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Was bedeutet Stuttgart 21 für die Region Heilbronn?

Bahnwende in der Region    

Wenn alle Mittel nach Stuttgart fließen, fehlt das Geld für die dringend notwendige Verbesserung des Schienenverkehrs in der Region:

  • Modernisierung und behindertengerechter Ausbau der Bahnhöfe in der Region. Der Zustand des Heilbronner Hauptbahnhofes ist trostlos, und die Stadt Heilbronn musste jetzt trotz knapper kommunaler Kassen noch eine Million Euro zuschießen, damit der Umbau endlich in Gang kommt.
  • Auf der Frankenbahn Heilbronn – Würzburg sind der Ausbau der Strecke, Stundentakt und komfortablere Züge dringend erforderlich. Die Verbindung nach Würzburg ist für Heilbronn zum Anschluss an den dortigen ICE-Knoten lebenswichtig.

Die heutige Situation: Fahrzeit Hamburg-Würzburg 3 ½ Stunden und Würzburg – Heilbronn noch einmal 3 ½ Stunden, wenn man wegen geringfügiger Verspätung des ICE den Anschluss an den Regional-express verpasst. Und das passiert häufig!

  • Zweigleisiger Ausbau der S-Bahn-Strecke ab Leingarten West. Häufige Verspätungen der Züge aus Karlsruhe führen auf der eingleisigen Strecke zu Verspätungen aller S-Bahn-Züge, da die eingleisigen Strecken zeitweilig blockiert sind. Außerdem fallen wegen des Sprinters von/nach Karlsruhe einzelne S-Bahn-Fahrten aus.
  • Weiterer Geldbedarf für folgende Strecken:
    o Stadtbahn Nord (gerade erst um ein Jahr verschoben)
    o Stadtbahnverlängerung von Öhringen nach Schwäbisch Hall, evtl. auch Künzelsau
    o Stadtbahnstrecken ins Zabergäu und nach Möckmühl / Osterburken
    o Halbstundentakt der S-Bahn zwischen Eppingen und Sinsheim (erfordert Bau einer Ausweichstelle)
  • Bau der „Eppinger Kurve“ zwischen Gemmingen und Richen. Die Fahrzeit zum ICE-Knoten Mannheim würde so deutlich verkürzt. Die heutige Streckenführung über Eberbach oder Bad Rappenau bedeutet einen erheblichen Umweg und damit Zeitverlust.

Geodaten © OpenStreetMap und Mitwirkende, CC-BY-SA
www.openstreetmap.org

Verbindung zum Flughafen Stuttgart    

Wenn alle Mittel nach Stuttgart fließen, fehlt das Geld für die dringend notwendige Verbesserung des Schienenverkehrs in der Region:

Modernisierung und behindertengerechter Ausbau der Bahnhöfe in der Region. Der Zustand des Heilbronner Hauptbahnhofes ist trostlos, und die Stadt Heilbronn musste jetzt trotz knapper kommunaler Kassen noch eine Million Euro zuschießen, damit der Umbau endlich in Gang kommt.

Auf der Frankenbahn Heilbronn – Würzburg sind der Ausbau der Strecke, Stundentakt und komfortablere Züge dringend erforderlich. Die Verbindung nach Würzburg ist für Heilbronn zum Anschluss an den dortigen ICE-Knoten lebenswichtig.
Die heutige Situation: Fahrzeit Hamburg-Würzburg 3 ½ Stunden und Würzburg – Heilbronn noch einmal 3 ½ Stunden, wenn man wegen geringfügiger Verspätung des ICE den Anschluss an den Regional-express verpasst. Und das passiert häufig.

Zweigleisiger Ausbau der S-Bahn-Strecke ab Leingarten West. Häufige Verspätungen der Züge aus Karlsruhe führen auf der eingleisigen Strecke zu Verspätungen aller S-Bahn-Züge, da die eingleisigen Strecken zeitweilig blockiert sind. Außerdem fallen wegen des Sprinters von/nach Karlsruhe einzelne S-Bahn-Fahrten aus.

Weiterer Geldbedarf für folgende Strecken:

  • Stadtbahn Nord (gerade erst um ein Jahr verschoben)
  • Stadtbahnverlängerung von Öhringen nach Schwäbisch Hall, evtl. auch Künzelsau
  • Stadtbahnstrecken ins Zabergäu und nach Möckmühl / Osterburken
  • Halbstundentakt der S-Bahn zwischen Eppingen und Sinsheim (erfordert Bau einer Ausweichstelle)

Bau der „Eppinger Kurve“ zwischen Gemmingen und Richen. Die Fahrzeit zum ICE-Knoten Mannheim würde so deutlich verkürzt. Die heutige Streckenführung über Eberbach oder Bad Rappenau bedeutet einen erheblichen Umweg und damit Zeitverlust.

Pendler nach Stuttgart    

Für die überwiegende Zahl der Fahrgäste aus dem Raum Heilbronn ist Stuttgart endgültiges Fahrziel. Für diese Gruppe ergibt sich durch S21, wenn überhaupt, ein Fahrzeitvorteil von nur ein bis zwei Minuten. Der Zug hält im Tiefbahnhof nur kurz, man kann also auf der Rückfahrt nicht schon früher in den Zug steigen, sich in Ruhe einen Platz suchen und sich im Winter aufwärmen.

Das S21-Konzept ist wegen der dichten Zugfolge auf nur acht Gleisen äußerst anfällig für Verspätungen. Da die oft verspäteten Fernzüge Vorrang haben, wird insbesondere die Pünktlichkeit im Regionalverkehr leiden, und bei Betriebsstörungen in den Tunneln bricht der gesamte Bahnverkehr rund um Stuttgart zusammen. Möglicherweise steigen deshalb Pendler aus dem Raum Heilbronn wieder auf das Auto um. 

