Webinar mit David Begrich, Theologe und Sozialwissenschaftler, Arbeitsstelle Rechtsextremismus bei Miteinander e.V. in Magdeburg
Nach dem Bekanntwerden der Deportationspläne von zahlreichen Politiker*innen und Funktionär*innen aus dem Umfeld der AfD engagieren sich seit Monaten allerorts Menschen für Vielfalt und den Erhalt von Demokratie – nicht nur in Großstädten, sondern auch in vielen Kommunen. Selbst in Ostdeutschland, wo dieser Einsatz aufgrund der zwischenzeitlichen Dominanz der rechtsradikalen Partei oft Mut kostet. Nun finden parallel zur Europawahl am 9. Juni dieses Jahres in allen ostdeutschen Bundesländern Kommunalwahlen statt und die vergangenen Monate haben gezeigt, dass es zur Verhinderung eines Zugriffs auf die Macht durch AfD-Politiker*innen einer tatkräftigen Zivilgesellschaft vor Ort bedarf.
Attac Deutschland engagiert sich seit Jahren im Bündnis „Aufstehen gegen Rassismus“ und jetzt auch im kürzlich gegründeten Bündnis „Zusammen für Demokratie“, das lokal aktive Initiativen für Vielfalt und Demokratie unterstützt. Dabei geht es je nach Bedarf der Akteure vor Ort um die Bereitstellung von Infrastruktur, die Vermittlung von Künstler*innen das Angebot von Informationsmaterialien, Beratung und Trainings.
Der Theologe und Sozialwissenschaftler David Begrich ist Mitarbeiter der Arbeitsstelle Rechtsextremismus bei Miteinander e.V. in Magdeburg und beobachtet seit vielen Jahren rechtsradikale Entwicklungen und das Erstarken der AfD in Ostdeutschland. Im Webinar wird er darauf eingehen, was sich derzeit bewegt und was bei der Unterstützung lokaler Bündnisse wichtig ist: Wo liegen mögliche Fallstricke und welche Chancen gibt es?
VW steht für VerkehrsWende Film und Diskussion im Kino Endstation am 17.9.2024 19 Uhr

Am 17. September wird im Kino Endstation in Bochum die Film-Doku "VW steht für VerkehrsWende" gezeigt werden. Worum geht es? Im August 2022 ging eine Handvoll kreative Aktivist*innen für zwei Jahre in die „Höhle des Löwen“, nach Wolfsburg, ins Herz der Automobilindustrie. Ihr Ziel: Den automobilen Konsens aufbrechen – durch kreative Kampagnen und bunte Aktionen gemeinsam mit kämpferischen Arbeiter*innen ein Möglichkeitsfenster öffnen.
Der Film mit einigen Aktionsszenen und vielen Interviewpassagen zeigt die Wirksamkeit direkter Aktionen auf das gesellschaftliche Bewusstsein. „Es braucht nicht viele, um etwas zu bewegen“, so die Überzeugung der Aktivist*innen und Arbeiter*innen. Es geht darum die soziale und ökologische Frage zusammen zu denken und danach zu handeln.
Mit Tobi Rosswog wird einer der Autor*innen an dem Abend in Bochum anwesend sein und nach dem Film für eine Diskussion zur Verfügung stehen
Gemeinsam laden die Attac Regionalgruppe Bochum, das Kino Endstation, der Bahnhof Langendreer, die RadwendeBochum, die Rosa-Luxemburg-Stiftung NRW und der VCD Bochum-Herne-Gelsenkirchen zu dieser Veranstaltung ein.
Eintritt frei
Zum Inhalt des Films:
Die Krise der Automobil-und Zulieferindustrie ist da. Weit über 50.000 Stellen wurden in den letzten fünf Jahren verlagert oder vernichtet. Aber die Profite der Eigentümer wie Wolfgang Porsche oder dem Emirat Katar sprudeln dabei weiter.
Deswegen brauchen wir Konversion - den Umbau der Produktion auf Dinge, die wir wirklich brauchen - und Vergesellschaftung - die Fabrik denen, die darin arbeiten.
Dass die Aktionen der kreativen Aktivist*innen und kämpferischen Arbeiter*innenWirkung zeigen, wird in weit über 100 lokalen, bundesweiten und internationalen Presseberichten deutlich, sowie auch der Repression seitens des Staats und Kapitals. Je eine Hausdurchsuchung zu Beginn und zum Ende der Kampagne, unzählige Prozesse und ein Kooperationsverbot aller städtischen Einrichtungen durch den CDU-Oberbürgermeister geben einen ersten Eindruck - hier wurde ein Nerv getroffen.
