund,
*Bündnis demokratische Energie-Wende kommunal,
*Iberoamerika-Kreis der Auslandsgesellschaft NRW,
*Informationszentrum 3. Welt,
*Evangelischer Kirchenkreis Dortmund - Referat Ökumene
Die Initiative wurde 2011 ins Leben gerufen, als die Dortmunder Stadtwerke, DSW21, und die Dortmunder Energie und Wasser, DEW21, zusammen mit anderen Ruhrgebiets-Stadtwerken den Energiekonzern STEAG übernahmen. STEAG ist nach eigenen Aussagen einer der führenden Importeure und Vermarkter für Steinkohle mit eigenem Verschiffungsprogramm. Ein Großteil der Importkohle kommt aus Kolumbien. Außerdem betreibt Steag selbst ein Steinkohlekraftwerk in Kolumbien. Damit rücken die Arbeits- und Lebensbedingungen aus einem Land des Südens – auch bei diesem Thema – ganz nah an die Dortmunder und Dortmunderinnen, ihre Stadtwerke und ihren Energieversorger heran.
Unsere Erkenntnisse beruhen auf den Arbeiten von Organisationen, sich schon lange und intensiv mit Kolumbien und der Situation beim Kohleabbau befasst haben:
* ASK, Arbeitsgruppe Schweiz Kolumbien: http://www.askonline.ch/
* urgewald (https://urgewald.org/kampagne/kohle-divestment)
* kolko (https://www.kolko.net/ )
* Misereor (https://www.misereor.de/ )
Inzwischen hat aber auch eine in der Nähe von Dortmund lebende Kolumbianerin zu uns gefunden, die schon lange zu diesem Thema arbeitet und direkt mit Initiativen vor Ort in Kolumbien verbunden ist.
In Kolumbien herrscht seit über 40 Jahren ein interner sozialer und bewaffneter Konflikt. Die wesentlichen Ursachen dafür sind soziale Ungleichheit und gegensätzliche wirtschaftliche Interessen. Der Konflikt konzentriert sich auf rohstoffreiche und strategisch wichtige Regionen. Auch die meisten Menschenrechtsverletzungen ereignen sich im Umfeld wirtschaftlicher Megaprojekte, von Rohstoffausbeutung und Infrastrukturprojekten sowie im Zusammenhang mit umstrittenen Privatisierungen. GewerkschafterInnen, Kleinbauernführer und VertreterInnen der indigenen und afrokolumbianischen Minderheiten, die für eine andere - nachhaltige und menschenfreundlichere - Entwicklung einstehen, gehören zu den Hauptopfern der systematischen Menschenrechtsverletzungen.
Verschiedene - auch multinationale - Unternehmen und Verbände haben einen großen Einfluss auf die kolumbianische Politik und Gesetzgebung. In Verbindung mit unethischem Verhalten und der Einstellung der Unternehmen wirken sich diese Aktivitäten auf die Entwicklung der verschiedenen Konflikte und die Menschenrechtssituation aus. Es kann glaubhaft belegt werden, dass verschiedene Unternehmen und Verbände die Paramilitärs unterstützen und in schwere Menschenrechtsverletzungen verwickelt sind.
Mit der Übernahme von Steag durch die Ruhrgebietsstadtwerke eröffnen sich große Chancen, Einfluss auf die Arbeits- und Umweltbedingungen beim Abbau und Transport der Kohle in Kolumbien durch die Lieferanten von Steag zu nehmen. In der Vergangenheit konnten große Konzerne in Deutschland dazu gebracht werden, ihrer Verantwortung für die Bedingungen, unter denen ihre Produkte hergestellt werden, gerecht zu werden und ihre Lieferanten auf grundlegende Sozialstandards zu verpflichten. Mit vielen Inormationsveranstaltungen und anderen Aktivitäten (s. "unsere bisherigen Aktivitäten") versuchen wir, über die Situation vor Ort zu informieren. Wir setzen uns dafür ein, dass die Lieferanten von Steag in Kolumbien dazu verpflichtet werden, die dortigen Gesetze einzuhalten, die Arbeits- und Gewerkschaftsrechte zu respektieren und in Bezug auf die soziale Unternehmensverantwortung CSR eine Vorbildfunktion einzunehmen.
Das STEAG-eigene Kraftwerk "Termopaipa"
STEAG betreibt in Kolumbien das schon 1999 fertig gestellte Kohlekraftwerk Termopaipa mit Kohle, die überwiegend aus den umliegenden, meist informellen Minen stammt. Diese werden häufig zumeist von Familien betrieben. Der „bergmännische Abbau geschieht unter widrigsten Bedingungen wie vor 100 Jahren bei uns“, so der Leiter des Kraftwerkes in einem Film über das Kraftwerk, der noch vor wenigen Jahren auf der Webseite von STEAG als Information über das Kraftwerk zu finden war.
Kinderarbeit ist in Kolumbien aufgrund der Armut weit verbreitet. Das US Department of Labor erwähnt in seinen Berichten über Kinderarbeit in Kolumbien insbesondere die dortigen Kohleminen. Auch die ILO und Nichtregierungsorganisationen wie Misereor berichten davon, dass über 12 Mio Kinder in Kolumbien arbeiten.
Auch wenn der Vertrag über die Kohlelieferungen nach Angaben von STEAG mit der kolumbianischen Regierung abgeschlossen wurde, ist STEAG als Betreiber des Kraftwerks aber dennoch für die menschenrechtlichen Bedingungen in der Lieferkette verantwortlich.