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Das solidarische BürgerSelbsthilfe-Projekt: Würzburger Zeitbank

Webauftritt der Zeitbank-Wuerzburg (@mixxt.de)

ZeitBank-Treffen im Teeraum, wie immer freitags um 16:30 bis 19:00 Uhr

Seminar-Nachbereitung des Gnetzgauer Zeitbank-Projekts

Ich habe jetzt begonnen, hier im Internet-Blog das Seminar nachzuarbeiten. Wichtig ist, dass nicht nur ich sondern auch andere ihre "Hausaufgaben" machen.

(1) ... sich als Freund, Co-Autor usw. in den Blog anmelden, eintragen
(2) ... eine e-mail-Adresse "Maintaler-Zeitbank-Haßberge@web.de" anlegen und nutzen - Passwort für 3-6 Administratoren weitergeben
(3) ... Telefon-Kette "machen", Adress- und Telefonliste schreiben und verschicken
(4) ... jeder Teilnehmer sollte mindestens 1-2 Nachfragen bei anderen in der Liste innerhalb 2 Wochen nachfragen und mind. 4-5 Angebote "machen" - nur eines läßt sich wirklich realisieren.
(5) ... wer kann Bilder einscannen und hier in den Blog hineinstellen?

... Fortsetzung folgt

Vorher noch einmal etwas über Seminare, weil das hier eine gute Gelegenheit ist, darüber gemeinsam nachzudenken.
Grundsätzliches zu Seminaren

Man kann zwischen verschiedenen Seminartypen unterscheiden:

nach Dauer: Tages-, Wochenend- oder sogar ein Wochenseminar
nach der Art: Einführungs-, Aktions-, Vertiefungsseminar oder sogar eine internationale Kooperation

Tagesseminar

Ein Abendseminar -- wie z.B. das am Freitagabend im UBIZ -- das ca. 3-5 Stunden dauert, ist kurz genug, damit man Interessierte erreicht. Es ist ohne allzugroßen Aufwand vorzubereiten -- aber um ehrlich zu sein, man muss für die Vorbereitung schon 1-2 Tage rechnen. Um wirklich halbwegs nachhaltig zu sein ist eine intensive Nacharbeit von Seminarteilnehmern, Dozenten und Veranstaltern notwendig.

Wochenendseminar

Ein Wochenendseminar ist geeignet, sich etwas intensiver mit einem Thema oder einer Aktion zu beschäftigen. Die Vorbereitung ist noch intensiver. An Kosten treten u.a. auf Fahrtkosten, Referentenkosten, Verpflegung, Materialkosten. Häufig sind Bildungsstätten wie z.B. auch das UBIZ oder die Volkshochschule daran interessiert, Zeitbank- oder Regiogeld-Gruppen oder Interessenten einzuladen. Die Kosten sind in der Regel dann nicht so hoch.

Wochenseminar

Die Wochenseminare sollte man am besten in die Ferien legen; sie sind aber -- in einigen Bundesländern -- manchmal auch im Rahmen eines Bildungsurlaubs möglich. Diese Seminare erfordern eine gründliche Vorbereitung. Wichtig dabei ist jedoch, daß man den Freizeitcharakter entsprechend mit interessanten Seminarinhalten verbindet. Also warum nicht mal im Winter zur Zeitbank nach Südtirol fahren (in Meran oder in Bruneck gibt es solche Initiativen, oder in den Chiemgau übers Wochenende und den Sterntaler, Chiemgauer besuchen ...

Tips für Seminare

- wenn irgendmöglich vom "alten" Referent-Zuhörer bzw. Schüler-Lehrer-Stil abweichen
- Planspiele, Rollenspiele, Gruppenarbeit usw. einbauen
- Freizeit und Spaß muss auch vorbereitet und eingeplant werden
- "persönlich" einladen, schriftliche Einladung genügt alleine nicht, Einladungen an Kontaktpersonen (z.B. Lehrer, Vereinsvorsitzende usw.)
- zur inhaltlichen und psychologischen Vorbereitung ist ein lockeres Vorgespräch günstig, dadurch entsteht ein persönlicher Kontakt und mehr Interesse, die Hemmschwelle wird kleiner
- attraktiver Tagungsort, evtl. auswärts
- bekannte Referenten ziehen an, hemmen aber auch die Diskussion

 

von Gerhard Brand

"Viel mehr wert als Geld ist die Zeit" 16.11.2010

Dieser flott geschriebene Artikel von Manfred Wagner ist im Fränkischen Tag in Mainfranken/Steigerwald bzw. Hassberge erschienen. Er beschreibt die Lernwerkstatt Zweitwährung und geht auf die Gemeinsamkeiten zwischen Zeitbank, Tauschringen und Regiogeld ein - aber auch kurz auf die Unterschiede der verschiedenen Modelle.

Tauschring: Jeder hat im Alltag zu tun, und manches macht man ausgesprochen ungern. Ein Tauschring (Zeitbank) könnte Abhilfe schaffen. Das Prinzip ist einfach: Man bietet seine Talente an, also das, was man sowieso gerne tut, und sucht sich jemanden, der eine Dienstleistung anbietet, die man selber braucht.

