Attac fordert kreisweiten Erdgas und
Erdöl-Förderstopp
Nach Erdbeben in Uchte: „Stop-Fracking-Gruppe“ warnt vor den Folgen /
„Beben ereignete sich im Bereich der sogenannten Rehburg-Störung“
SÜDKREIS/NIENBURG.
Obgleich sie beständig öffentlich gewarnt habe, war die „Stop- Fracking-Arbeitsgruppe" der Attac-Regionalgruppe vom Erdbeben in Uchte vergangene Woche (DIE HARKE berichtete) eigenen Angaben zufolge „sehr betroffen". Das teilt die AG in einer Pressemitteilung mit.
Zwei ihrer Mitglieder, Martina Broschei und Erfried Czaia, der Sprecher der AG, sind Stolzenauer und berichteten der Gruppe beim jüngsten Treffen, wie sie persönlich das sekundenlange, in einem donnernden Knall endende Erdbeben erlebten. „Für die Attac-Gruppe steht fest", so Pressesprecher Wolfgang Kopf, „dass die durch die Erdgasförderungen hervorgerufenen Spannungen im tiefen Untergrund Ursache des kürzlichen Erdbebens waren". Dass schon bei der bislang üblichen Erdgasförderung derart schwerwiegende Folgeschäden auftreten, ist für die Attac- Gruppe ein Menetekel, „um noch vehementer und generell vor dem Aufbrechen von Gesteinschichten durch jede Art von Fracking zu warnen".
Die Gruppe beunruhigt, „dass das Beben sich augenscheinlich im Bereich der sogenannten Rehburg-Störung ereignete": „Dieses jahrmillionenalte Risssystem im Untergrund erstreckt sich von Uchte am Südrand Stolzenaus und Leeses vorbei in den Rehburger Raum. Sollten sich weitere Beben unter den Orten ereignen, sind Schäden keineswegs auszuschließen", heißt es in der Pressemitteilung. Besonders kritisch sieht Attac, dass die ExxonMobil ihr Frackingvorhaben in
Leese unweit dieser geologischen Schwachstelle ankündigte.
„Eine Lösung liegt nur im konsequenten Ausstieg aus der Nutzung fossiler Energien, hier: Erdgas- und Erdölförderung", teilt die Gruppe mit. „Im Hinblick auf Spätfolgen dieses und möglicher neuer Erdbeben-Vorfälle schlägt die Attac-Frackinggruppe vor, die niedersächsische Schiedsstelle zu einer Informationsveranstaltung einzuladen." Ferner sollten „ die Kommunalparlamente und der Kreistag sich unter Beteiligung der Bevölkerung erneut mit dem generellen Nein zu Erdöl- und Erdgasförderung und einem grundsätzlichen Fracking-Verbot befassen". Der Kreistagsbeschluss von 2012 richte sich nur gegen das in Leese geplante Fracking in Schiefergestein, nicht gegen das „konventionelle" Fracking im Kalksandstein.
Viertens fordert die Gruppe Unterstützung der Bürgerinitiativen zum Beispiel in Siedenburg wegen der Auffüllung mit Lagerstättenwasser, was eine Gefährdung des Grundwassers in Landwirtschaft und für Hausbrunnen bedeute. DH
Die Harke, 23.08.2018
„Würden Sie für Fracking sein oder dagegen?“
Die Attac-Regionalgruppe Nienburg hat die für den Landtag kandidierenden Parteien um Antworten gebeten VON EDDA HAGEBÖLLING
NIENBURG. Viele Menschen in Deutschland und auch in Niedersachsen stehen dem Fracking und den damit verbundenen Gefährdungen von Menschen und Umwelt ablehnend gegenüber (mehr als 75 Prozent). Die Attac-Regional-gruppe Nienburg hat darum die örtlichen für den Landtag kandidierenden Parteien gebeten, folgende drei Fragen zu beantworten:
1. Wenn Sie in politischer Verantwortung wären und sich grundsätzlich entscheiden müssten: Würden Sie für Fracking sein oder dagegen?
