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Ostermarsch OWL 2022 in Bielefeld

Der diesjährige Ostermarsch stand ganz unter dem eindrucj des Russischen Angriffskrieges auf die Ukraine. Der Friedensbeauftragte der Evangelischen Kirche des Kreises Herford hat dort folgende Rede gehalten:

Ostermarsch 2022 in Bielefeld Berthold Keunecke, Herford

Liebe Friedensfreundinnen und Freunde,

Wir sind hier zusammen, um für den Frieden zu demonstrieren - gegen die ganze Eskalationsdynamik. Der Ost-West- Konflikt ist so massiv eskaliert, dass wir reale Angst vor einem alles vernichtenden Atomkrieg haben müssen. Die USA haben heftig an der Eskalationsschraube gedreht, und der Angriff Russlands auf die Ukraine war ein letzter Höhepunkt der Machtpolitik, die uns alle in den Abgrund reißen kann. Ein Einsatz von Atomwaffen wird immer wahrscheinlicher, wenn nicht endlich deeskaliert wird.

Tagtäglich überfluten uns die Bilder von Krieg und Zerstörung in der Ukraine, sie machen uns hilflos und ohnmächtig - sie drängen uns in ein Freund-Feind- Denken hinein, dass weitere Gewalt und weitere Zerstörung nach sich zieht. Aber da machen wir nicht mehr mit! Wir lassen uns nicht mehr einteilen in Gut und Böse. Wir sind hier zusammen als Menschen in aller Vielfalt, die ihre Friedensenergie zusammenlegen, auch gegen alle Verleumdungen stehen wir hier zusammen. Wir tragen unseren Teil dazu bei, der Eskalation der Gewalt Einhalt zu gebieten - und nur von unten, von den kleinen Leuten, kann die weitere Eskalation des Krieges noch aufgehalten werden - die Politik hat da versagt. Alle Regierungsparteien haben versagt.

Die Politik der Abschreckung hat versagt - die Hegemonialpolitik hat versagt, die die USA auch nach dem Fall des eisernen Vorhangs 1989 weitergeführt hat - die Militärpolitik hat versagt.

Das ist das erste, was wir immer wieder betonen müssen: Waffen können uns nicht schützen. Das ist das, was mir die Bilder von Butscha sagen, die Bilder der Toten, die Bilder der Zerstörung: Auch die besten Waffen verhindern das nicht. Das Versprechen von Sicherheit durch Militär ist eine Lüge!

- Wenn wir hier heute zusammen sind, stellen wir uns auf ein anderes Denken ein, auf eine andere Politik: Wir vertrauen hier allein auf die Macht der kleinen Leute, die 1989 die Mauer zu Fall gebracht haben, die in der Ukraine die Orangene Revolution zum Erfolg gebracht haben, die sich in Russland nicht davon abhalten lassen, für den Frieden aufzustehen - die Macht, die Martin Luther King beschworen hat, als er von seinem Traum der Gleichheit von Weißen und Farbigen erzählt hat - so viel hat sich geändert seit dem, so viel haben wir erreicht in den letzten 50 Jahren - wir lassen uns das nicht kaputtmachen durch das Machtstreben der Präsidenten hier und da!

Das ist das andere, was wir immer wieder sagen müssen, die Kraft der Gewaltfreiheit ist stärker! Die Macht der kleinen Leute kann die Gewalt beenden. Das haben wissenschaftliche Studien inzwischen auch bewiesen. Darum lade ich ein: Lasst uns unsere Träume leben, lasst uns aus der Eskalation ausbrechen, in die uns die Bilder des Krieges drängen wollen! Lasst uns gemeinsam mit den Friedenskräften in der Ukraine und in Russland, in den USA und weltweit ausbrechen aus dem Denken der Konfrontation und Eskalation - wir verweigern uns dem Vertrauen, dass Waffen und Bomben Sicherheit schaffen könnten! Wir wollen Sicherheit neu denken: Sicherheit erwächst aus unserer Kraft der Gewaltfreiheit, aus der Dynamik der Deeskalation, aus dem Vertrauen, dass auf allen Seiten Menschen sind, die in Frieden leben wollen und das auch durchsetzen! Gehen wir zu unseren Parlamentsabgeordneten und sagen ihnen: Kein weiteres Vertrauen in die militärische Sicherheitspolitik, sie hat versagt! Gebt das viele Geld denen, die den Eisernen Vorhang 1989 zu Fall gebracht haben, denen, die sich vor Ort für den Frieden einsetzen, wie der Zivile Friedensdienst. Unterstützen wir die Kampagne "Sicherheit neu denken" darin, endlich eine Politik ohne Krieg durchzusetzen! Geben wir unsere Hoffnung nicht auf! Danke.