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1. August 2016 - Wolfgang Behr:

Sehr geehrte Frau Professor Dienel,
mit Erstaunen habe ich die Kampagne von jüdisch-zionistischer Seite gegen die HAWK-Dozentin Frau Köhler vernommen. Dazu möchte ich wie folgt Stellung nehmen:
Am 25.7.2016 schrieb der jüdisch-israelische Autor Gideon Levy in der israelischen Tageszeitung Haaretz:
Der Geist des palästinensischen Nationaldichters Mahmud Darwish wird uns niemals verlassen. Der verstorbene Dichter beharrt darauf zur Sprache zu bringen, was die Israelis nicht wissen wollen: hier hat man sich sehr versündigt. Die Gründung von Israel - genau so wie sie war - war begleitet von dem unverzeihlichen Verbrechen der ethnischen Säuberung weiter Teile des Landes. Kein Wald des Jüdischen Nationalfonds kann die moralischen Ruinen, auf denen der Staat aufgebaut ist, zudecken. Um es noch schlimmer zu machen, hat Israel den Palästinensern, die vertrieben wurden oder geflohen waren, die Rückkehr nicht erlaubt.   
Der immer wieder erhobene Vorwurf der "Einseitigkeit" dient nur dazu, eigene Verbrechen zu relativieren. Man könnte genauso argumentieren, dass die Schreckensberichte aus Auschwitz "einseitig" seien. Dort wo eine krasse Asymmetrie von Macht, Gewalt und Grausamkeit herrscht, kann man nicht anders und völlig berechtigt als einseitig argumentieren. Auch die heutige reale Situation in Israel/Palästina lässt nichts Anderes zu.   Die Methoden der Israellobby hat niemand jemals besser beschrieben als der ehemalige USamerikanische Nahost-Botschafter Chas Freemann:
Die Taktiken der Israel-Lobby stellen Höhepunkte der Schande und Unanständigkeit dar, sie schliessen Rufmord ebenso mit ein wie selektive falsche Zitate, vorsätzliche Verfälschung der Fakten, Fabrikationen von Unwahrheiten und vollkommene Missachtung der Wahrheit.
Dazu bemerkt der Publizist Ludwig Watzal:
Den Verleumdungskampagnen dieser Lobbyisten muss von allen Demokraten und zivilgesellschaftlichen Gruppen auf allen gesellschaftlichen Ebenen widersprochen und Widerstand entgegengesetzt werden.
Sehr geehrte Frau Professor Dienel. Ich hoffe, dass Sie die Kraft aufbringen, dieser Kampagne zu widerstehen und Frau Köhler in ihrer Seminararbeit weiterhin zu unterstützen. Es darf nicht angehen, dass in die verfassungsmässig garantierte Freiheit der wissenschaftlichen Arbeit durch aussenstehende Interessengruppen unsachgemäss eingegriffen wird.
Mit solidarischen Grüssen - bitte auch an Frau Köhler -
Wolfgang Behr