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Leserbrief wegen der Sondervermögen der Evangelischen Kirche in HF

Reinhard Gaede, Pfarrer im (Un)Ruhestand und Attac-Mitglied hat einen Leserbrief an die NW wegen der Sondervermögen (Schwarze Konten) der Evangelischen Kirche geschrieben.

Sondervermögen im Kirchenkreis Herford

Ein schönes Photo vom Superintendenten und einem Stern war das so gestaltete Lob für ihn in der Neuen Westfälischen Herford-Hiddenhausen vom 18. Januar 2011.
Sehr froh und dankbar bin auch ich, dass er mit ehrlichen Worten über den bisher geheim gehaltenen Schatz des Kirchenkreises für Transparenz gesorgt hat. Diese Aufklärung  war zugleich eine Verteidigung der presbyterial-synodalen Ordnung unserer Kirche.

Wenn die Leitung  - sicher in guter Absicht und väterlicher Fürsorge - einen geheimen Schatz für künftige Notzeiten hortet - entzieht sie sich jedoch der Kontrolle und klärt nicht auf über die finanziellen Mittel der Gegenwart, bei Notlagen, für die sie einzusetzen sind und bei Chancen, für die sie zu nutzen sind.
Glücklicherweise ist ja alles Geld anscheinend noch vorhanden.

Aber unsere Gemeinden und Ausschüsse bzw. Pfarrer und Presbyter/innen in der Synode hatten  lange Zeit kein klares Bild über die Mittel der Finanzgemeinschaft. Sie wurden jedoch gleichzeitig in harte Spar-Runden gezwungen.

Das habe ich auch in Laar erlebt:
Ein Jahr Vakanz im Küsterdienst, Kürzung der Arbeitsstunden bei Mitarbeitern
im Küsterdienst, im Sekretariat, in der Jugendarbeit; zum Schluss Verkauf des Pfarrhauses mit Garten, also einem Teil des während eines Jahrhunderts mühsam errichteten Gemeindezentrums. Das geschah gegen den anfänglich erklärten Willen der Gemeinde. Sie musste hören, das 1914 errichtete Pfarrhaus werde angeblich in der Renovierung zu teuer, und sie musste das akzeptieren. Denn eigene Mittel waren nicht ausreichend vorhanden. Tröstlich nur, dass dort jetzt eine liebe, in der Gemeinde aktive, Familie wohnt und dass im neuen Pfarrhaus Voraussetzungen für Begegnung und Seelsorge gegeben sind.

Für Spar-Runden heißt die Alternative: Alle Mitarbeiter/innen lernen die Probleme kennen,
hören Vorschläge der Leitung zur Lösung, werden über die vorhandenen Mittel informiert - das ist besonders wichtig - beraten dann über Lösungen gemeinsam mit der Leitung, indem sie die Gemeinden und ihre Vorschläge einbeziehen. Nur so werden auch Einschränkungen und Verzicht-Maßnahmen - weil die  Information ausreichend war - aus Einsicht in die Notwendigkeit ohne Bitterkeit akzeptiert.

Ein anderes Problem nicht kontrollierter Anlagen ist: Sind sie ethischer, nämlich gemeinnütziger und nachhaltiger, Geldanlage verpflichtet? Wir wollen ja z.B. Beteiligung an Geschäften der Rüstungsindustrie oder - in Übereinstimmung mit Beschlüssen der Landessynode - an der Atom-Wirtschaft vermeiden. Wie war das bei hoher Rendite von Anlagen möglich?

Dem Superintendenten wünsche ich frohen Mut, viel Kraft und ruhiges Blut trotz vieler Fragen der in Spar-Runden Benachteiligten, die jetzt kommen werden.

Denn er hat das Richtige entsprechend unserer Verfassung getan. Und wir sollten Ihm dafür dankbar sein.

Dr. Reinhard Gaede, Pfarrer i. R.

NW-Artikel:

http://www.nw-news.de