Trailer und weitere Infos auf der Seite: https://film.verkehrswendestadt.de/
Globalisierungskritik neu denken!
Die einen reden vom Ende der Globalisierung, die anderen von ihrer glänzenden Zukunft. Was stimmt? Wie funktioniert Globalisierung heute? Und ist es wirklich so, dass der globalisierungskritischen Bewegung ihr Gegenstand abhanden gekommen ist?
Eine andere Welt ist jedenfalls immer noch möglich! Was müsste geschehen, um sie zu erreichen?
14.8.2024, 19.00 Uhr, Kofabrik, Stühmeyerstr. 33a, 44787 Bochum
Gemeinsam widersetzen Aktionen gegen den AfD-Parteitag in Essen
Laut und bunt!
Eine mit 50.000 Teilnehmer*innen beeindruckende Großdemonstration zeigte den Nazis, dass sie hier nicht willkommen sind. Beim Blick auf die Schilder und Transparente wurde aber auch deutlich, dass hier Menschen auf der Straße sind, die der Rechtsentwicklung insgesamt entgegentreten wollen. Es gab klare und heftige Kritik an der Politik der Parteien in Bund und Land, die mit ihrer Migrationspolitik ins gleiche menschenverachtende Horn blasen wie die AfD. Die Stimmung war klar: Wir müssen die AfD stoppen und wir brauchen eine andere, solidarische Politik im Lande!
Widersetzen
Unsere Blockade war eine von vielen, die ab 6 Uhr morgens in Essen an verschiedenen Stellen stattfanden und tatsächlich gelang es, der AfD den Raum zu nehmen, und zwar - gemäß der Losung von "Widersetzen" - friedlich und bunt und entschlossen. Die Delegierten konnten sich jedenfalls nicht auf normalem Wege aus dem Hotel zur Grugahalle begeben, Frau von Storch und andere mussten über Zäune klettern und sich - von der Polizei eskortiert - im wahrsten Sinne des Wortes durch die Büsche schlagen. An anderen Blockade-Punkten verlief die Auseinandersetzung weniger friedlich – nicht wegen der Demonstrant*innen sondern wegen brutalem und unverhältnismäßigem Polizeieinsatz.
Schikanen und Rechtsverstöße durch die Polizei
Teilnehmer*innen in Bussen aus Leipzig und Frankfurt wurden schon beim Aussteigen aus den Bussen aggressiv von der Polizei empfangen mit Pfefferspray und Schlagstockeinsatz. Gerade aus dieser Gruppe war die Anzahl der in Gewahrsam genommenen besonders groß und sie wurden zum Teil 24 Stunden festgehalten. Die letzten wurden erstSonntag abend gegen acht Uhr wieder freigelassen.Inzwischen hat das Team der Anwält*innen eine Stellungnahme zu den Vorgängen veröffentlicht: »Das Legal-Team, das sich anlässlich des AfD-Bundesparteitags in Essen und den angekündigten Gegenprotesten als ein Zusammenschluss von Rechtsanwält*innen zur rechtlichen Begleitung des Protestes gebildet hat, ist bestürzt über den Umgang von Polizei und Justiz mit größtenteils friedlichem Protest. Mehr auf widersetzen.com
Am 1. Juni: Gemeinsam gegen Rechts - Für ein solidarisches Europa Demonstration und Kindgebung

Wir von der Attac Regionalgruppe Bochum unterstützen den Aufruf zu einer Demonstration am 1. Juni. Wir wollen ein Zeichen setzen gegen ein Erstarken der AfD und unterstützen den Aufruf, den viele Organisationen in Bochum unterschrieben haben. Webseite des Bündnisses
1. Juni 12 Uhr, kurze Auftaktkundgebung vor dem Hauptbahnhof
Aufruf zum 1. Juni
Im Juni 2024 wird in den 27 Mitgliedsstaaten der Europäischen Union ein neues Europaparlament gewählt. In zahlreichen Ländern der EU haben rechtsextreme Parteien in den letzten Jahren enormen Zuspruch gefunden. Auch Parteien des demokratischen Spektrums verbreiten populistische Erzählungen und heizen die Stimmung an. Deutschland bildet hier keine Ausnahme.
Ein solidarisches Europa – Gegen Armut!
