Offizieller Start des Organisationsprozesses des Weltsozialforums Benin 2026
In Anwesenheit von traditionellen Häuptlingen, Behörden und Akteuren der Zivilgesellschaft hat die „Globale Konvergenz der Kämpfe für Land und Wasser“ (CGLTE OA) am 31. Juli 2024 offiziell den Organisationsprozess des Weltsozialforums (WSF) gestartet, das für 2026 in Cotonou geplant ist.
Ziel dieses Treffens war es, Informationen über das WSF auszutauschen und die Zusammenarbeit zwischen den Mitgliedern der Zivilgesellschaft, den traditionellen Oberhäuptern und den lokalen Behörden zu stärken. An diesem Tag wurden mehrere wichtige Reden gehalten, insbesondere die des Sprechers der CGLTE OA, Masso Kone, und des Präsidenten der Alliance of Traditional and Customary Chiefs of West Africa.
In seiner Rede hob der Sprecher die Wahl Benins als Gastgeber des nächsten Forums durch den International Council des WSF hervor und betonte die beispielhafte Gastfreundschaft, die in diesem Land herrscht. Er hob auch die Bedeutung dieses Treffens in Cotonou hervor und erklärte, dass Afrika, das reich an kulturellen Werten ist, seine Ältesten, die durch traditionelle Häuptlinge symbolisiert werden, wertschätzen muss. Das Engagement der Ältesten und anderer Beteiligter, darunter auch der brasilianischen Vertreter, hat die Entschlossenheit gestärkt, die Organisation des Forums zu realisieren. Dieses Engagement wäre ohne die Unterstützung der Behörden und der traditionellen Häuptlinge nicht möglich.
Der Präsident der Alliance of Traditional and Customary Chiefs of West Africa rief seinerseits die traditionellen Häuptlinge und Behörden dazu auf, sie bei der Mobilisierung der Bevölkerung zu begleiten und zu unterstützen.
Auf der Tagesordnung standen eine Darstellung der Herausforderungen des Weltsozialforums und seiner Charta sowie Überlegungen zu den positiven Ergebnissen früherer Foren. Ziel dieser Diskussionen war es, die besten Ansätze zu ermitteln, um den Erfolg der Ausgabe 2026 zu gewährleisten.
Die Teilnehmer nahmen auch an Gruppenarbeiten teil, bei denen sie das Konzept, den Fahrplan des Forums und den Aktionsplan der traditionellen und gewohnheitsmäßigen Oberhäupter Westafrikas vorstellten.
Dieser gemeinsame Prozess markiert den Beginn einer ehrgeizigen Reise hin zu einem inklusiven WSF, das positive Veränderungen in der Region und darüber hinaus bewirken wird, da Benin zwar Gastgeber, aber Afrika der Organisator ist.
Das Wichtige zuerst. Auch 2026 wird es wieder ein Weltsozialforum geben, denn: „Das WSF 2024 in Kathmandu hat gezeigt, dass die globale Zivilgesellschaft immer noch eine starke Stimme hat,“ sagte Netra Timsina, Mitglied des nepalesischen Organisationskomitees, "Es gibt immer noch eine lebendige Stimme, die sich gegen Völkermord, Krieg, Klimakatastrophe, Populismus und soziale Ungleichheit ausspricht."
Rund 50.000 Menschen aus aller Welt waren Mitte Februar in die Hauptstadt Nepals zum 17. Weltsozialforum gekommen und hatten mit ihrem politischen Engagement und ihrer offenkundigen Bereitschaft zur weltumspannenden Kooperation die Mitglieder des Internationalen Rats des WSF ermutigt, die 2001 im brasilianischen Porto Alegre begonnenen Treffen der sozialen Bewegungen fortzusetzen. Er beschloss, dass das nächste WSF 2026 im westafrikanischen Benin stattfinden wird und folgte damit dem Vorschlag einer Koalition von 300 afrikanischen Organisationen. Die Phase der Stagnation nach den Corona-Jahren scheint damit überwunden.
Während des fünftägigen Treffens in Kathmandu wurden in über 400 Veranstaltungen zu 13 zentralen Themen diskutiert, darunter Gemeinwirtschaft, Migration, Diskriminierung, Gender, Kultur, Krieg und Frieden, Klimawandel, Rechte indigener Gruppen, Menschenrechte.
