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Wirtschaft eine Wissenschaft?

Wirtschaftswissenschaft ist eine Sozialwissenschaft und nicht, wie meist suggeriert, eine exakte Naturwissenschaft. Denn worum geht es bei den Betrachtungen der Wirtschaftswissenschaft? Um Menschen und deren Interaktion miteinander: das Tauschen von Waren und Dienstleistungen.

Andere Sozialwissenschaften würden sich nie an solch komplexe Themen heranwagen, wie es die Wirtschaftswissenschaftler tun. Denn die anderen Sozialwissenschaften wissen, dass es unmöglich ist, für derart komplexe Themen sinnvolle Theorien oder Modelle aufzustellen. Es ist vergleichbar mit einem Biologen, der gleich von Anfang an ein Modell des Gehirns aufstellen möchte. So geht dieser jedoch nicht vor. Vielmehr nimmt er sich kleine(re) Bereiche heraus, z. B. das Sprachzentrum, und versucht dann, etwas über die dortigen Verknüpfungen herauszufinden.

Wirtschaftler hingegen stellen sogleich eine Theorie vom Arbeitsmarkt auf und lassen dabei außer Acht, ob möglicherweise Unterschiede innerhalb der Arbeiter bestehen (etwa hinsichtlich Ausbildungsstand, körperlicher Einsatzfähigkeit usw.) oder ob es in verschiedenen Branchen eventuell unterschiedliche "Arbeitsmarktbedingungen" gibt.

Außerdem werden einmal als falsch erkannte Hypothesen nicht verworfen. So erfreut sich z. B. die Theorie des "Homo Economicus" nach wie vor großer Beliebtheit, obwohl für deren Widerlegung 2003 der sogenannte Wirtschaftsnobelpreis verliehen wurde.