Menü

Hiroshima Gedenkveranstaltung in Herford

Am 6.08 fand eine Kundgebung unter dem Motto "Hiroshima mahnt! Nie wieder Krieg - nie wieder Faschismus!" zum Gedenken an den 1. Atombombenabwurf auf Hiroshima statt.

Herford, 6. August 2011 um 12 Uhr: Der Gongschlag rief zum Schweigen und Gedenken.

Ablauffolge und Positionen der RednerInnen:

Dr. Martin Sonnabend von der Ärzteorganisation IPPNW sprach klare Worte der Bewertung des Atombombeneinsatzes - das war Massenmord. Er forderte Abzug der Atomsprengköpfe aus Büchel, Ächtung und Vernichtung nuklearer Munition und erinnerte die Herforder daran, dass sich weltweit Bürgermeister zu "Mayors for peace" organisiert haben. Herfords Bürgermeister ist dabei, und das sollte in Zukunft praktische Konsequenzen haben.

 Ulrich Adler, Sprecher der Linken im Kreis HF, verwies darauf, dass Kriege immer Zivilisationsbrüche sind. Er forderte nach einer fernöstlichen Weisheit "das große Übel im Kleinen zu bekämpfen" und zeigte an der Geschichte auf, dass  Kultur und Leben dort aufblühten, wo ein multikulturelles Miteinander gelebt wurde.

Zu Gast aus Minsk war Valentina Antonenko anlässlich des Besuches einer Kindergruppe aus Tschernobyl gekommen und sprach über die Folgen der Reaktorkatastrophe vor 25 Jahren. Mit der Verstrahlung wurde aus der Heimat Tschernobyl ein Unglück der Kinder.

 Wegen der Aktualität der Morde in Oslo stand die Mahnwache auch unter dem Motto:Nie wieder Krieg - Nie wieder Faschismus!

Wurden in Hiroshima und Nagasaki die Bewohner der Städte als Opfer militärstrategischer Entscheidungen billigend in Kauf genommen, wählte der Mörder in Oslo seine Opfer gezielt aus. Entsprechend seiner rechten Gesinnung benennt er seine Feindbilder: Islamismus und Linke, den Staat, der multikulturelles Leben fordert und fördert.

Meshut Cakar, von den Jusos und Attacmitglied sagte, dass die Antwort darauf nur heißen kann, "den Anfängen zu wehren" und rief zu den Aktionen gegen die parallel an dem Tag stattfindenden Aufmärsche von rechts auf. Die Antwort auf die Morde dürfe  nicht heißen mehr Einschränkung der demokratischen Rechte, sondern mehr Demokratie, sich offensiv mit den Stichwortgebern des Attentäters aus rechtspopulistischen Tendenzen wie der Partei "Die Freiheit" oder der "Pro-Bewegung" auseinander zu setzen.

 Ein Gast aus Vlotho las zum Abschluss Goethes "Zauberlehrling" und ein Gedicht zu "Strahlenfolgen" von Gottfried Benn, das ganz lyrisch das Grauen atomarer Verstrahlung unter die Haut gehen ließ. (hb)

MEHR INFOS zum Atombombenabwurf:

Für einen NW-Artikel vorher dazu wurden Winfried Eisenberg und Martin Sonnabend zu dem Thema befragt:

"Die 45.000 Todesopfern am Tag des Abwurfes waren ja nur der Anfang", sagt Eisenberg. "Bis Jahresende waren weitere 100.000 Menschen gestorben - ganz zu schweigen von den genetischen Defekten, unter denen die Menschen dort bis zur heutigen Generation leiden." Eisenberg blättert in einer Zeitschrift und schlägt ein Interview mit dem Hiroshima-Überlebenden Hideto Sotobayashi auf. Der japanische Chemiker schildert, wie er den Tag des Abwurfes als Kind erlebt hat, spricht von verkohlten Leichen und verkohlten noch Lebenden, die ihn um Wasser anflehten.

"Und das alles für ein Experiment", sagt Eisenberg. "Japan hatte ja quasi schon kapituliert", erläutert Mitstreiter Martin Sonnabend vom IPPNW-Vorstand. "Den Amerikanern ging es nur darum, ihre neue Bombe zu testen." Für die beiden ist der Abwurf daher ein Massenmord und ein Verbrechen an der Menschheit, zu dem sich die Vereinigten Staaten endlich bekennen sollen.

Quelle: www.nw-news.de

Und Reinhard Gaede vom Bund der religösen Sozialisten (und Mitglied von attac hf) hat zu dem Thema folgende Pressemitteilung herausgegeben:

Am 6. und 9. August 2011 jähren sich die Angriffe auf Hiroschima und Nagasaki zum 66. Mal. Der weltweit erste Atomwaffen-Einsatz durch die US-amerikanische Kriegsführung war ein Verbrechen gegen die Menschlichkeit. Zwischen 90.000 und 200.000 Menschen wurden getötet, viele Menschen litten an den Folgen, 80% der Stadt wurden zerstört. Am 9. August warfen die US-Amerikaner die Zweite Bombe auf die Stadt Nagasaki ab, die um 12 Uhr mittags detonierte und beinahe die doppelte Sprengkraft der ersten Bombe hatte. Weitere 130.000 Menschen starben bis Jahresende. Bis 1950 war die Zahl der Spätopfer in beiden Städten auf insgesamt 230.000 gestiegen. Strahlenopfer sind auch heute noch in der dritten Generation zu beklagen. Für die Verbrechen gibt es keine Entschuldigung, auch keine militärisch-strategischen Rechtfertigungen, wie sie damals vorgetragen wurden.Das unvorstellbare Leid der damals betroffenen Menschen, der Schreckenderer die Augenzeugen waren und überlebten, ist für uns heute eine Mahnung:Frieden ist die Bedingung des Überlebens im Zeitalter der Massenvernichtungswaffen. Diese Waffen sind zu ächten. Allseitige Abrüstung ist nötig. Die Verbrechen von Hiroshima und Nagasaki dürfen sich niemals wiederholen, nie wieder Krieg!  Dafür setzen wir, der Bund der Religiösen Sozialistinnen und Sozialisten Deutschlands (BRSD), seit 1919 Bündnisorganisation innerhalb der Friedensbewegung, uns mit all unseren Kräften ein.  Es führt kein Weg an der atomaren Abrüstung vorbei, die zunächst jene Staaten beschreiten müssen, die diese Waffen auch haben. Der 6. und 9. August darf deshalb auch kein Tag des ritualisierten Gedenkens werden, sondern muss Anstöße zur politischen Gegenwehr gegen die Atommächteliefern. Die Hauptforderung der Friedensbewegung an die Atomwaffenstaaten lautetdemnach: Verhandelt endlich über eine Nuklearwaffenkonvention mit dem Ziel "Global Zero"! Und an die Adresse der Bundesregierung geht dieForderung:  Verlangen Sie vom Präsidenten der USA den Abzug der US-Atomwaffen von deutschem Boden! Die Abrüstung und Ächtung aller Atomwaffen fordern Friedensinitiativen in Deutschland bei mehr als 70 zum Hiroshimatag am 6. August geplanten Veranstaltungen.Mit dem Netzwerk Friedenskooperative in Bonn erklären wir: Vordringlich ist der Abzug der etwa 20 in Büchel/Eifel verbliebenen US-Atombomben und damit der Verzicht der Bundesrepublik auf die "nukleare Teilhabe.Bei allen offiziellen Atomwaffenstaaten und bei den "Nachzüglern" Israel, Indien, Pakistan und Nord-Korea wird mittlerweile modernisiert statt abgerüstet. Weitere Regionalmächte könnten bald "die Bombe" anstreben und ein neues nukleares Wettrüsten anheizen. Dagegen setzen wir mit den Friedensorganisationen weltweit die Forderung nach einer Nuklearwaffenkonvention, die Atomwaffen ähnlich wie B- und C- Waffen ächten würde. Nur die im Atomwaffensperrvertrag eigentlich zwingend vorgeschriebene Abrüstung der noch immer über 20.000 Atomsprengköpfe der Atomwaffenstaaten kann die wachsende Gefahr der Verbreitung verhindern. Mit der Nuklearwaffenkonvention und einer abgesicherten Zerstörung der Sprengköpfe könnte endlich das Zeitalter der Atomwaffen beendet werden.Bei zahlreichen Aktionen, Kundgebungen, Mahnwachen und Friedens- Fahrradtouren zur Erinnerung an die Atombombenopfer von Hiroshima und Nagasaki im August 1945 wird in Deutschland die Abschaffung der Atomwaffen verlangt. So trifft am 6. August eine in München gestartete Fahrradtour an der norditalienischen US-Basis Vicenza ein. Am Jagdbombergeschwader in Büchel/Eifel protestieren Friedensaktivisten mit einer Fastenaktion. Der "7. Pacemakers-Fahrradmarathon" macht in diesem Jahr während einer 344 km langen Rundstrecke durch viele Städte eine Zwischenstation an der US-Airbase Ramstein. Weitere Veranstaltungen sind u.a. in Augsburg, Berlin, Bonn, Brokdorf, Dortmund, Frankfurt, Hamburg, Hannover, Karlsruhe, Kassel, Köln, München, Nürnberg, Potsdam und Schwäbisch-Gmünd geplant.Die Welt braucht international anerkanntes Recht und den Internationalen Gerichtshof zur friedlichen Beilegung von Konflikten, zugleich zur Bestrafung von Kriegsverbrechen.In das Gedenken an die Toten in Hiroshima und Nagasaki sollten wir auch einschließen die Strahlenopfer der nuklearen Kette vom Uranabbau über den "Normalbetrieb" der Atomkraftwerke, den Einsatz und das Testen von Atomwaffen bis hin zur ungelösten Atommüllendlagerung. Die Kette von Atomkatastrophen Majak-Windscale-Harrisburg-Tschernobyl-Fukushima und anderer mahnt uns: Wir müssen das Nuklearzeitalter beenden. Wir dürfen keine Technik verwenden, bei der kleinste Fehler tödliche Folgen haben. Wir begrüßen die Wende zu natürlichen, erneuerbaren und regenerativenEnergien in Deutschland.  Christinnen und Christen sind aufgerufen, in Dankbarkeit für das Geschenk des Lebens die Schöpfung zu bewahren, „Ehrfurcht vor dem Leben“(Albert Schweitzer) zu haben. Wir danken allen Friedensfreundinnen und Friedensfreunden, dass sie der Opfer gedenken und zum Frieden mahnen.

Webseite: http://www.brsd.de