Die Zeiten mehrfacher Krisen belasten die Menschen in der Europäischen Union. Während fast 17 Prozent der Menschen in den EU-Staaten in Armut leben, wuchs das Vermögen in der EU seit 2019 kontinuierlich. Die Reichen werden immer reicher. Gleichzeitig setzen die Regierungen überall den Rotstift an, wenn es um die Unterstützung Bedürftiger geht. Die Kinder- und Jugendarmut ist in Deutschland auf einem Höchststand. Hier lebte 2023 mit drei Millionen Kindern jedes fünfte Kind unter der Armutsgrenze, EU-weit sind es sogar fast 20 Millionen Kinder. Die Ursachen der Armut in Europa könnten beseitigt werden, doch zahlreiche Parteien in Regierungsverantwortung tun viel zu wenig, um die Armut zu bekämpfen. Dies stärkt rechtsextreme Parteien. Statt die tatsächlichen Armutsursachen wirkungsvoll zu beseitigen, machen sie Migrant:innen, den Klimaschutz oder arme Menschen selbst verantwortlich. Beenden wir diese Hetze gegen Menschen in Not.
Für Menschenrechte und ein solidarisches Europa – Gegen Abschottungspläne!
2023 waren weltweit 110 Millionen Menschen auf der Flucht vor Krieg, Terror, Hunger und vor den Auswirkungen des menschengemachten Klimawandels. Die meisten Menschen suchen Zuflucht außerhalb von Europa. Trotzdem will sich die EU weiter abschotten und Menschen auf der Flucht ein Leben in Sicherheit verwehren, obwohl die notwendigen Ressourcen dafür vorhanden sind.
Die EU ist nicht bereit, den notwendigen und menschenrechtlich garantierten Schutz zu gewähren. Rechte Parteien gehen sogar noch weiter und fordern eine komplette Abschottung der EU und die Abschaffung des Rechts auf Asyl.
Das nehmen wir nicht hin. Wir fordern ein Europa als sicheren Hafen für alle Menschen, die vor Gewalt, Verfolgung, Armut oder Hunger fliehen müssen. Wir stehen solidarisch an der Seite der Menschen auf der Flucht und wehren uns gegen Angriffe auf das Menschenrecht Asyl. Gleichzeitig fordern wir eine Bekämpfung von Fluchtursachen; seien es Krieg, Unterdrückung, Verfolgung, Armut oder die Auswirkungen der Klimakatastrophe.
Ein solidarisches, offenes und buntes Europa – Für alle!
Wir wollen ein Europa, in dem alle Menschen unabhängig von ihrer Herkunft, der Farbe ihrer Haut, ihres Glaubens, ihrer Lebensweise oder ihrer sexuellen und geschlechtlichen Orientierung gut und körperlich selbstbestimmt leben können.
Wir rufen alle Demokrat:innen auf, eine Woche vor der Europawahl mit uns auf die Straße zu gehen und für ein solidarisches, offenes und buntes Europa zu demonstrieren. Geht am 9. Juni zur Europawahl, wählt demokratisch und verteidigt die Demokratie!
Samstag 1. Juni 2024
12 Uhr am Hbf Bochum
Zusammenhalten – jetzt geht es vielerorts um Vielfalt und den Erhalt von Demokratie Webinar 22.04.2024 19:00 - 20:30

Brunch und Wissen (Kopie 2) Bericht von der Veranstaltung "Das Desaster verhindern - eine bessere Welt ist möglich!"

Gestern war auf Einladung der Regionalgruppe Bochum von Attac Markus Wissen zu Gast in der KoFabrik und die 40 Teilnehmenden erlebten einen spannenden und kompetenten Vortrag:
Markus Wissen ist gemeinsam mit Ulrich Brand Autor des 2017 erschienenen Buchs „Die imperiale Lebensweise“ und er griff diesen Titel direkt in seiner Einleitung auf und erläuterte noch einmal, was damit eigentlich gemeint ist. Es geht hierbei nicht – wie vielfach interpretiert – um eine persönliche Schuldfrage, sondern um strukturelle Verhältnisse, in die Lebensweise der Menschen eingewoben sind. Markus Wissen erläuterte das am Beispiel der Mobilität und der Autozentriertheit unserer Gesellschaft, die nur deshalb so existieren kann, weil die damit zusammenhängende Autoproduktion auf Ressourcen und Senken in anderen Teilen der Welt günstig zugreifen kann. Und alles ist auf diese Art Mobilität zugeschnitten, so dass man sich dem nur schwer entziehen kann.
Die Externalisierung der Kosten dieser Lebensweise kennzeichnet auch den derzeitigen Versuch, dieses Mobilitätskonzept aufrechtzuerhalten und die Mobilitätswende nur als Antriebswende zu begreifen (Elektro statt Verbrenner). Das funktioniert nur, wenn die Lithium-Vorkommen etwa in Chile für die riesigen Anforderungen einer solche Umstellung zur Verfügung stehen – auf Kosten der dortigen Bevölkerung, der das Wasser und der Lebensraum entzogen wird.