2. Sind Sie der Meinung, dass gesetzliche Vorgaben (soweit vorhanden) im Fracking-Regelungsgesetz zum Schutz der Bevölkerung und Umwelt sowie zur Verringerung des Treibhausgaseffekts als ausreichend zu betrachten sind? Meinen Sie in diesem Zusammenhang, dass es einen sicheren Verbleib des Frac-Wassers im Untergrund geben wird? Sind Ihnen die gewaltigen beim Fracking benötigten Wassermengen bekannt?
3. Sind Sie der Meinung, dass gefracktes Gas als „ Brückentechnologie “ bis zum Zeitpunkt der Vollverdurch erneuerbare Energien notwendig und sinnvoll ist, wie immer wieder von Unternehmen wie z.B. ExxonMobil argumentiert wird?
èKarsten Heineking/CDU
• Zu 1: Die CDU unterstützt die Erdgasgewinnung in Niedersachsen in eng gesteckten Grenzen. Vor allem der Trinkwasserschutz und der Mineralwasserschutz dürfen durch Fracking nicht beeinträchtigt werden. Die Gleichsetzung von konventionellem und unkonventionellem Fracking ist aus meiner Sicht unzutreffend. Zum einen fehlen beim konventionellen Fracking die von Ihnen kritisierten Frac-Flüssigkeiten, zum anderen werden beim unkonventionellen Fracking Risse in tieferen Schichten erzeugt, die laut Kritikern für die Häufung von Erdbeben verantwortlich sein sollen.
Aus meiner Sicht ist eine Debatte über Vor- und Nachteile der Erdgasförderung sinnvoll. Allerdings ist zu beobachten, dass mit zunehmender Intensivierung der Debatte immer neue Vermutungen über Gefahren des Frackings genannt werden, ohne dass überzeugende wissenschaftliche Ergebnisse präsentiert werden.
• Zu 2: Ich bin davon überzeugt, dass die rechtlichen Vorgaben für das Fracking ausreichen. Wichtig ist mir aber auch, gerade dem vermuteten höheren Krebsrisiko durch Frac-Wasser intensiver nachzugehen. Dabei ist festzustellen, dass der Industrie inzwischen biologisch abbaubare Frac-Flüssigkeiten verfügbar sind, die die potenziellen Gesundheitsrisiken deutlich reduzieren. Ich werde gemeinsam mit meiner Partei prüfen, inwieweit das im Septemberplenum eingeführte Krebsregister dazu beitragen kann, objektive Daten zum Krebsrisiko an Erdgaslagerstätten bereitzustellen.
• Zu 3: Kohle und Gas sind aus Sicht der CDU Brückentechnologien, die auf absehbare Zeit noch genutzt werden müssen. Bevor Erneuerbare Energien die fossilen Energieträger komplett ablösen können, muss der Netzausbau voranschreiten, die Energieeffizienz verbessert und die Energiespeicherung ermöglicht werden. Dies gilt insbesondere für die wetterabhängigen Energieformen Wind und Solar. Die Argumentation von ExxonMobü ist in dieser Hinsicht objektiv zutreffend.
èGrant Hendrik Tonne/SPD
• Zu 1: Dem Frackingverfahren habe ich immer schon skeptisch gegenübergestanden und sehe hier erhebliche und unkalkulierbare Risiken für Mensch und Umwelt. Gleichwohl gehe ich davon aus, dass die Gasförderunternehmen und deren Mitarbeiter bemüht sind, Sicherheitsvorkehrungen und Qualitätsstandards einzuhalten. Deshalb und aus der Notwendigkeit der Gasgewinnung heraus und den damit verbundenen Arbeitsplätzen habe ich dem Fracking-Rege- lungspaket zugestimmt. Zumal Fracking in Schiefergestein verboten und in Sandstein unter verschärften Auflagen erlaubt ist. Ich sehe jedoch auf Grund der unterschiedlichen Tiefen (in Schiefergestein wird in geringeren Tiefen gefrackt) einen Unterschied zwischen beiden Methoden. Grundsätzlich räume ich jedoch ein, dass mit Fracking grundsätzlich verschiedene Gefahrensituationen Zusammenhängen.