Sieht wie Spielgeld aus, aber in Würzburg kann man damit Dienstleistungen von Mitgliedern eines Tauschrings "einkaufen". Gerhard Brand und Jutta Kendzia von der Zeitbank Würzburg stellten im Umweltbildungszentrum Modelle des "geldlosen" Tauschhandels vor.
Die Philosophie dahinter: Jede Tätigkeit ist gleich viel wert, und die Zeit wird zur Geldwährung. Jedes Mitglied einer Zeitbank hat sein "Konto", auf dem die geleistete Arbeitszeit im "Haben" und von anderen Teilnehmern erhaltene Leistungen im "Soll" verbucht werden. Damit ermöglicht die Zeitbank den bargeldlosen Tauschhandel unter den Mitgliedern.
Für eine Stunde geleistete Arbeit bekommt man dann beispielsweise 20 "Talente", "Peanuts" oder "Maintaler" gutgeschrieben - so nennen sich einige der selbst kreierten Währungen. Damit niemand nur schnorrt, gibt es einen maximalen "Kreditbetrag", der nicht überschritten werden darf.
Bei einem Seminar des Umweltbildungszentrums (Ubiz) in Oberschleichach ging es um diese alternative Wirtschaftsform. Gerhard Brand und Jutta Kendzia von der Zeitbank Würzburg stellten verschiedene Modelle vor. Die Idee hat etliche Anhänger gefunden. Bundesweit haben sich in rund 300 Tauschringen etwa 30 000 Menschen organisiert. Brand betonte, dass eine Zeitbank nicht bloß ökonomische, sondern auch handfeste soziale Vorteile biete.
Einerseits werden lokale Wirtschaftskreisläufe belebt, andererseits nachbarschaftliche Kontakte und gegenseitige Hilfeleistungen angebahnt. Auch derjenige, der wenig oder kein Geld hat, braucht sich nicht nutzlos und überflüssig zu fühlen, wurde betont.

Haustier versorgen

Selbst Ungelernte können ein Haustier versorgen oder zeitweise eine fehlende Oma ersetzen. Die Zeitbank schafft einen Ausgleich zwischen Geben und Nehmen, sie ist ein Weg zu neuem Selbstbewusstsein jenseits der herrschenden Macht des Geldes. Bei diesem System will sich niemand auf Kosten anderer bereichern, und das "Zeitgeld" vermehrt sich nicht automatisch durch Zinsbildung. Soweit die Theorie.
Die modernen Tauschhandelssysteme kennt man vor allem in den Großstädten. Interessenten finden sich auch im Kreis Haßberge. Der 49-jährige Johannes Plag aus Knetzgau gehört dazu. "Geld verdienen", sagt er, "darf immer nur Mittel zum Zweck sein, nie Selbstzweck. Wir leben nicht, um Geld zu verdienen, sondern wir verdienen Geld, um zu leben." Auf der Visitenkarte des Kunsthandwerkers steht eine Weisheit Buddhas: Tu, was du willst, aber nicht, weil du musst.
Seit vielen Jahren befasst sich auch Peter Bräuning aus Ebern mit dem Thema. Der gelernte Industriemechaniker hat kein Vertrauen in das herrschende Währungssystem. Er ist auf dem Sprung in die Selbstständigkeit und will Dienstleistungen aller Art anbieten. Am liebsten auf einer alternativen Basis wie dem Regiogeld.
Dieses alternative Zahlungsmittel gibt es bereits in etlichen Gebieten. Sie nennen sich Sterntaler, Urstromtaler oder Havelblüte. Der Chiemgauer gilt als Deutschlands erfolgreichste Regionalwährung. Mit ihm kann man in zahlreichen Gasthöfen, Geschäften und Läden einkaufen. Das Ziel: Das Geld soll in der Region bleiben und die regionale Wertschöpfung gestärkt werden.

Ergänzung zum Euro

Die alternativen Systeme verstehen sich zumeist als Ergänzung zum Euro. In der Sparkasse Rosenheim-Bad Aibling kann man den Chiemgauer 1:1 gegen Euro eintauschen. 2008 und 2009 wurden mit dem Chiemgauer immerhin Waren für über eine Million Euro umgesetzt.
Das Besondere am Chiemgauer besteht beispielsweise darin, dass das Sparen "bestraft" wird. Das Regionalgeld verliert automatisch jedes Quartal zwei Prozent an Wert. Was erst mal abschreckend klingt, hat unbestreitbare Vorteile: Wer das Chiemgauer-Geld besitzt, hortet es nicht, sondern gibt es möglichst schnell aus, um der Wertminderung zu entgehen. Das führt zum ständigen Kaufen und Verkaufen, also zu einem hohen Umlaufimpuls.
Aber von Chiemgauer Verhältnissen ist man hierzulande noch weit entfernt. Die Teilnehmer des Ubiz-Seminars vereinbarten, Adressen auszutauschen und miteinander in Verbindung zu bleiben. Plag kann sich vorstellen, dass auch im Haßbergekreis ein Tauschring entsteht. Und dass man irgendwann einmal mit dem Steigerwald- oder Haßbergtaler bezahlen kann.