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Am 14.September besichtigte eine Gruppe kritischer Verbraucher und Organisationen (BUND, Weltladen Heilbronn, SPD und Attac) die Firma „JOKER Jeans“ in Bönnigheim. Der Besuch war organisiert worden im Rahmen der seit einem Jahr statt-findenden Attac Veranstaltungen zum Thema „SAUBERE  KLEIDUNG“. Dementsprechend  konzentrierte sich unser Interesse auf die Fragen zur Fairness und Umweltverträglichkeit der Herstellung.

In der Internet Präsentation von JOKER Jeans heißt es: „JOKER ist eines der wenigen Textilunternehmen, das sämtliche Produktionsschritte (zuschneiden, färben, stonen, bleichen) in Deutschland ausführt.“ Der schlaue Leser/ die Leserin schließt daraus: genäht werden die Jeans nicht bei uns im Land. Jürgen Bernlöhr, der Inhaber der Firma, erklärte uns: Da ein Großabnehmer die Preise drückte und weil es bei uns an kompetenten Näherinnen fehlt, war man gezwungen, die Näharbeit nach Medellin/Kolumbien auszulagern, wo die Textilindustrie Fachkräfte zu bieten hat.

Dieser Betrieb gehört zur deutschen Firma, die Näherinnen werden übertariflich bezahlt, haben an 6 Tagen/Woche einen Achtstundentag und 2 Wochen Urlaub im Jahr. Kranken- und Rentenversicherungsbeiträge werden von JOKER ebenfalls übernommen. Die Arbeitsbe-dingungen sind gut: die Werkhalle ist großräumig, luftig und hell. Auf die Frage nach einer Vertretung der ArbeiterInnen meinte Herr Bernlöhr, dass der Kontakt sehr persönlich und gut sei, weshalb ein Betriebsrat überflüssig sei und dass die kolumbianischen Gewerkschaften häufig eher ihr eigenes Interesse als das der Arbeitenden im Auge hätten.
 
Nach dieser Einführung begann der Rundgang durch das „großzügig geplante neue Fabrikgebäude“(Internetauftritt). Auffallend war, dass kaum Personal zu sehen war, dafür aber riesige durch Software gesteuerte Färbe- und Waschtrommeln, in denen die Jeans in verschiedenen Schritten – färben, bleichen, stonen, überfärben - zu dem Qualitätsprodukt gemacht werden, das der Großabnehmer und auch wir, die Endkunden schätzen (und kaufen) sollen.

Unsere zweite Frage betraf  die Aufbereitung und Reinigung des Wassers: Man bemüht sich, das Wasser möglichst wenig zu belasten durch neue Färbe- und Bleichtechniken: zum Bleichen Dextrose an Stelle von Chlor, Lasertechnik für die typischen hellen Streifen auf den Jeans, Verwendung von einer Kombination von Ozon und Sauerstoff, gestont wird in einer riesigen Waschtrommel mit Hilfe von Bimssteinen. Für die unter uns Besuchern, die gewisse  Kenntnisse auf diesen Gebieten mitbrachten, gab es Gelegenheit nachzufragen und zu diskutieren. Aber auch wir, die wir weniger Fachwissen mitbrachten, bekamen eine Ahnung davon, was es heißt, eine Jeans lichtecht, schweißecht, scheuerfest, waschecht und schadgasecht(!) und trotzdem auf umweltfreundliche Weise herzustellen.

Fazit: Wir waren beeindruckt von der Kompetenz, mit der hier versucht wird umweltfreund-lich zu produzieren. Auch dieses mittelständische Unternehmen ist einem gnadenlosen Konkurrenz- und damit Preisdruck ausgesetzt, hält aber, nach Aussage des Eigentümers, auch bei seinen ArbeiterInnen in Medellin, menschenwürdige Arbeits- und Sozialstandards ein.