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Statements

Netzwerk Steuergerechtigkeit - Christoph, Julia, Michaela und Yannick

Revolution oder Reform?
Die Verfassung soll Obergrenzen für Reichtum festschreiben. Eine Kombination aus progressiver Vermögensteuer, hoher Erbschaftsteuer und höheren Steuersätzen für hohe Einkommen und Unternehmensgewinne soll dafür sorgen, dass Milliardenvermögen und die damit einhergehende Macht Geschichte sind. So lässt sich ganz grob die “Steuer-Revolution” zusammenfassen, wie sie Karl-Martin Hentschel und Alfred Eibl in ihrem neuen Buch beschreiben. Nicht nur im Vergleich dazu sind die Reformvorschläge im Jahrbuch Steuergerechtigkeit 2024 alles andere als radikal. Sie würden das Wachstum von knapp hundert Großkonzernen und knapp zweihundert Milliardenvermögen lediglich halbieren und trotzdem 75 Milliarden Euro Umschichtungspotenzial schaffen. Wie, erfahren Sie am kommenden Mittwoch. Wie die beiden Vorschläge zusammenpassen, besprechen wir mit Karl-Martin in unserem aktuellen Podcast, wie stets auch auf YouTube. Und was sich im letzten Monat getan hat, erfahren Sie in diesem Gerechtigkeits-Check. Darunter zwei revolutionäre Ideen. 1) Digitalkonzerne fair besteuern (aus unserer aktuellen Studie) und 2) eine Mindeststeuer für Individuen (wie sie der französische Finanzminister und Gabriel Zucman bei der G20 gefordert haben).
Netzwerk Steuergerechtigkeit - Gerechtigkeits-Check 2/2024 (3.3.2024)

P. Dr. Jörg Alt SJ, Ukamazentrum der Jesuiten für die sozial-ökologische Transformation, Sozialethiker, Klimaaktivist

In meinen Vorträgen und Diskussionen höre ich oft die Frage: "Wer soll denn das, was jetzt nötig ist, alles bezahlen?" Eine kompakte und für den nicht-Experten verständliche Antwort darauf liefert das vorgelegte Buch "Steuerrevolution". Es enthält nicht nur ein aufeinander abgestimmtes Maßnahmenpaket aus einem Guss, sondern erläutert zudem den historisch-ethischen Kontext, in dem ein gerechtes und nachhaltiges Steuersystem seinen Platz hat.

Prof. Dr. Christoph Butterwegge, Politikwissenschaftler und Armutsforscher.

Wer die wachsende sozioökonomische Ungleichheit für das Kardinalproblem unserer Gesellschaft hält und nach Möglichkeiten zu seiner Lösung sucht, kommt an einer Umverteilung des Reichtums von Oben nach Unten nicht vorbei. Das wichtigste Instrument, um die Ungleichheit in Deutschland zu verringern, sind schärfere Kapital- und Gewinnsteuern. Deshalb rufen Karl-Martin Hentschel und Alfred Eibl eine „Steuerrevolution“ aus, die zweifellos nötig ist, wenn es in Deutschland gerechter zugehen soll. Ein in sich schlüssiges Konzept dafür findet sich in dem Buch gleichen Titels, das auch viele interessante Vergleiche mit den Steuersystemen anderer Länder enthält und aus ihnen Verbesserungsvorschläge für das hiesige Steuersystem ableitet.

Detlev von Larcher, MdB (SPD) 1990 - 2002

Den beiden Autoren, Karl-Martin Hentschel und Alfred Eibl ist mit ihrem Büchlein "Steuerrevolution"ein bedeutender Beitrag  zu Gerechtigkeit und Klimaschutz gelungen. Besondere Bedeutung kommen den Seiten 39 bis 55 über "Die groß Transformation" zu. Die Grenzen des Wachstums und des Kapitalismus erklären sie in allen Dimensionen anschaulich und gut verständlich, ebenso, wie die sich daraus ergebenden zwingenden Handlungsfelder und die dabei zu beachtenden Widerstände und Porbleme. ( Herkulesaufgaben)  Der Bezug zum Frauenhofer IWES auf S.49ff ist sehr aufschlussreich. Hier wird nachgewiesen, dass Zukunftsinvestitionen durch öffentliche Kredite  (Schulden) finanziert gehören und dass durch schuldenfinanzierte, staatliche Investitionen die Inflation nur dann gefördert wird, wenn dieGrenzen der physischen Ressourcen der Gesellschaft ( Rohstoffe, verfügbare Arbeitskräfte...) überfordert werden, sprich die Nachfrage das Angebot übersteigt. Sie zeigen, dass für die öffentlichen Investitionen kein Steuergeld gebraucht wird, sondern dass sie kreditfinanziert erfolgen können. Das wichtige Steuerproblem ist vor allem wegen der immer schiefer werdenden Reichtumsverteilung ein Gerchtigkeitsproblem.

Dr. med. Dieter Lehmkuhl, Mitgründer von #TaxMeNow

Wer sich über die Bedeutung von Steuern und Steuerpolitik im Kontext von Ungleichheit, Begrenzung zerstörerischem Reichtums, Demokratie und dem Finanzbedarf für dringende gesellschaftlichen Aufgaben grundlegend orientieren will, kommt an diesem gut lesbaren Buch nicht vorbei. Ohne eine „Steuerrevolution“ lassen sich all diese Probleme nicht lösen. Ich kenne kein überzeugenderes Steuerkonzept. Starke organisierte Interessen - vergleichbar der fossile Brennstoffindustrie bei einer Politik für Klimaschutz und für den Erhalt der Lebensgrundlagen - stehen dem entgegen. Es kommt darauf an, politischen Mehrheiten für eine solche Steuerrevolution zu mobilisieren. Die Zeit ist mehr als überfällig. Das Buch gibt die Blaupause vor. Bei Steuerpolitik geht es elementar um Gerechtigkeits- und Demokratiefragen wie auch – angesichts der ökologischen Zerstörung – überhaupt um eine noch lebenswerte Zukunft für alle.

 

Jörg Sutter, Sonnenenergie 1|2024, Buchvorstellung

Einige Fragen versucht dieses Buch zu beantworten: „Wie kann ein Steuersystem zu einer sozialen und nachhaltigen Gesellschaft beitragen?“, ist eine davon.
Dafür beschreiben die Autoren die historische Entwicklung der Steuern früher in Mesopotamien und Ägypten - lange bevor 640 v. Chr. die ersten Geldmünzen erfunden wurden - bis heute. Dass wir auch heute Steuern und Abgaben brauchen, ist unbestritten. Doch wie könnte ein zukünftiges Steuersystem aussehen, das soziale Gerechtigkeit und den Klimaschutz in den Fokus nehmen? Nicht am Status quo, sondern an der Notwendigkeit orientieren sich die konkreten Vorschläge der beiden Autoren, die auch z. B. die Finanzierung des Sozialstaats detailliert analysieren, die europäische Finanzpolitik betrachten und appellieren, mehr Akzeptanz durch eine Stärkung der Kommunen zu erreichen.