Seit dem 7. März ist Wolfgang Metzeler-Kick vor dem Kanzleramt in Berlin im Hungerstreik, seit dem 25. März auch Richard Cluse und seit dem 16. April Michael Winter. Sie fordern den Bundeskanzler Olaf Scholz auf, Folgendes in einer Regierungserklärung auszusprechen:
- Der Fortbestand der menschlichen Zivilisation ist durch die Klimakatastrophe extrem gefährdet.
- Der CO₂-Gehalt in der Luft ist viel zu hoch (0,42 ‰). Der Weltklimarat zeigt einen Weg (SSP1-1.9 “1,5°-Pfad”), mit dem die Menschheit die beste Überlebenschance hat.
- Dieser Pfad hat einen Zielwert von 0,35 ‰ (bis zum Jahr 2150). Das bedeutet, es sind bereits jetzt hunderte Gigatonnen zu viel CO₂ in der Luft.
- Wir müssen jetzt, wenn auch mit Jahren Verspätung, radikal umsteuern.
Diese Feststellungen sind wissenschaftlich solide und vernünftig. Die Erderhitzung ist unzweifelhaft eine existenzielle Gefahr für die menschliche Gesellschaft, im Sinne nicht nur der angesprochenen „Überlebenschancen“, sondern eines menschenwürdigen Lebens und einer Lebensweise, die mit dem Erdsystem verträglich ist. Ebenso unzweifelhaft ist die Erderhitzung überwiegend die Folge des ungebremsten Verbrennens von Kohle, Gas und Öl, worauf die Energieversorgung der meisten Volkswirtschaften immer noch gründet. Letztlich tun die Regierungen der Welt zweifellos viel zu wenig, um die technisch mögliche und finanziell machbare Defossilisierung voranzutreiben.
Wir würden es außerordentlich begrüßen, wenn der Bundeskanzler – und nicht nur er – die Gefahren der Erderhitzung, aber auch die wirtschaftlichen, sozialen und politischen Chancen einer strategischen Defossilisierungspolitik in den Mittelpunkt des Regierungshandelns stellen und dies offen an die Bevölkerung kommunizieren würde. Und wenn er national wie international mit größtem Einsatz für Maßnahmen kämpfen würde, um das Erreichen der im Pariser Übereinkommen völkerrechtlich verbindlich festgelegten Verpflichtung von deutlich unter 2 °C und möglichst unter 1,5 °C Erderwärmung im Bereich des Möglichen zu halten.
Obwohl wir selbst den Hungerstreik für eine ungeeignete Protestform halten, möchten wir den Streikenden versichern, dass wir ihr Anliegen teilen. Wir bitten sie, nicht ihre Gesundheit und ihr Leben zu riskieren: Eure Kraft und Euer Engagement werden benötigt, um die breite Unterstützung zu generieren, die gebraucht wird, um die Erderhitzung mit demokratischen Mitteln einzudämmen. Wir, die Unterzeichnenden, sichern Euch zu, alles uns Mögliche zu tun, um dem gemeinsamen Anliegen zum Durchbruch zu verhelfen.