Bei der Veranstaltung sollte es aber nicht nur um das Verständnis dieser imperialen Lebensweise gehen, sondern um eine Analyse des Zustands des Kapitalismus und die Ansätze für eine solidarische Lebensweise. Zu dieser Fragestellung hat Markus Wissen - wieder gemeinsam mit Ulrich Brand - ein neues Buch geschrieben, das noch diesem März erscheinen wird. Titel des Buches: „Kapitalismus am Limit. Öko-imperiale Spannungen, umkämpfte Krisenpolitik und solidarische Perspektiven“.*
Die aktuelle Situation ist dadurch gekennzeichnet, dass es drei Krisen gibt, die vielfältig miteinander verschränkt sind: zum einen die Krise des Neoliberalismus, der seit den 1980er Jahren weltweit zum herrschenden Regime kapitalistischen Wirtschaftens geworden war. Mit der Finanzkrise 2008 geriet der Neoliberalismus in die Krise – nur mit Milliardensummen aus den Staatshaushalten konnten damals die sogenannten „systemrelevanten“ Player gerettet werden. Zum Zweiten befindet sich auch die kapitalistische Produktionsweise selbst in einer fundamentalen Krise, weil sie darauf angewiesen ist, sich nicht kapitalistische Bereiche der Welt oder der Gesellschaft einzuverleiben. Diese Räume werden ständig enger und werden zunehmend auch von, auf anderen Kapitalismen wie China, Brasilien usw. eingenommen. Der dritte Krisenbereich betrifft die Überbeanspruchung der Natur bzw. der natürlichen Ressourcen. Dem Kapitalismus liegt ein Wachstumszwang zugrunde, der immer mehr in Widerspruch zu den natürlichen Ressourcen gerät, er entzieht sich selbst förmlich die Grundlage
Bei den Strategien zur Bewältigung dieser Krisen macht Markus Wissen im Wesentlichen drei Konzepte aus:
Rechter Autoritarismus, grüner Kapitalismus und eine echte sozial-ökologischen Transformation mit dem Ziel einer solidarischen Lebensweise. Da die beiden anderen Strategien keine Lösung für das grundlegende Problem der inneren Widersprüche und des Widerspruchs zwischen immer mehr Wachstum und planetaren Grenzen vorweisen können – kann die Lösung nur in einer solidarischen Lebensweise liegen. Dazu gehört:
Orientierung auf Suffizienz statt Effizienz– also Lebensweise in den Grenzen der ökologischen Tragfähigkeit, nicht als Verzichts- sondern als Bedarfs- und Wertediskussion.
Gebrauchswertorientierung und Logik der Sorge: An der Daseinsvorsorge wird der Widerspruch zwischen Markt- und Profitorientierung auf der einen Seite und Gemeinwohlorientierung auf der anderen Seite deutlich. Es geht darum, Wirtschaften vom Bedarf aus zu denken und zu organisieren.
Die Grundbedingung einer solidarischen Lebensweise ist soziale Gleichheit – ein auskömmliches Leben für alle muss im Zentrum des politischen Handelns stehen.
Und schließlich braucht es eine radikale Demokratie. Angesichts von Autoritarismus und tiefer Krise der liberalen Demokratie muss die Demokratie in Wirtschaft und Alltag Einzug finden.
Markus Wissen betonte, dass diese Analyse natürlich nicht bedeutet, dass der Kapitalismus mit dieser Krise tatsächlich am Ende ist und wir natürlich heute nicht wissen, welche neuerlichen Anpassungsfähigkeiten er entwickelt, aber diese Krise erfordert Antworten, die über die kapitalistische Eigentumsverhältnisse hinausweisen.
In der nachfolgenden lebendigen Diskussion berichtete Markus Wissen dann von einem Beispiel einer besetzten Fabrik eines Autozulieferers in Florenz , bei der die Arbeiter*innen sich nicht nur gegen die Schließung der Fabrik zur Wehr setzen, sondern anstelle der Achsproduktion eine Umstellung auf Produkte für regenerative Energien anstreben. Die Eigentumsfrage wird – so Markus Wissen – ein wichtiger Schlüssel für die zukünftige Auseinandersetzung. Deshalb sei es auch so wichtig, dass vermehrt Vergesellschaftungskonzepte diskutiert – und wie bei Deutsche Wohnen enteignen – auch praktisch angegangen werden.
Soweit der Versuch einer Zusammenfassung, der die Lektüre des spannenden Buches sicherlich nicht überflüssig macht.
*Das Buch erscheint Ende März im oekom-Verlag (ISBN 978-3-98726-065-0, Print 24,00 Euro)