Brief an die Landwirtschaftsministerin, Frau Otte-Kinast Sehr geehrte Frau Ministerin Otte-Kinast,
wir begrüßen Sie als neue Landwirtschaftsministerin in unserer ebenfalls neuen Landesregierung verbunden mit dem Wunsch mit Ihnen eine Frau an der Spitze dieses Ministeriums zu haben, die die Interessen der Landwirtschaft, des Gemeinwohls u. des Naturschutzes insgesamt vertritt u. deren Belange insgesamt abwägt und bei Entscheidungen berücksichtigt.
Wir als Bürger im Nordteil des Landkreises Diepholz und aktive Mitglieder der Gruppe Attac beschäftigen uns seit langem mit den verschiedenen Seiten unseres Lebens auf dem Lande und der Landwirtschaft mit ihren positiven u. negativen Ergebnissen durch ihre jeweilige Wirtschaftsweise.
Lebensmittelproduktion ist für uns alle wichtig, entscheidend ist für viele Bürger u. uns gesunde u. schadstofffreie Produkte zu erhalten. Wirtschaftliche Zwänge der Landwirte sind uns da nicht fremd, leider auch die Auswüchse der konventionellen Landwirtschaft, die viele in die Abhängigkeit von industriellen Landwirten u. Agrarkonzernen bringt, was Ihnen als Landwirtin nicht unbekannt sein dürfte.
Biolandwirtschaftsbetriebe u. andere konventionelle Kleinbetriebe leiden unter der Subventions- praxis der EU nach Flächengröße u. unter dem Flächen- u. Preisdruck der großen Betriebe. Sie sind schon gar keine Kuschellandwirtschaft wie es in einem Zeitungsartikel aus Ihrem Munde genannt wird. Im Gegenteil sind diese Wirtschaftsformen arbeits- u. zeitaufwendiger.
Der Flächendruck in der Landwirtschaft führt auch zu größerer Einschränkung der Natur u. des Naturschutzes, der Artenvielfalt bei Flora u. Fauna. Lebensräume für Tiere verschwinden durch immer großflächigere Felder u. dem dadurch verbundenen Wegfall von Wegeseitenrändern, Knicks, kleinen Feldgehölzen sowie Brach- u. Feuchtflächen, deren Flora Lebensraum u. Nahrung für Insekten und Tierwelt sind, die von der Landwirtschaft dringend gebraucht werden. Ohne Insekten keine Bestäubung der Blüten u. ohne diese keine Vögel u. andere Tiere die Insekten als Nahrungs-quelle brauchen – auch solche die der Landwirt nicht mag und die dann mit chemischen Spritzmitteln bekämpft werden.
Ihr Bundesministerkollege hat mit seiner Alleinentscheidung zu Glyphosat das Vertrauen in die Politik, insbesondere Landwirtschaftspolitik nachhaltig gestört. Genau das Gegenteil wollten Sie gem. einem Zeitungsartikeln erreichen, nämlich Vertrauen u. Verständnis für die Landwirte herstellen. Das ist nun ein weiteres Mal dahin. Dabei wollen wir doch alle gesunde u. rückstands-freie Lebensmittel.
Untersuchungen die hohe Rückstände von Pestiziden im Blut von Menschen (u. damit auch von Tieren) deutlich über den zulässigen Werten nachweisen erfordern ein Umdenken u. eine Änderung in de Bewirtschaftung.
Das Pestizids Glyphosat gehört daher nach Auffassung von Millionen von Menschen u.Forschungs- ergebnissen verboten u. wenn dies aufgrund der Entscheidung Ihres Bundeskollegen nun z.Z. nicht möglich ist, so müssen hier doch dringend die dafür vorgesehenen Einschränkungen festgelegt werden , ebenso wie die Überprüfung anderer „Pflanzenschutzmittel“bezüglich der Gefährdung der Gesundheit etc.
Nur so besteht die Chance das Insektensterben zu stoppen und die Artenvielfalt zu verbessern. Dazu gehören nach unserer Auffassung auch breit angelegte Blühstreifen an Feldrändern u. Restflächen.