• Zu 2: Es müssen weiterhin klare Vorgaben zum Schutz von Mensch und Umwelt getroffen werden. Im Zusammenhang mit Krebserkrankungen in der Nähe von Bohrstellen muss die Ursache ermittelt werden. Die mit dem Eingriff in tiefe Gesteinsschichten verbundenen „Abfälle" führen offensichtlich zu Gefährdungen der Gesundheit und müssen abgestellt werden. Z.B. durch strenge Kontrollen, was bisher nur unzureichend geklappt hat. Die damit verbundene Belastung von Erdreich, Wasser und Luft muss durch einen rechtlichen Rahmen unterbunden werden. Die benötigten Wassermengen beim Fracking sind mir bekannt, auch deshalb ist zu hinterfragen, ob diese Technik wirklich eingesetzt werden muss.
Wir sind es insbesondere den erkrankten Menschen schuldig, mögliche Zusammenhänge zwischen Förderungen aus dem Erdreich und Erkrankungen zu erforschen und die Ursachen dafür abzustellen
• Zu 3: Ohne eine genaue Gegenüberstellung der benötigten Mengen, der zeitlichen Faktoren und einer genauen Analyse ob die Verringerung der Gasförderung in Deutschland zu mehr Gasimporter aus dem Ausland führt (diese Zahlen liegen mir nicht vor) sehe ich mich nicht in der Lage, diese Frage abschließend zu beantworten. Mehr Gasimporte heißt, dass die Umweltbelastungen die gleichen bleiben, nur die lokale Förderplätze werden verschoben. Dann lieber Gasförderung in Deutschland unter strengen Rahmenbedingungen, - das wiederum aber auch nicht um jeden Preis. Gasförderung im Schiefergstein, mit noch nicht einmal ansatzweise abschätzbaren Gefahren, muss weiter verboten bleiben. Die sonstige Gasförderung bedarf ein strengen rechtlichen Überwachung.
• Zu 1: Als Grüner sehe die Nutzung fossiler Brei Stoffe generell kritisch, bin also auch gegen die Nutzung von gefracktem Gas. Darüber hinaus stellt die Methode eine besondere Bedrohung für unsere Landschaft und Gesundheit. Unser Bemühen in den vergangenen Jahren war (und wird auch zukünftig sein) alles landesrechtliche Mögliche zu tun, um Fracking soweit wie möglich einzuschränken. Letztlich entscheidet aber Bundestag über die rechtlichen Rahmenbedingungen.
• Zu 2: Ich halte die bundesrechtlichen Regeln nicht für ausreichend. Wir benötigen in diesem Bereich Gesetzesverschärfungen, um den Ländern zu ermöglichen, Fracking generell zu untersagen. Die chemischen und physikalischen Prozesse kann ich nur schwer beurteilen. Generell bin ich aber skeptisch, ob es gelingen kann, wirklich sauberes und dauerhaft sicheres Fracking ohne Folgewirkungen zu gewährleisten. Zur Verringerung des Treibhauseffekts muss Deutschland in erneuerbare Energien investieren und diese massiv ausbauen. Die fossilen Rohstoffe müssen so weit wie möglich schlichtweg unter der Erde bleiben.
• Zu 3: Für unser Ziel, eine Energieversorgung mit erneuerbaren Energien, brauchen wir kein gefracktes Gas. Die für eine, zur Erreichung des Pariser Klimaschutzziels nur sehr kurze, Übergangszeit benötigten fossilen Brennstoffe sollten nicht aus gefracktem Gas gewonnen werden.
èHeiner Werner/FDP
Zurzeit ist eine wirtschaftliche Nutzung durch Fracking nicht sinnvoll. Eine weitere Untersuchung sollte wissensbasiert möglich sein. Ob Fracking als Brückentechnologie sinnvoll sein wird, ist aus jetziger Sicht nicht abschließend zu klären. Ein Moratorium habe ich bereits vor Jahren gefordert. Ein ursächlicher Zusammenhang zwischen auftretenden Krebsfällen und Untersuchungen in Bezug auf fracking ist wissenschaftlich zur Zeit nicht nachweisbar. Obwohl die Verfahren in den USA und Deutschland nicht zu vergleichen sind, ist eine Verunreinigung des Grundwassers bei unsachgemäßer Förderung nicht auszuschließen. Bei allen Diskussionen ist transparent und wissensbasiert vorzugehen.
