Menü

Fairteilen

Das Büchlein von 94 Seiten im Format von 18 cm x 11,5 cm - es ist die Nr. 27 in der Reihe der AttacBasisTexte - ist äußerlich klein, bietet aber viel Inhalt zum Mitdenken und eigentlich zum Mitrechnen.


Es beginnt mit einem Blick auf die vorkapitalistische Vergangenheit. Wie lange wurde früher gearbeitet? Überlegungen und ein paar Daten ergeben die Antwort, dass die tatsächliche Jahresarbeitszeit in der vorindustriellen Gesellschaft durchaus der Arbeitsdauer in den heutigen Industriegesellschaften entsprach. Die Geschichte des Kampfes um die 48-Stunden-Woche und dann um die 40-Stunden-Woche wird in Erinnerung gerufen. Ab Mitte der 1970er Jahre erfolgte die Wende zum Neoliberalismus und das Ansteigen der Massenarbeitslosigkeit in Deutschland.


Im Zentrum des Buches werden das Arbeitsvolumen und das Erwerbspersonenpotenzial in Beziehung gesetzt. Das Arbeitsvolumen ist die Anzahl der innerhalb eines Jahres in Deutschland insgesamt geleisteten Erwerbsarbeitsstunden, das sind z. Zt rund 56 Mrd. Stunden. Und das Erwerbspersonenpotenzial ist die Summe der Erwerbstätigen und der Erwerbslosen. Zu beachten ist, dass die Zahl der Erwerbslosen höher ist als die Anzahl der offiziell gezählten. Es geht also um die Summe derer, die arbeiten, und derer, die arbeiten wollen. Im Augenblick ist es so, dass das 56-Mrd.-Stunden betragende Arbeitsvolumen von 27 Mill. Vollzeitbeschäftigten und mehr als 11 Mill. Teilzeitbeschäftigten abgedeckt wird. Weitere 6,2 Mill. Personen sind wegen offener oder verdeckter Arbeitslosigkeit vollständig von der Verteilung der Arbeitszeit ausgeschlossen.


Die Autoren betrachten in diesem Zusammenhang das Wirtschaftswachstum und den Anstieg der Arbeitsproduktivität. Sie geben Rechenbeispiele für andere Verteilungsmöglichkeiten des Arbeitsvolumens an die Interessierten. Sie berechnen z. B., dass bei gleichmäßiger Verteilung der Arbeitszeit auf alle etwa 45 Mill. Personen des Erwerbspotenzials jeder Einzelne nur 27,5 Stunden pro Woche arbeiten müßte.


Zu Vergleichen werden immer wieder die Verhältnisse in anderen Staaten, besonders den europäischen, herbeigezogen. Als beispielhaft werden die Maßnahmen in skandinavischen Ländern empfunden, in denen z. B. der Staat eine größere Rolle als Arbeitgeber spielt. Das Buch geht natürlich auch auf resultierende Einkommensveränderungen oder die Finanzierbarkeit der Umverteilung der Arbeitszeiten ein. Die Autoren setzen sich gegen die Verlängerung der Arbeitszeiten ein und stellen sich hinter eine Forderung von Helmut Spitzley nach einer neuen Definition von Vollbeschäftigung. Sie zitieren ihn: "Die politischen und gesellschaftlichen Akteure sollten ihre Politik grundsätzlich neu ausrichten und an dem neuen Leitbild orientieren: Kurze Vollzeit für alle." (gerhard paschke, märz 2008)