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Das Problem-Bor

05.05.2022: Nach 36 Jahren Stromproduktion im AKW Brokdorf geht es um die Aufarbeitung der Hinterlassenschaften: Es ist dies nicht nur der unerträgliche, hochradioaktive Strahlenmüll, der unverantwortlich zahllosen Generationen übergeben wird. Auch anderer Müll reiht sich in die Hinterlassenschaften ein: Einer davon ist Bor in Form von Borsäure. Borsäure wird im Betrieb und Nachbetrieb eines AKW zur Steuerung der Kritikalität eingesetzt, da Bor-10 für thermische Neutronen als Absorber wirkt. Es zerfällt dabei in Lithium-7 und ein alpha-Teilchen. Diese Eigenschaft wurde z.B. bei der Reaktorkatastrophe in Tschernobyl eingesetzt, indem mit Borverbindungen versetzter Sand auf die Reaktorruine abgeworfen wurde. (Die im AKW eingesetzte Borsäure wird durch die Neutronenbestrahlung im Core nicht radioaktiv.) Es ist außerdem fisch- und reproduktions-toxisch und wird in der Holzindustrie als Insektizid genutzt.
Für Menschen ist es in geringer Dosis nicht toxisch.  
Jetzt ist das AKW-Brokdorf endlich abgeschaltet und ein großer Teil der Borsäure wird nicht mehr gebraucht – ist also schlicht Abfall.
Wie aber kann der Borsäuremüll, der als Nuklid-kontaminierte wässrige Lösung – nämlich der Inhalt des Primär-und Nebenkreislaufs – vorliegt, beseitigt werden?
Insgesamt sind dies ca. 10t Bor, bzw. 55t Borsäure.
Und da hatte die Betreiberin PreußenElektra (PEL) eine schlaue Idee: Ein riesiger Abwasserkanal, genannt Elbe, direkt vor der, Tür könnte das Problem doch kostengünstig erledigen.
Allerdings gab die alte wasserrechtliche Erlaubnis aus dem Jahr 1986 eine derartige Entsorgung nicht her, da damals niemand das Borentsorgungsproblem auf dem Schirm hatte.
Flugs wurde ein Gutachten bestellt, das die Harmlosigkeit dieses Entsorgungswegs über die Elbe bescheinigt und ein Antrag auf Einleitung der Borsäure beim zuständigen Wasserwirtschaftsamt in Itzehoe, unterlegt mit diesem Gutachten, gestellt.
Dem Antrag wurde mit sofortigem Vollzug statt gegeben, auch weil im Antrag stand, dass es keine Möglichkeit der Abtrennung des Bors aus den Reaktorwässern gäbe.
Gegen den sofortigen Vollzug widersprachen der BUND-Steinburg und Brokdorf-akut auch mit dem Hinweis, dass das Energieunternehmen Fortum gerade in Grafenrheinfeld ein Verfahren entwickelt hat, nach dem die Borsäure absolut sauber aus den Reaktorwässern abgetrennt werden kann. Der Widerspruch war zunächst erfolgreich. Doch PEL stellte sofort den Antrag auf Anordnung der sofortigen Vollziehung der Änderungserlaubnis mit der Begründung, dass sonst Vertragsstrafen und Verzögerungen im Rückbau und unnötige Expositionen der MitarbeiterInnen zu befürchten wären - also Sachzwangargumente hervorkramte. Und die Genehmigungsbehörde setzte den Sofortvollzug wieder ein.
Pikanterweise gehört das sich im Rückbau befindliche Grafenrheinfeld-AKW PEL. Also hat PEL von der Isolierungsmöglichkeit gewusst und dennoch den Weg in die Elbe beantragt. Damit wird eine vermeidbare ökologische Belastung der Elbe, trotz WasserRahmenRichtLinie (WRRL),
die ein Verschlechterungsverbot für Oberflächengewässer vorsieht, behördlicherseits abgesegnet – mit dem Hinweis, dass im Meerwasser ohnehin Bor in höherer Konzentration als in dem durch langsame Abgabe der Borsäure aus dem AKW belastete Elbwasser vorkäme und eine Durchmischung des Elbbrackwassers auf dem Weg dorthin unbedenklich sei.
Einzig noch möglicher Weg, PEL zum Abtrennen des Bors zu zwingen, ist eine Klage gegen die Erlaubnis, die Elbe als Abwasserkanal für Borabfall zu nutzen.
In Grafenrheinfeld hat PEL die Borabfälle nicht in den Main entsorgt, sondern ein anderes, teureres Verfahren von Fortum, NURES, angewendet, bei dem Bor letztlich als Ascherückstand deponiert wurde. Auch dieses Verfahren, angewendet in Brokdorf, würde die Elbe vor weiteren unnötigen chemischen Belastungen schützen.  


Anti Atomkraft!

Wir machen uns auch Gedanken zum Thema "Atomkraft".

Lange Zeit wollte es kein Ende nehmen mit dem Wahnsinn, doch jetzt ist es endlich soweit. Direkt vor Ort wird zum 31.12.2021 das AKW Brokdorf direkt vor unser Haustür abgeschaltet. Bis dahin haben wir die Mahnwachen vor dem AKW Brokdorf jeden 6. im Monat unterstützt.

Nun gilt es, den Rückbau kritisch zu begleiten. Und die Frage nach dem Atommüll ist immer noch nicht geklärt.

Am 17. Januar 2019 hat das Land Schleswig-Holstein bekannt gegeben, dass das letzte der stark verrosteten Fässer mit radioaktivem Müll aus den Kavernen in Brunsbüttel geholt worden sei. Dass die Probleme des strahlenden Mülls fortbestehen, dürfte jedem klar sein. Wer noch tiefer hinter die Kulissen schauen möchte, erkennt, dass aber weit mehr Defizite bestehen bleiben. Dazu empfehlen wir von attac die Presseerklärung von Brokdorf-Akut.

Im Streit um die wirklich notwendige Höhe der Strahlengrenzwerte beim Rückbau des AKW Brunsbüttel hat Brokdorf-Akut eine aktuelle Info herausgegeben.

weitere Infos:

Homepage von Brokdorf-Akut

 


NEIN zur radioaktiv strahlenden Olympiade in Japan!

Japan lädt die Sportler*innen der Welt zu sich ein:
2020 sollen die Olympischen Spiele von der Metropole Tokio ausgerichtet werden. 250 km vom havarierten Atomkraftwerk Fukushima Daiichi entfernt. (Spiele der XXXII. Olympiade, 24. Juli – 9. Aug. 2020, s. Spiegel Online) Aber auch in der Hauptstadt der Präfektur Fukushima sind olympische Wettkämpfe geplant: Baseball und Softball-Spiele sollen dort ausgetragen werden - 50 km vom havarierten Atomkraftwerk entfernt.

Attac Itzehoe unterstützt einen Aufruf, der sich gegen die Ausrichtung der Olympischen Spiele unter diesen Umständen richtet.

Näheres dazu hier


Rückbau des AKW Brokdorf - Sammeleinwendung

Das AKW Brokdorf wird demnächst zurückgebaut. Doch der Betreiber Preussen Elektra ist als Aktiengesellschaft daran interessiert, hohe Gewinne und niedrige Kosten zu generieren. Was das für die Sicherheit beim Rückbau betrifft, kann sich jede*r selbst denken. Darum konnte jede*r Sammeleinwendung einreichen und auf die vermeidbaren Risiken hinweisen. Insg. sind über 500 Einwendungen eingangen. Der Erörterungstermin fand im Februar 2021 statt.