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3. Januar 2011 - Luz Maria de Stefano Zuloaga de Lenkait:

Gleich zu Beginn dieses Neuen Jahres 2011 gibt der schreckliche Anschlag auf Christen in Ägypten und seine Behandlung in der Süddeutschen Zeitung Anlass zu einer Stellungnahme zu

Süddeutsche Zeitung (SZ) vom 3.1.2011:
„Terror gegen Christen in Ägypten“ von Christiane Schlötzer

und SZ-Kommentar:
„Ägyptens Fassade bröckelt“ von Tomas Avenarius

Schuldzuweisung keine Aufgabe der Medien, schon gar nicht voreilig

Auch wenn das Massaker an Christen in Ägypten am 2.1.2011 die ganze Welt erschüttert, ist eine Schuldzuweisung wie im SZ-Artikel vom 3.1.2011 „Terror gegen Christen in Ägypten“ von Christiane Schlötzer, an wen auch immer, nicht nur voreilig, sondern auch keine Aufgabe der Medien. Genauso voreilig war die Schuldzuweisung für das Terror-Attentat gegen die Zwillingstürme in New York am 11.9.2001, schon bevor das FBI zu ermitteln begann. Die Gleichschaltung der Medien hinter dem US-Kommando erzielte den Angriff auf Afghanistan. Al-Qaida wurde als Aggressor bezeichnet. Ohne Beweise, ohne Ermittlungen. Dieselbe voreilige unbewiesene Verurteilung durch westliche Medien ist auffällig in Bezug auf das unmenschliche Attentat in Ägypten.

In welchem Kontext bewegen wir uns jetzt angesichts dieses entsetzlichen Ereignisses, wiederum mit vorschneller Schuldzuweisung? Wer will es benutzen und zu welchem Zweck? Hinweis: Wo wird diese Schuldzuweisung auch noch verbreitet?

Die Täter in Kairo zielten klar auf christliche Gläubige, stellt US-Präsident Barack Obama richtig fest, ohne jemanden die Schuld zu zuweisen. Ägyptens Präsident Hosni Mubarak macht „ausländische Kräfte“ für die verbrecherische Tat verantwortlich. Bislang hatte die ägyptische Regierung stets erklärt, Al-Qaida sei im Land nicht nennenswert aktiv. Bekannt hat sich zu der Tat bislang niemand. Die Schuldzuweisung an Al-Qaida stammt laut SZ vom Gouverneur Alexandrias. Das ist zu einfach und unbegründet, um zu rechtfertigen, dass sich die SZ mit einem Untertitel auf der Seite Eins zu seinem Echo macht.

Wer hat ein starkes Interesse daran, einen Keil zwischen Christen und Muslimen zu treiben? Die wichtigsten muslimischen religiösen Führer Ägyptens verurteilten sofort den feigen Anschlag gegen die Christen. Alexandrias Erzbischof warf den Sicherheitsbehörden vor, sie sprächen vorschnell von einem Selbstmordanschlag, wenn Augenzeugen zufolge ein Auto von zwei Männern direkt vor der Kirche geparkt wurde, um später zu explodieren. Bemerkens- und lobenswert ist es, dass Muslime und Christen gemeinsam gegen die terroristische Gewalt demonstrierten. Alle diese Fakten sind Anlass für breitere und tiefere Überlegungen, die im Artikel von Christiane Schlötzer nicht zu finden sind.

Der SZ-Kommentar von Tomas Avenarius „Ägyptens Fassade bröckelt“ über dasselbe Thema am selben Tag verfällt dagegen nicht in Schuldzuweisung. Stattdessen spekuliert er über „die Chance, die verhassten Notstandsgesetze aufrecht zu erhalten“ und stellt die Frage, „ob Mubarak ein weiteres Mal antritt oder einen Nachfolger ins Amt hievt, der die Interessen seiner Elite auf Kosten der breiten Masse wahrt.“ Zu Recht stellt Tomas Avenarius fest: „Die Menschenrechtslage ist katastrophal, das Regime korrupt, die Fassaden-Demokratie eine Farce.“

In einem solchen dekadenten Zustand ist alles möglich. Ein Grund mehr, vorsichtig zu sein, um nicht ein voreiliges Urteil zu fällen.

Luz María De Stéfano Zuloaga de Lenkait