Ein weiteres Problem in unserer Region sind die großen Massentierställe mit Ihrem hohen Anfall von Gülle die dann auf den Feldern und Weiden ausgebracht wird. Da können die Bürger sehr wohl Wasserwässer von Gülletransportern etc. unterscheiden. Sie kennen sicher die Karten des Nds. Umweltministeriums mit den hohen Nitrat-, Pestizid- u. Schadstoffgehalten in den Grundwasser-körpern Niedersachsens, auch in unserem Bereich. Unser Trinkwasser wird überwiegend aus Grundwasser gewonnen u. die Reinigung desselben wird immer aufwendiger u. damit teurer.
Allein in dem kleinen Wasserwerk in Hoya musste erst kürzlich ein aufwendiger Aktivkohlefilter eingebaut werden um Pestizide u. Schadstoffe heraus zu filtern.
Andere Wasserwerke verdünnen zu Nitrathaltiges Grundwasser mit Besserem um die zulässigen Werte einzuhalten. Die Werte der WRRL der EU werden seit Jahren z.T. um das 8-fache überschritten u. unsere Regierungen werden daher ebenso lange aufgefordert hier einzugreifen. Wegen fehlender Maßnahmen ist daher immer noch ein Klageverfahren der EU anhängig.
Dabei gibt es in anderen Ländern gute Regelungen u. gute Ergebnisse wie die Ausbringung v. Gülle ohne Nährstoffmangel für die Landwirtschaft gemindert werden kann u. damit die Nitratbelastung des Grundwassers reduziert wird. Siehe Dänemark, die Niederlande u.a..
Die neue Düngeverordnung muss hier noch mit Leben, also Ausführungsbestimmungen und Grenzen des Stickstoffeintrages gefüllt werden u. dies muss auch kontrolliert werden.
Nur ein Beispiel: Noch vor einer Woche im November wurden in der Gemeinde Bruchhausen-Vilsen auf eine Weide u. einem Acker Gülle ausgebracht – wirkungslos für die Pflanzen, aber schädlich für das Grundwasser u. leider folgenlos für den Landwirt.
Das mag vielleicht ein sog. schwarzes Schaf sein u. soll schon gar nicht die Landwirte insgesamt diskreditieren. Im Interesse aller muss solchen Dingen aber Einhalt geboten werden. Hier bitten wir Sie um Ihren verstärkten Einsatz solches zu unterbinden.
Die Nds.Düngebehörde gibt, wie auch andere, selbst an das jährlich 70 - 80.000 to Gülle weniger ausgebracht werden können, ohne das ein Stickstoffmangel auftreten würde.
Um allerdings unser Grundwasser wieder zu verbessern, muss die Reduzierung über einen längeren Zeitraum größer werden – siehe z.B. das erfolgreiche Dänische Modell dazu.
Eine andere Umverteilung der Gülle in bisher weniger belastete Bereiche bringt da keine Lösung sondern führt in ein paar Jahren auch dort zur Grundwasserverschlechterung. Wollen Sie so etwas gegenüber den Bürgern verantworten?
Die Hohe Überproduktion von Fleisch führt aufgrund der Exporte auch zu Verwerfungen / Schäden in der Landwirtschaft vor allem in Ländern der sog. 3. Welt. Das kann nach unserer Auffassung nicht Aufgabe unserer Landwirtschaft sein, nur um des eigenen Gewinns Willen.
Zu allen diesen Themen hoffen wir auf Ihren Einfluss als Ministerin unsere aller Lebensgrundlage, dass Wasser, und dazu die Landwirtschaft u. die Natur wieder in auf eine gesunde Basis zu stellen.
Ihrer geschätzten Antwort entgegen sehend verbleiben wir mit freundlichen Grüßen aus Syke, Bassum, Twistringen, Bruchhausen-Vilsen, Stuhr u. Weyhe
Attac Gruppe Diepholz Nord
Januar 2018
Brief an die Landwirtschaftsministerin, Frau Otte-Kinast
Sauberes Grundwasser ist möglich
Bericht über unsere Veranstaltung vom 08. Oktober im Gleis 1 in Syke
Kreiszeitung vom 11.08.2017.
Diese Veranstaltung wurde von unserer Landwirtschaft-AG organisiert, die mit attac Nienburg zusammenarbeitet. Weitere Dokumentation kann hier gelesen werden.
Nach dem Lesen können Sie weiter unten mit unserem Wasser-Quiz ihr Wissen über Wasser und Nitrat testen. Viel Erfolg.