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HF: Bericht über die Filmvorführung "Atomic Africa" im FlaFla

Golden Misabiko, Englischlehrer und Wirtschaftswissenschaftler aus der Demokratischen Republik Kongo, hat am Sonntag, d.9.6.13, im Jugendzentrum Fla in Herford einen temperamentvollen, mitreißenden Vortrag über die Gefahren des Uranbergbaus in afrikanischen Ländern gehalten. Anschließend entwickelte sich eine lebhafte Diskussion. Zum Schluss wurde der Dokumentarfilm „Atomic Africa“ gezeigt.

 

Misabiko beschrieb die Situation in der Umgebung von Uranbergwerken im Kongo, in Niger und Namibia; ferner erläuterte er, wie  transnationale Bergbauunternehmen vorgehen, um an vermutete Uranvorkommen z.B. in Tanzania und Mali heranzukommen.

 

Zu diesen Unternehmen gehört der weltweit agierende Nuklear- und Bergbau-Konzern Areva. Das für die 58 französischen Atomreaktoren und für das militärische Atomprogramm benötigte Uran stammt zum größten Teil aus Niger. Im Norden dieses Landes, wo Areva vor 50 Jahren die Bergbaustadt Arlit aus dem Boden gestampft  und den Menschen Wohlstand und eine paradiesische Zukunft versprochen hat, ist das Leben zur Qual geworden. Der giftige und radioaktive Staub, den der Wind von den riesigen, ungeschützt unter freiem Himmel aufgetürmten Abraumhalden in die Dörfer und Städte trägt, schädigt Pflanzen, Tiere und Menschen; das Trinkwasser in enthält  hundertmal mehr Uran als von der WHO erlaubt. Der Grundwasserspiegel ist wegen des Wasserverbrauchs im Bergwerk dramatisch abgesunken, Ackerbau und Viehzucht sind nicht mehr möglich, die Bevölkerung ist ihrer Lebensgrundlagen beraubt worden. Die Lebenserwartung ist niedrig, Krebserkrankungen und Neugeborene mit Fehlbildungen sind alltäglich. Die Ärzte in den beiden von Areva betriebenen Krankenhäusern dürfen bei den krebskranken Bergleuten allerdings keine Berufskrankheit diagnostizieren.

Von den gewaltigen Gewinnen aus dem Urangeschäft kommt bei der Bevölkerung nichts an. Niger gehört nach wie vor zu den ärmsten Ländern der Erde. Golden Misabiko nennt das „Nuklear-Kolonialismus“.

Das abschreckende Beispiel der Entwicklung in Niger hat Golden Misabiko dazu gebracht, seine ganze Kraft für die Beendigung des Uranbergbaus und damit der Atomwirtschaft einzusetzen. Als Frankreich und die Demokratische Republik Kongo (DRC) 2009 an den Parlamenten vorbei einen geheimen Vertrag schlossen, der Areva das Recht geben sollte, im ganzen Land nach Uran zu suchen und es abzubauen, legte Golden Misabiko den Inhalt des Vertrags offen. Daraufhin wurde er verhaftet und verschwand im Gefängnis. Großer internationaler Druck auf die kongolesische Regierung führte nach einigen Monaten zwar zu seiner Freilassung, aber er muss seither in Südafrika leben, weil er im Kongo unerwünscht ist und in Lebensgefahr wäre. Der Vertrag wurde bisher nicht annulliert, aber Areva konnte ihn wegen des großen Widerstands im Land nicht umsetzen. Das industrielle Interesse besteht vor allem an den Uranvorkommen in Shinkolobwe, Katanga, weil es dort das weltweit höchstgradige Uranerz gibt.

Aus Shinkolobwe stammte das Uran für die Hiroshima-Bombe. Damals war Kongo noch eine belgische Kolonie, die Belgier hatten den Bombenstoff in die USA geliefert.

 

Inzwischen ist Golden Misabiko nach Berlin weiter gereist, um dort seine Vortragstournee fortzusetzen. Die Herforder ZuhörerInnen haben ihm Erfolg in seinem friedlichen Kampf gegen  Uranbergbau und Atomindustrie gewünscht.

 

Herford, 10.6.2013  <Winfrid Eisenberg>