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18. März 2022 - Michael Tellmann:

Wie Europa als  Schlachtfeld globaler Großmachtkonkurrenz verhindern?

Ganz Europa, nicht nur die Ukraine durch den Völkerrechtsbruch Russlands, läuft Gefahr zum Kriegsgebiet zu werden. Das wäre dann auch das Ende jeglicher Diskussion.

Ähnlich wie Ende der Achtzigerjahre mit den Mittelstreckenraketen, diesmal zugespitzt durch den russischen Krieg, tragen der US-amerikanisch dominierte Machtbereich und der Staat mit der größten Landmasse ihren Vorherrschaftskonflikt aus. Russland verfolgt dabei ähnliche Ziele wie die USA und einige NATO Staaten kontinuierlich in den letzten dreißig Jahren: militärisch und politisch organisierter Regimewechsel zur Sicherung und Ausweitung seines Einflussreichs.

Dabei tragen diesmal die europäischen Staaten wieder das Vernichtungsrisiko, während die Hauptmacht im westlichen Lager meint, im Konfliktfall schadlos davon zu kommen. In Falle einer Ausweitung des Krieges wird das nicht zuerst die USA treffen, sondern deren Stützpunkte z. B. in Ramstein und Büchel und andere wichtige Ziele. Das Schlachtfeld liegt dann zum dritten Mal in Europa.

Die Interessengegensätze zwischen der US-amerikanischen und der europäischen Wirtschaft, die in der Trumpzeit deutlich wurden, bestehen weiter. Durch den russischen Krieg wird Europa abhängiger von amerikanischen Rohstoffen. Ein längerer Krieg in Europa schafft zusätzliche Absatzmöglichkeiten.

Geopolitisch haben die US-geführten Staaten China auch militärisch zum Gegner erklärt. Ein ihnen näherstehendes oder in der Wahrnehmung seiner eigenen Interessen geschwächtes Russland ist eine wesentliche Voraussetzung für die Wirksamkeit der militärischen Drohung gegen China. Diese wiederum erhöht die Wahrscheinlichkeit kriegerischer Interessendurchsetzung.

Im aktuellen Konflikt tragen die europäischen Staaten das ganz überwiegende Schadensrisiko. Bereits jetzt durch die Sanktionspolitik. Es ist m. E. eine europäische Illusion, dies durch eine Beteiligung an der militärischen Konkurrenzstrategie unter US-amerikanischer Vorherrschaft begrenzen zu können. Das Interesse an der Kriegsvermeidung in Europa liegt aufgrund deren geringerer Betroffenheit nicht in den USA. Ein Schwächung gegenüber der US-Wirtschaft sehr wohl. Risikoerhöhend kommt hinzu, dass kein Verlass auf halbwegs “vernünftiges Verhalten“ der Entscheiderinnen* ist:  Für die “NATO-Seite durch die katastrophalen Ergebnisse der angezettelte Kriege belegt, auf russischer Seite durch die aktuelle Aggression.

Ich wiederhole daher meine Frage:
Wäre eine entmilitarisierte und bündnisfreie Zone - UNO-garantiert - von Finnland bis zu Schwarzen Meer eine Forderung, hinter der sich eine breite Mehrheit ähnlich dem « Krefelder Appell (1979) » versammeln ließe? Oder welche andere?