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Pressemitteilung: Satirische "Jubeldemo" zur Rettung der Banken

21.11.2008: Satirische "Jubeldemo" zur "Rettung der Banken" von Attac, Frauenverband Courage und Montagsdemo in Reutlingen

Mit einer satirischen Jubeldemonstration für die "Rettung der Banken" vor den Folgen der Finanzkrise haben Aktivistinnen und Aktivisten des globalisierungskritischen Netzwerks Attac sowie des Frauenverbandes Courage und der Montagsdemo heute vor der Reutlinger Filiale der Deutschen Bank gegen eine Politik demonstriert, die sich den Interessen der Finanzmarktakteure willig unterwirft und die Kosten verantwortungsloser Profitmacherei auf die Gesellschaft abwälzen will.

Als KapitalbesitzerInnen und Bankiers verkleidet beschimpften die Demonstrierenden die "Wirtschafts-Feinde" von Attac, die sich dazu gesellt hatten und mit Bauchläden voller Informationsmaterial ausgestattet unter dem Motto "Das Casino schließen!" die demokratische Kontrolle der Finanzmärkte und Wirtschaft forderten.

Die vorgeblichen Finanzmarkt-RetterInnen trugen Schilder mit Aufschriften wie "Alle Macht den Banken und Konzernen!", "Die Bürger sollen bürgen!", "Steueroase Liechtenstein ist für den Standort Deutschland fein!" und "Die Würde der Wirtschaft ist unantastbar!".

Vorübergehende wurden mit mit Banken-Logos beklebten Sammelbüchsen zu weiteren Spenden für die derzeit etwas klammen Finanzjongleure aufgefordert.

Mit Parolen wie "Banken retten ist Bürgerpflicht" und "Attac ist gemein zur Wirtschaft!" versuchten die vermeintlichen Wirtschaftseliten, die Attac-Aktivisten von ihrem "Standort Deutsche Bank" zu vertreiben.

Beschützt, eifrig betüttelt und mit entsprechenden Maßnahmen umsorgt wurden die Bankiers und KapitaleignerInnen von Schutzengeln aus der Politik, die – nicht ganz zufällig – das Antlitz der Bundeskanzlerin trugen.

"Wir wollen sichtbar machen, dass die Verursacher für die derzeitige Finanzkrise letztendlich auch wieder die Profiteure der sog. 'Rettungspakete' sind. Die Macher haben keinerlei Interesse an einer Änderung des bestehenden Systems, das sie maßlos und auf Kosten der gesamten Gesellschaft und natürlichen Umwelt bevorteilt – auch im 'Nomalbetrieb', ohne Finanzcrash", so Natalie Kuczera von Attac Reutlingen. "Weltweit basteln Regierungen derzeit nur an Scheinlösungen, wie am letzten Wochenende beim Weltfinanzgipfel der G20: Sprechblasen zur Bekämpfung von Finanzblasen."

"Die tatsächlichen Ursachen, wie das chronische Defizit der USA und die horrenden Exportüberschüsse von Deutschland und China, bleiben unangetastet, die maßgeblichen Strukturen und Akteure ungeschoren", ergänzt Stefan Thiergärtner, "im Gegenteil: Letztere basteln mit an einer Weltfinanzarchitektur, die das System der Umverteilung von unten nach oben noch effektiver macht."

Attac fordert hingegen, mit einem wirklich wirksamen Werkzeugkasten an Maßnahmen die neoliberalen Grundpfeiler des Finanzmarktkapitalismus einzureissen. Bausteine wären z.B.:

  • die internationale Besteuerung aller Finanztransaktionen,
  • die Schließung von Steueroasen bzw. hohe Strafgebühren auf Transaktionen mit derartigen "offshore-Zentren",
  • das konsequente Verbot außerbilanzieller Geschäfte,
  • progressive Besteuerung von Kapitaleinkommen,
  • die öffentliche Daseinsvorsorge muss der Willkür privater Investoren entzogen werden.

Das gesamte Bankensystem ist unter demokratische Kontrolle zu stellen und auf seine Kernfunktionen für eine ökologische, sozial gerechte und nachhaltige Wirtschaft im Dienste der gesamten Gesellschaft zu begrenzen.

Die Finanzmärkte müssen durch eine radikale Umverteilung geschrumpft werden, etwa durch eine internationale Sonderabgabe auf große Vermögen.

Die Kosten der Krise sind von denjenigen zu tragen, die in den vergangenen Jahren von den aufgeblähten Finanzmärkten profitiert haben.

