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Veranstaltungsbericht "Zukunft des Bargeldes"

Veranstaltung: Vortrag „Zukunft des Bargeldes“

Bundesbankfiliale Chemnitz, Zschopauer Straße 49

23.02.2016 18:00 Uhr

Referent: Norbert Haskert, Bereichsleiter Innen- und Filialbetrieb der Hauptverwaltung in Sachsen und Thüringen der Deutschen Bundesbank
Hausherr Chemnitz: Filialleiter Pfeiler

Fazit: Die Veranstaltung diente offensichtlich der Beruhigung der Bevölkerung bezüglich der Einschränkung von Bargeldbenutzung und einer sukzessiven Abschaffung. Der freundliche und offensichtlich vortragsgewohnte Referent machte nachdrücklich klar, dass weder die Bundesbank und schon gar nicht er selber irgendein Interesse an solchen Einschränkungen hat. Bargeldbenutzung ist feste Gewohnheit der Bevölkerung. Und das zählt!


„Wenn Sie hören, dass es in 10 Jahren keine Euro-Noten mehr geben wird, dann sage ich ihnen ganz offiziell: Sie können sich darauf verlassen, dass Sie in 10 und auch in 20 Jahren in Deutschland noch ganz normal mit Bargeld bezahlen können. Ich persönlich würde da auch noch größere Zahlenangaben annehmen.“

Angesprochen wurden die im Gespräch befindlichen Einzelmaßnahmen:
1. Beschränkung auf Maximalbetrag pro Aktion auf 5000,- € oder einen anderen Betrag.
2. Abschaffen der Kleinmünzen
3. Abschaffen der 500-€-Note
4. Bargeld komplett abschaffen und durch verschiedene elektronische Systeme ersetzen.

Zu 1) Wäre eine Maßnahme der Politik/Regierung. Kann sie so festlegen, wenn sie möchte. Ist in anderen Euro-Ländern üblich – mit differenten Erfahrungen: Spanien 2500, Italien hat wegen schlechter Erfahrung gerade von 1000 auf 3000 erhöht aber Frankreich hat gerade auf 1000 abgesenkt. Kommentar: Es ist eine Behinderung für Normalbürger in bestimmten Branchen (Gebrauchtwagen, Immobilien, Pferde uä.). Illegale, die es eigentlich treffen soll, scheren sich eh nicht drum. Zumal der Besitz legal ist. „Wenn die Polizei jemand mit einem Geldkoffer aufgreift, kann der sagen, er trägt sowas immer bei sich“.

Zu2) Wäre evtl. sinnvoll. Schäuble macht Druck, weil die Herstellung teurer ist, als der Nominalwert. Der Handel ist dagegen – selbst wenn die x,99-Preise bleiben könnten und nur der Bon-Saldo gerundet werden müsste. Der BB ist es eigentlich egal und für Normalbürger eher bedeutungslos.

Zu3) Wirkung fraglich. „Dann werden die Geldkoffer eben etwas schwerer“.
Aber: „Da können Politiker drüber schwadronieren. Das liegt in der Entscheidung der (unabhängigen) EZB. Und da sieht man aktuell keine Veranlassung.“

4) Hätte wohl tatsächlich Auswirkung auf illegale Geschäfte – „aber die werden – wie immer - einen Ausweg finden. Vermutlich schneller, als die Regelung in Kraft ist“.
Das Kostenargument ist wahrscheinlich eher falsch. Elektronikgeld macht auch Aufwand. Studien sind uneindeutig, aber eher pro Bargeld.

Außerdem gab’s nebenbei paar interessante Zahlen:

Der Bargeldbestand beim Publikum (außer Banken) ist in Dt. von 2002 bis heute von 200 Mrd auf 1100 Mrd gestiegen. Davon 29% 500er. Die großen Scheine 100+200+500 ergeben 52,7%. „Das erscheint viel. Liegt aber am Nominalbetrag“. Im Vergleich – USA 78% 100$-Scheine, Schweiz 92% Noten mit 100 – 1000SFr – sieht dann der deutsche Wert schon harmloser aus.

Aber: Nur 10% allen Bargeldes im Umlauf wird tatsächlich für Transaktionen(„an der Ladentheke“) benutzt. 20% sind im Inland gehortet und 70% ins EU-Ausland verschwunden – das Meiste wohl als Valuta-Reserve überwiegend bei Banken.

Bargeld-Nutzungsquote der Bevölkerung:
EU-Durchschnitt: 53% Barzahlung, 29% Girokarte (ehemals EC)
Deutschland: 80% Barzahlung, Dänemark: 23% Barzahlung, die anderen EU-Staaten liegen dazwischen.

Euro-Finanzanlagen weltweit ~ 73 000 Mrd (das ist natürlich kein Bargeld). Davon 92% „on-shore“, Rest offshore – überwiegend in der Schweiz.