Anschlüsse in Stuttgart    

Ein integraler Taktfahrplan nach Schweizer Vorbild ist im Tiefbahnhof nicht möglich, da pro Richtung nur vier Gleise zur Verfügung stehen. Die Züge kommen also nicht umsteigefreundlich zur gleichen Minute aus allen Richtungen an und fahren später wieder zur gleichen Minute in alle Richtungen ab, sondern sie kommen zeitversetzt nacheinander in den Tiefbahnhof.

Es kann daher beispielsweise durchaus sein, dass der Zug nach Heilbronn zwei Minuten vor der Ankunftszeit des ICE aus München – Ulm abfährt. Damit ist der potentielle Zeitgewinn durch die Neubaustrecke wieder verloren, denn die nächste Regionalbahn fährt erst eine halbe Stunde später.

Aus den ersten beiden Schlichtungssitzungen geht hervor, dass die Bahn AG trotz jahrelanger Planung nicht in der Lage ist, ein funktionierendes Fahrplankonzept für S21 vorzulegen. Wenn die konkrete Ausgestaltung des Fahrplans jetzt schon grenzwertig ist, muss bezweifelt werden, dass die angeblichen Kapazitätsreserven für steigenden Verkehrsbedarf bei S21 überhaupt existieren. Die Behauptung, die Kapazität von S21 sei ein Drittel höher als beim jetzigen Kopfbahnhof, basiert auf der Annahme, dass optimale Anschlüsse keine Rolle spielen und Fernzüge zwei Minuten und Regionalzüge nur eine Minute im Tiefbahnhof halten. Letzteres ist völlig unrealistisch, denn wie sollen ältere Fahrgäste, Eltern mit Kinderwagen, Behinderte oder Radfahrer in so kurzer Zeit ein- und aussteigen?

Gerade für diese Reisenden ist der ebenerdige Zugang beim Kopfbahnhof ein unschätzbarer Vorteil. Sie können Rolltreppen nicht benützen, und an Aufzügen bilden sich häufig lange Warteschlangen, so dass man Anschlüsse verpasst. Außerdem sind im bestehenden Kopfbahnhof die Bahnsteige breiter.

Übrigens wird S21 wegen der geschlossenen Bauform ein Nichtraucher-Bahnhof, aber man hat ja Zeit, nach draußen zu gehen, während man eine halbe Stunde auf den Anschluss wartet!

Durchbindung von Zügen    

Als Vorteil von S21 wird die „Durchbindung“ von Zügen angepriesen, d.h. man kann von Heilbronn kommend in Stuttgart im Zug sitzen bleiben und in eine andere Richtung weiterfahren. Geplant sind eine Regionalexpresslinie Würzburg – Heilbronn – Stuttgart – Ulm und zwei Regionalbahnlinien (Mannheim –) Neckarsulm - Heilbronn – Stuttgart - Plochingen – Tübingen / Ulm.

Die Durchbindung ist aber kein Argument für S21, denn solche Durch-bindungen sind auch beim Kopfbahnhof möglich. So fährt die Regionalbahn Neckarelz – Heilbronn – Stuttgart schon heute weiter nach Ulm / Donau-wörth. Mit den heute üblichen Wendezügen, die keinen Lokomotivwechsel mehr erfordern, sind kurze Aufenthaltszeiten auch im Kopfbahnhof realisierbar, so dass auch hier S21 bestenfalls nur ganz minimale Fahrzeitgewinne bringt.

Wer dagegen von Heilbronn aus nicht nach Tübingen oder Ulm, sondern in Richtung Böblingen, Backnang oder Schorndorf reisen möchte, muss wie heute auch in Stuttgart umsteigen. Bei S21 sind aber die Anschlüsse schlechter und das Umsteigen unbequemer (siehe oben).

Ausschreibung Frankenbahn    

Die Landesregierung hat beschlossen, den Betrieb auf der Strecke Würzburg – Heilbronn – Stuttgart nach 2015 für weitere 15 Jahre ohne Ausschreibung an die Bahn AG zu vergeben. Es wird also keine Konkurrenz verschiedener Anbieter um die für die Fahrgäste beste Lösung geben, und die Bahn AG kann weiterhin die schon längst abgeschriebenen und damit äußerst profitablen Klapperkisten aus den 1960er-Jahren auf dieser Verbindung einsetzen. Der Verdacht liegt nahe, dass es sich um ein erneutes Geschenk der Landesregierung an die Bahn AG für das Wohlverhalten bei S21 handelt.

Fazit

Für das Projekt Stuttgart 21, das eigentlich kein Bahnprojekt, sondern ein Immobilienprojekt ist, werden viele Milliarden aus Steuermitteln eingesetzt, dessen Nutzen äußerst zweifelhaft ist. Auch die Mittel, welche die Bahn AG aufbringt, sind letztendlich Steuergelder, denn die Gewinne der Bahn fließen an den Alleineigentümer Bund.

Die Steuerzahler aus der Region Heilbronn finanzieren das Projekt mit, ohne dass sie mitbestimmen könnten. In Anbetracht der Finanzkrise, der hohen Staatsverschuldung und des unsozialen Sparpakets ist es unverantwortlich, Milliarden für ein sinnloses Projekt auszugeben, die dann zum Beispiel im Bildungs- und Sozialbereich fehlen, aber auch bei sinnvolleren Bahnprojekten in der Region Heilbronn und anderswo.

Sonstige Informationen

© Peter Kaspar, Heilbronner gegen Stuttgart 21 - Für eine Bahnwende in der Region und im Land.