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Flüchtlinge

Stephan Lessenich schlägt in seinem Buch Neben uns die Sintflut vor, sich weniger darüber zu wundern, dass Flüchtlinge zu uns kommen, sondern sich besser zu wundern, warum es nur so wenige sind.

Oder um es physikalisch auszudrücken:

  • Für viele Menschen ist das eigene Land abstoßend.
  • Gleichzeitig sind die reichen Länder mit ihrem offen zur Schau gestellten Wohlstand extrem anziehend.

Die Abstoßung durch das eigene Land unterteilt sich im wesentlichen in vier Fälle:

  1. Individuelle physische Gefährdung durch politische Verfolgung,
  2. kollektive physische Gefährdung durch Genozid und (Bürger-)Krieg,
  3. individuelle ökonomische Gefährdung durch Armut, Arbeitslosigkeit, Enteignung oder mangelnde Perspektiven,
  4. kollektive ökonomische Gefährdung durch Hunger-, Natur- und Klima-Katastrophen

Aus Sicht der potentiellen Aufnahmeländer bezieht sich die klassische Idee von Asyl auf Fall 1. Fall 2 und Fall 4 generieren hohe Flüchtlingszahlen und Ängste vor "Überfremdung". Flüchtlinge nach Fall 3 werden in den Aufnahmeländern nur akzeptiert, wenn sie auf dem Arbeitsmarkts "gebraucht" werden, sonst wird ihnen Schmarotzertum unterstellt. Und sie werden abgeschoben.

Im Aufnahmeland treffen die Flüchtlinge dann auf Bevölkerungsgruppen, die sich selbst durch sozialen Abstieg und schwindende Gewissheiten gefährdet sehen und die dadurch entstehende Aggression gegen die neuen Passagiere im "gefühlt" schon zu vollen Boot richten.

attac Böblingen setzt sich dafür ein, dass wirklich an den vier oben genannten Fluchtursachen gearbeitet wird und gleichzeitig denen geholfen wird, die aus welchem Grund auch immer in Not sind.

Die heutige Politik ist von einer Bekämpfung der Fluchtursachen meist weit entfernt:

  1. Die Zusammenarbeit mit autokratischen Regimen billigt unausgesprochen politische Verfolgung.
  2. Waffen sind Exportschlager und (Stellvertreter-)Kriege sind immer noch ein beliebtes Mittel, die eigene Einflusssphäre auszudehnen.
  3. Die Durchsetzung der Profitinteressen nimmt wenig Rücksicht auf die Bürger der betroffenen Länder.
  4. Auch wenn ganze Völker in Not geraten, wird dies meist unter Pech oder unfähige lokale Regierung verbucht. Der Zusammenhang mit der eigenen Klima- und Wirtschaftspolitik wird verdrängt.

Materialien

Fluchtursachen: ein Vortrag von Conrad Schuhler während des Europa-Kongress 2016

Die attac-Seite Informationen zu EPAs fasst die Logik der Handelsabkommen mit den AKP-Staaten (Afrika, Karibik, Pazifik) zusammen.

Veranstaltungen / Aktionen

2017

Am 14. Juni haben die Weltläden im Kreis Böblingen zusammen mit dem Freundeskreis Flüchtlingshilfe Böblingen, AK Asyl Sindelfingen und attac Böblingen die Bundestagskandidaten zu einer Diskussion über Fluchtursachen eingeladen. MEHR

2016

Ein Vortrag von Dr. Boniface Mabanza Bambu