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Kohle aus Kolumbien

Montag, 9. Mai bis Ende Juni 2011

Ausstellung Stadtbücherei Itzehoe, Am Klosterhof 31

„Kohle aus Kolumbien – von Brunsbüttel nach Cerrejón“


Eine Veranstaltung zur Lage in Kolumbien mit einem kurzen Film und einer Führung durch die Ausstellung ist am Donnerstag, 26. Mai, ab 17 Uhr geplant.

Wenn gewünscht, bietet Attac-Itzehoe Führungen durch die Ausstellung an.

„Wir wünschen uns, dass diese Ausstellung auch als Bildungsprojekt verstanden wird, als ein Angebot an Pädagogen und Kulturschaffende, sich mit diesen Aspekten der Globalisierung und des Klimawandels auseinander zu setzen“, so die Ausstellungsmacher von Attac-Itzehoe.

Warum diese Ausstellung? Seit auf dem Erörterungstermin im Januar 2010 von SüdWestStrom durch die Geschäftsführerin Bettina Morlok bekannt gegeben wurde, dass Kohle aus Kolumbien verstromt werden soll, beschäftigt sich Attac-Itzehoe mit dieser Problematik. Anlass für die Ausstellung „Von Brunsbüttel nach Cerrejon – Kohle aus Kolumbien“ war der Besuch einer kolumbianischen Delegation am 05.11.2010 im Elbeforum Brunsbüttel.

Cerrejón ist eine der größten Tagebauminen im Land, 33 Mio. Tonnen Kohle werden dort jährlich gefördert. Die Ausstellung zeigt die Umstände und das Ausmaß, unter denen in Kolumbien Kohle im Tagebau gefördert wird, etwa anhand von Zitaten aus dem Bericht eines Gemeindevertreters aus der Kohleregion:
„Die Region gleicht einer Mondlandschaft mit bis zu 25 Kilometern langen Tagebaukratern und bis zu 150 Meter hohen Abraumhalden dicht an den nochbestehenden Siedlungen. Sauberes Trinkwasser ist Mangelware, Lärm und Luftverschmutzung belasten die Umwelt und die Gesundheit der Menschen. Der bei Sprengungen und Transport aufgewirbelte Kohlenstaub führt bei vielen Kindern zu chronischen Erkrankungen der Atemwege. Eine dünne Kohleschicht, die überall liegen geblieben ist, entzündet sich in der trockenen heißen Region an vielen Stellen. Durch die Schwelbrände entstehen Rauchschwaden, die die Luft in den Dörfern zusätzlich stark verschmutzen. Unsere Dörfer sind umzingelt vom Tagebau. Der Konzern hat sich unser gesamtes Land angeeignet. Das Unternehmen schüchtert unsere Bevölkerung massiv ein und setzt sie unter Druck, damit sie erst gar keine Widerstand leisten gegen eine staatliche Zwangsenteignung. Unsere Leute haben unter Druck und Angst die geringen Entschädigungen akzeptiert.“

Gut dokumentiert ist die Vertreibung in Tabaco, eine Gemeinde mit 1200 Bewohnern, 2001: „Private Sicherheitsleute und lokale Behörden zwangen die Menschen ihr Land zu verlassen. Eines Morgens wurden Strom und Wasser abgestellt, die Telefonverbindungen gekappt, Schule und Krankenstation geschlossen, der Friedhof zerstört, die Durchgangsstraße abgeriegelt und der Fluss umgeleitet. Die meisten mussten ihre Häuschen zu einem Dumpingpreis verkaufen, manche wurden gewaltsam von ihrem Grundstück vertrieben“, berichteten Kolumbianer anlässlich eines Besuches in der BRD 2008

Es wird berichtet, dass auch für die Menschen, die noch bleiben können, das Leben unerträglich wird. Tiere erkranken, weil sie auf vergifteten Weiden grasen. Menschen erkranken, weil sie Wasser aus kontaminierten Brunnen trinken.
Die Bevölkerung klagt über unangenehme Gerüche, etwa nach Schwefel und über Rauch durch die Schwelbrände in den Flözen.

Deshalb wird die Forderung erhoben, dass in den Preis der Kohle die Kosten für die Umwelt und die sozialen und gesundheitlichen Kosten der Menschen im Abbaugebiet mit einbezogen werden müssen.

Auch auf die Einhaltung der Menschenrechte muss gedrungen werden. Denn obwohl Kolumbien von demokratisch gewählten Politikern regiert wird, ist die Menschenrechtslage katastrophal. Generell gilt: Wer opponiert, muss mit Repressalien bis hin zum Mord rechnen. Von 2002 – 2006 haben die Paramilitärs 3000 Verbrechen begangen. Für knapp 90 Prozent dieser Verbrechen gab es eine Amnestie, nur 59 Täter sind in Haft. (Info: Broschüre von Brot für die Welt: Kolumbien – so grausam schön)

Diese Ausstellung kann durchaus als ein „J´accuse!“, ein „Ich-klage-an!“, im Sinne von Balzac, verstanden werden. Angeklagt wird die dünne Schicht der Besitzenden, meist Großagrarier; denn ein Prozent der kolumbianischen Bevölkerung besitzen über 60 Prozent des fruchtbaren Bodens. Angeklagt werden aber auch die internationalen Konzerne, die gemeinsam mit dem kolumbianischen Machtapparat dafür sorgen, dass Menschen von ihrem Land vertrieben und Oppositionelle ermordet werden, wenn sie ihre Rechte einfordern.

„Wir fühlen uns solidarisch mit den Menschen in Kolumbien, nicht nur aus einem menschlichen Impuls heraus, sondern auch aus der Erkenntnis: Wir helfen uns selber, wenn wir ihnen helfen!“ - so das Credo von Attac.

Die Ausstellung ist als Wanderausstellung konzipiert mit dem Ziel, sie in Schulen und Büchereien zu zeigen – sie kann also angefordert werden.

Wer Führungen durch die Ausstellung in der Stadtbücherei Itzehoe in Anspruch nehmen will, der wende sich bitte an die Ausstellungsmacher von Attac-Itzehoe: Eilhard Stelzner, Christian Ottemeyer und Christine Weber-Herfort, Kontakttelefon: Eilhard Stelzner: 04827 3512 oder Mail: weberfort[at]aol.com.