Dies alles wären erste Schritte zu einer umfassenden Demokratisierung von Wirtschaft und Gesellschaft, in der Bedarf und globale soziale Rechte den Kurs bestimmen – und nicht Profit und asoziales, umweltzerstörendes Wettbewerbs-, Konkurrenz- und Renditedenken.

Für Rückfragen:

Natalie Kuczera (0176-50212577)

Stefan Thiergärtner (01577-3818314)

Bericht und Bilder Jubeldemo

Wir hätten uns kein wüsteres Wetter für die Aktion aussuchen können: Den ganzen Tag schon regnete es, teilweise in Strömen, ein eisiger Wind pfiff durch Haus und Hof.

Nichtsdestotrotz versammelten sich gut ein Dutzend AktivistInnen von Attac Reutlingen, dem Frauenverband Courage und der Montagsdemo um ca. 14 Uhr unter dem "Gartentor" in Reutlingen.

Nach einigen Beratungen und sorgenvollen Blicken in einen geradezu symbolträchtig zerissenen, stürmischen Himmel und weil das Wetter einige Minuten vor dem geplanten Beginn der Aktion doch noch ein Einsehen mit uns zu haben schien, entschlossen wir uns kurz vor knapp, das unerwartete kleine "Fenster der Möglichkeit" zu nutzen.

Unter dem "Gartentor" verwandelten sich couragierte Frauen in "Angels", "Rettungspakete" tauchten auf, Schilder wurden auf Tafeln angebracht und Bauchläden sortiert.

 

Schutz vor den Wetterkapriolen unter dem "Gartentor" in Reutlingen.
Letzte Vorbereitungen nach dem Entschluss, sich vom wüsten Wetter nicht (heu-?)schrecken zu lassen.
Investitur eines "Merkel-Angels".
Ein Schoß-Schreckchen der Finanzmärkte war ebenfalls mit von der Partie.

Wo zuvor noch "no angels" in Sicht waren, konnte man live - und zum verblüfften Erstaunen einiger weniger PassantInnen - beobachten, "wenn Engel auf Reisen gehen" - Engel mit Schirm, Charme und "Rettungspaketen" für notleidende Spielsüchtige, um ihnen weiteres Spielgeld zur Verfügung zu stellen, damit das Casino weitergehen und die nächste Finanzblase auf Kosten der Gesellschaft vorbereitet werden kann.

Eigentlich hat man ja in den letzten Wochen und Monaten - so will man doch meinen - sehr gut sehen können, was Kapitaleigner mit dem vielen Geld wirklich anstellen, das sie den Menschen durch Lohndumping, Mehrwertsteuererhöhungen, Preistreiberei, Plünderung der öffentlichen Kassen durch Privatisierung, Deregulierung, Liberalisierung des Kapitals und Steuergeschenke für Vermögende bereits geschickt abgeluchst haben:

Von Investitionen in die Realwirtschaft geschweige denn in zukunftsfähige und am gesellschaftlichen Gemeinwohl orientierte Projekte wie Bildung, Daseinsvorsorge, Erneuerbare Energien usw. ist nichts zu sehen.

Denn so richtig Geld machen kann man nur mit fiktivem Kapital, das letztendlich aus spekulativen Erwartungen besteht.
Und das geschieht auf den Finanzmärkten, die durch die Politik bewusst und fundamental (Finanz)marktgläubig von jeglicher Kontrolle "befreit" wurden.

Die Produktion von Gütern und Dienstleistungen kann indes Renditeerwartungen wie die eines Herrn Ackermann von 25 und mehr Prozent nicht leisten,
Außer vielleicht, man führt die Sklaverei ein.
Aber selbst das würde vermutlich nicht ausreichen...
Auch deshalb nicht, weil es dann keine zahlungskräftige Kundschaft gäbe.

All das interessiert allerdings "Angel(a)" Merkel und alle anderen "Entscheider" ganz offensichtlich nicht...

Der aufgespannte Schirm in unseren Bildern erhält hier geradezu symbolischen Charakter: wer rettet hier wen eigentlich vor was?

Honni soit qui mal y pense...

"Merkel-Angel" mit Rettungspaket.
Unter dem "Schutzschirm"?
Auch "Angels" brauchen Schirme...
Mit Schirm, Charme und Rettungspaket...
Wenn "Angels" reisen... macht das Wetter vielleicht sogar mal mit.

Die vorgeblichen Engel wie DemonstrantInnen für die "Rettung der Banken" verließen - in einem wettergünstigen Augenblick - ihre Deckung unter dem "Gartentor" und ihren Regenschirmen und strebten der Deutschen Bank entgegen.