Am Tag vor der Eröffnung des WSF sandte UN-Generalsekretär António Guterres eine Gruß- und Solidaritätsbotschaft: "Das Weltsozialforum stellt einen wichtigen Raum dar, um Stimmen Gehör zu verschaffen, sich auf die Schwächsten zu konzentrieren, neue Hoffnung zu geben und innovative Lösungen für den Planeten zu finden". Guterres verteidigt das "Zusammenstehen für das Gemeinwohl" als grundlegende Notwendigkeit in "einer Zeit eskalierender Konflikte und zunehmender geopolitischer Spaltungen".
Die Eröffnungsveranstaltung begann mit einem aufrüttelnden Appell Walden Bellos: „Wir stehen alle vor einer Klimakatastrophe. Wir haben den neoliberalen Kapitalismus, obwohl er sich in all seinen Annahmen als falsch erwiesen hat", sagte der renommierte philippinische Wissenschaftler und Verfechter der Rechte des globalen Südens. „Wir haben den globalen Aufstieg des Faschismus, eines Faschismus, der eine Gruppe von Menschen unter die Herrschaft einer anderen Gruppe von Menschen stellen will", sagte Bello.
Es folgte die traditionelle Demonstration durch das Zentrum von Kathmandu, einer Stadt mit rund 5 Millionen Einwohnern. Einige Gruppen trugen lange Transparente, während andere Teilnehmer bunte, handgeschriebene Schilder hochhielten, auf denen sie ihre Forderungen zu Themen wie Schuldenerlass, Kampf gegen Kastendiskriminierung und die Rechte von Landarbeitern verkündeten.
Bei diesem Treffen, das im Herzen Asiens stattfand, gab es natürlich eine starke lokale und regionale Präsenz, insbesondere aus Nepal selbst und aus dem benachbarten Indien, und dabei vor allem aus den am stärksten marginalisierten Gruppen wie den Dalits (die Kaste der Unberührbaren), Bauern, vielen feministischen Basisaktivistinnen, Gewerkschaftern und aus historisch marginalisierten indigenen Völkern. Als „einen Hauch von frischer Luft“ kommentierte ein Teilnehmerin die starke Präsenz junger Menschen, insbesondere auch der 750 Freiwilligen, die die Logistik des Treffens unterstützten. Insgesamt waren die nicht-asiatischen Teilnehmergruppen deutlich unterrepräsentiert: wenige Europäer und Nordamerikaner und fast keine Vertretung aus Afrika.
Von den zahlreichen Verabredungen und Aufrufen sei stellvertretend der von dem belgischen Historiker und Aktivisten Eric Toussaint über die wachsende Gefahr des Aufstiegs der extremen Rechten in verschiedenen Teilen der Welt hervorgehoben. Er betont die Notwendigkeit, eine breite internationale Front zu bilden, um ihr entgegenzutreten und auch über das WSF hinaus neue Formen der gemeinsamen und solidarischen Mobilisierung zu suchen.
Hugo Braun
+Anmerkung:
Das WSF entstand 2001 mit dem ersten Treffen in Porto Alegre. Initiatoren waren Gruppen, die aus der Erhebung der Zapatistas in Chiapas (Mexico) 1994 hervorgegangen waren sowie europäische Organisationen wie das soeben in Frankreich gegründete Attac. Die Charta der Prinzipien aus dem Jahr 2001 definiert die Identität des Weltsozialforums:
„1. Das Weltsozialforum ist ein offener Treffpunkt für reflektierendes Denken, demokratische Debatte von Ideen, Formulierung von Anträgen, freien Austausch von Erfahrungen und das Verbinden für wirkungsvolle Tätigkeit, durch und von Gruppen und Bewegungen der Zivilgesellschaft, die sich dem Neoliberalismus und Herrschaft der Welt durch das Kapital und jeder möglichen Form des Imperialismus widersetzen, und sich im Aufbauen einer planetarischen Gesellschaft engagieren, die auf fruchtbare Verhältnisse innerhalb der Menschheit und zwischen dieser und der Erde engagieren.“
Attac Deutschland ist mit einem Sitz im Internationalen Rat des WSF vertreten. Ein weiteres Mitglied aus Deutschland stellt „Brot für die Welt“, das Hilfswerk der evangelischen Kirche für Entwicklungszusammenarbeit.