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Geplantes Gewerbegebiet Benzäcker Jutta Grieb, Mundelsheim

18.1.2023

Stellungnahme

Sehr geehrter Herr Seitz, sehr geehrte Damen und Herren Gemeinderäte,

das geplante Gewerbegebiet in den Benzäckern ist ein Projekt, welches sich in Anbetracht der derzeitigen Weltlage von selbst verbietet.
Wir befinden uns mitten in einer absoluten Klimakatastrophe. Täglich erscheinen Berichte in allen Tageszeitungen, täglich wird es thematisiert in Nachrichtensendungen und Reportagen im Fernsehen.
Die Erwärmung unseres Klimas schreitet unaufhaltsam voran. Der vergangene Sommer 2022 hat uns mehr als deutlich vor Augen geführt, was wochenlange Hitze ohne auch nur einen Tropfen Regen, für Gärten, Felder, Wälder usw. bedeutet.

Laut neusten Berichten schmilzt jeder zweite Gletscher bis zum Ende des Jahrhunderts weg. Selbst bei einer begrenzten Erderwärmung auf 1,5 Grad Celsius, im Vergleich zum vorindustriellen Zeitalter, werden bis zum Jahr 2100 49 % aller 215.000 Gletscher abschmelzen. Bei einem durchschnittlichen globalen Temperaturanstieg von 4 Grad würden weltweit 83 % aller Gletscher verschwinden. Das Schmelzen der Gletscher hat dramatische Folgen: durch das Schmelzen steigt der Meeresspiegel, es kommt zu Überschwemmungen in Küstengebieten.
Außerdem sind Gletscher natürliche Süßwasserspeicher. Wenn sie weggeschmolzen sind bedeutet das zwar nicht, dass wir kein Wasser mehr haben, aber das Wasser wird nicht mehr kommen, wenn wir es benötigen! Nämlich in trockenen, heißen Sommermonaten! Wenn das Eis verschwunden ist muss vor allem in Dürrephasen mit Wasserknappheit gerechnet werden. Dies ist ein Problem für Bewässerung, Trinkwasser, Warentransport, Fauna und Flora!

In Somalia hat es bereits 4 Jahre in Folge nicht geregnet. Dürre und Hungersnot zwingen die Menschen dazu ihr Land zu verlassen. Dürre, Hungersnot, Flucht….. ein Teufelskreis, verursacht durch reiche Industrienationen. Darum kann es keine alleinige Entscheidung der Mundelsheimer BürgerInnen sein. Es ist unser aller Erde, wir können und dürfen diese nicht ausbeuten, als hätten wir noch eine zweite zur Verfügung.

Mundelsheim ist eine einmalig gewachsene Kulturlandschaft, rund um den Ort grünt und blüht es zur Vegetationszeit. Auf Feldern, Wiesen und in Weinbergen finden zahlreiche Tiere Lebensraum. Menschen finden hier Erholung von anstrengenden Arbeitstagen in Städten im Großraum Stuttgart. Menschen entscheiden sich bewusst für ein Leben auf dem Land, um der Hektik zu entgehen und ihren Feierabend in der Natur und in Ruhe zu verbringen.

Die Benzäcker sind bekannt als Frischluftschneise für Mundelsheim. Sitzen wir bei einer Bebauung der Benzäcker in einem stickigen Kessel?
Nicht weniger bekannt sind die Benzäcker als „Schwamm von Mundelsheim“. Die Äcker in den Benzäckern sind sehr fruchtbar, Wasser kann dort lange gespeichert werden. Wird die vorhandene Quelle in den Benzäckern durch die Bebauung für immer „begraben“. Wird sie ebenfalls versiegelt und für immer zerstört?
Es ist allgemein bekannt, dass durch Flächenversiegelungen der Grundwasserspiegel sinkt.
Ohne Wasser gibt es kein Leben!

Gibt es mittlerweile genug Ausgleichsflächen für Mundelsheimer Landwirte?
Wir dürfen ihnen in ihrer Erwerbstätigkeit nicht schaden! Sie benötigen Land zur Bewirtschaftung. Ein Angebot an Grundstücken, welche weiter entfernt sind und nicht im näheren Gebiet des Neckartals liegen, wäre völlig kontraproduktiv. Dies würde wiederrum die Umwelt zusätzlich belasten.
Wo können Landwirte konkret weiterhin Lebensmittel für Mensch und Tier anbauen?

In vielen Berichten hieß es, der Obst- und Weinbau bleibt vom Industriegebiet unberührt. Gilt dies auch noch, wenn Kreisel als Zufahrt zum Industriegebiet gebaut werden müssen? Werden hier Teile von Obstplantagen und Weinbergen benötigt?
Oder kann dies mit absoluter Zuverlässigkeit ausgeschlossen werden?
Wie sieht es aus mit der Bodenseewasserversorgung? Hat diese Kapazitäten und ist willens ein zusätzliches Industriegebiet mit Wasser zu versorgen?

Reicht das Mundelsheimer Klärwerk aus, das zusätzliche Abwasser eines Industriegebietes zu erfassen?
Das Kanalsystem muss ausgebaut werden. Werden diese Kosten umgelegt auf die Firmenbetreiber der sich eventuell ansiedelnden Firmen?
Oder werden die Kosten auf Mundelsheimer BürgerInnen abgewälzt?
Es bedarf einer klaren, ehrlichen und verbindlichen Information für alle BürgerInnen.

Was geschieht, wenn ein Investor das Grundstück weiterverkauft?
Hat die Gemeinde dann noch irgendeinen Einfluss auf Firmen, welche sich in den Benzäckern ansiedeln wollen? Könnte es theoretisch passieren, dass sich dann amerikanische, chinesische oder etwaige andere Firmen auf den Benzäckern ansiedeln? Oder kann dies mit absoluter Sicherheit ausgeschlossen werden?
Ich bitte um ausführliche Informationen hierzu.

 

Da der Klimawandel unaufhaltsam voran schreitet muss die Menschheit radikal umdenken und umlenken. Bei der Demo „Feld, Flur und Asphalt statt Beton und Asphalt am 4. Dezember 2022 in Mannheim wurde deutlich wieviel Ackerboden auf unserem Planeten vernichtet werden. Allein im Großraum Mannheim hier 12 ha, dort 37 ha, nochmal 25 ha und leider noch viel viel mehr…..Es war erschreckend und furchteinflößend! Die Menge an Versiegelungen macht es…
Wer erlaubt uns, unseren Wohlstand auf Kosten der Armen und Schwachen aufzubauen?
Noch ist es nicht zu spät, sich von diesem Projekt zu verabschieden. Noch ist es nicht zu spät die Reißleine zu ziehen. Damit unsere Kinder und Kindeskinder auf diesem Planeten eine lebenswerte Zukunft haben.

 

Mit freundlichen Grüßen

 

Jutta Grieb
Bürgerinitiative Benzäcker erhalten

 

Mundelsheim, den 18.01.2023