...
Und los - bevor der Sturm kommt...

Vor dem Gebäude der Reutlinger Filiale eines der größten Devisen- und Derivatenhändlers bezogen die vermeintlichen Wirtschaftseliten mit ihren Schutzengeln Stellung für's Fotoshooting.

Hier skandierten sie ihre Parolen und übertönten (noch) die mahnenden Stimmen von Attac und dem Frauenverband Courage, die die demokratische Kontrolle der Finanzmärkte und eine gerechte Verteilung von Gütern und Geld zu Gunsten der Gesellschaft einforderten.

Gegen die geballte Macht des Kapitals helfen in der Tat nur eine Menge Courage und konzise, ins Herz des Systems zielende demokratische ATTACken...

 

Aufstellung nehmen.
Die "Eliten" sortieren sich noch...
...und die Presse dirigiert das "Orchester" der Sprechchöre... ;-)
Und nun alle zusammen: "Alle Macht den Banken und Konzernen!"
Auf die Attacies wollte leider niemand so recht hören...
Die "Eliten" bleiben halt gerne unter sich.
Interessierte Presse und ein paar Zaungäste beobachteten das kurze Spektakel.
Die "Eliten" suchen noch die richtigen Worte...

*~*~*
Wir bedanken uns bei allen Beteiligten und auch der lokalen Presse für Teilnahme und Aufmerksamkeit!

Da uns das Wetter kurz danach mit Wind und Regen unserer Utensilien beraubte, die Flyer ihrem Namen alle Ehren zu machen drohten und die Engel zu zerzausen drohten, mussten wir die Aktion abbrechen.

Indes: Wir kommen wieder!

In der Adventszeit gedenken wir die Aktion in einer etwas erweiterten und modifizierten Form zu wiederholen und die Banken am Standort Reutlingen heimzusuchen.

Es gibt viel zu retten.

Aber noch viel mehr aufzuklären.

*~*~*

(Alle Bilder von Jürgen Heller)

Aktionsankündigung: Satirische Jubeldemo zur "Rettung der Banken" am 21.11.2008 in Reutlingen

Aktions-Ankündigung:

Satirische Jubeldemo zur "Rettung der Banken" von Attac und Courage am Freitag, 21.11.08 gegen 14.30 Uhr, vor der Deutschen Bank (Kaiserpassage 1) in Reutlingen

 

Mit einer satirischen Jubeldemonstration für die "Rettung der Banken" vor den Folgen der Finanzkrise wollen Reutlinger Aktivistinnen und Aktivisten des globalisierungskritischen Netzwerks Attac sowie des Frauenverbandes Courage am Freitag, 21.11. gegen 14.30 Uhr vor der Reutlinger Filiale der Deutschen Bank gegen eine Politik protestieren, die sich den Interessen der Finanzmarktakteure willig unterwirft und die Kosten verantwortungsloser Profitmacherei auf die Gesellschaft abwälzen will.

Als KapitalbesitzerInnen und Bankiers verkleidet und von "Merkel-Engeln" umschwirrt und unterstützt, werden die "DemonstrantInnen" mit entsprechenden Parolen und Schildern ihren Wünschen nach ungestörter Bereicherung, freien und unkontrollierten Märkten, Privatisierung von Gewinnen und Sozialisierung von Verlusten Ausdruck verleihen.

Diesem unheiligen Treiben werden Aktive von Attac, mit Bauchläden voller Informationsmaterial ausgestattet, unter dem Motto "Das Casino schließen!" entgegentreten und die demokratische Kontrolle der Finanzmärkte und Wirtschaft einfordern.

Mit dieser Aktion möchte Attac Reutlingen sichtbar machen, dass die Verursacher für die derzeitige Finanzkrise letztendlich auch wieder die Profiteure der sog. "Rettungspakete" sind. Die Jubeldemo soll die wahren Wünsche der maßgeblichen Akteure in satirischer Weise durch Verkehrung und Ironie aufzeigen, auf weithin undiskutierte Zusammenhänge hinweisen und zum kritischen Hinterfragen politischer Sprechblasen und Schönrednerei anregen.

 

Wer spontan noch dazukommen und mitmachen möchte, ist herzlich dazu eingeladen!



Für Rückfragen:

Natalie Kuczera (Tel. 0176-50212577)

Stefan Thiergärtner (Tel. 01577-3818314)

Eigene Fotos der Aktion wird Attac Reutlingen nach dem Spektakel an dieser Stelle auf der Homepage veröffentlichen.