èTorben Franz/Die Linke
• Zu 1: Sowohl ich als auch die Partei Die Linke setzen uns klipp und klar für ein Totalverbot des Frackings ein. Hierbei schließen wir beides ein. Sowohl das konventionelle Fracking als auch das unkonventionelle. Sowohl auf der Bundesebene als auch im Landesprogramm findet sich die Forderung nach einem „Totalverbot" des Frackings wieder. Wir sehen den Schutz der Menschen und der Umwelt als wichtiger an als die kurzfristigen wirtschaftlichen Impulse.
• Zu 2: Nein, die Sicherheitsvorkehrungen sind nicht ausreichend. Fracking ist und bleibt eine Risikotechnologie, die in ihren Auswirkung letztlich nicht komplett kontrollierbar ist. Nicht nur die Verseuchung von tonnenweise Wasser zur Förderung des Gases ist problematisch genug, sondern auch die Frage, ob das verpresste Wasser vollständig zurückgeholt werden kann. Eine Verseuchung des Grundwassers mit besagten Chemikalien oder Gas und Öl wäre in einem Land wie Deutschland, das immer besondere Aufmerksamkeit auf den Schutz seines Grundwassers gelegt hat, katastrophal. Dies dürfen wir nicht zulassen. Wasser bleibt eines unserer wichtigsten Ressourcen in der Zukunft.
Auch die Frage von Erdbeben ist beim Fracking problematisch und ungeklärt. Die Menschen werden hier nicht kalkulierbaren Schäden ausgesetzt. Es ist also nicht nur der Schutz der Umwelt, der uns zu einem Total verbot bewegt, sondern eben auch und gerade der Schutz der Menschen, ihres Grundwassers und ihrer Wohnungen, ihres direkten Lebensumfeldes.
• Zu 3: Fracking ist keine Brückentechnologie, wie auch Kohle und Öl keine Brückentechnologien sind. Wir müssen uns ernsthaft Gedanken über den Umstieg machen, nicht neue Quellen konventioneller Energie erschließen. Erlauben wir der Industrie, eine neue Quelle zu erschließen, wird sie sich noch einmal deutlich mehr Zeit lassen, auf erneuerbare Energien umzusteigen. Statt unsere Umwelt mithilfe der Frackingtechnologie zu verseuchen, sollten wir mit erneuerbaren Energien, einem starken ÖPNV und guten Umweltkonzepten den Ausstieg aus der fossilen Energiegewinnung schaffen.
èChristian Libbe/AfD
Die AfD ist eine junge Partei mit einem ersten Programm für Deutschland. Wir ermitteln noch und analysieren das über Fracking herausgefundene, um die Sachlage zu bewerten.
Ganzheitlich betrachtet ist die jetzige Energiepolitik weder ökonomisch noch ökologisch vertretbar. Die AfD will die Technik, Vorteile und Risiken des Fracking, nach den bestehenden deutschen Umwelt- und Bergbaugesetzen, untersuchen. Über die wirtschaftlichen und politischen Vorteile des Fracking, im Vergleich zu den realen Nachteilen, ist die Bevölkerung sachlich zu informieren.
Den Einsatz des Fracking zur Erdöl- und Erdgasförderung an neuen Standorten lehnt die AfD ab, solange die Energieversorgung Deutschlands gesichert ist. Letztendlich gehört die demokratische Entscheidung, über den Einsatz der Fracking-Technik, in die Hand der betroffenen Bürger vor Ort. Der Schutz der Verbraucher ist für die AfD einer der zentralen Politikbereiche. Er ist eine Querschnittsaufgabe und umfasst eine verbraucherfreundliche Wirtschaftspolitik genauso, wie Teile der Sozial-, Rechts-, Gesundheits- und Umweltpolitik.
Die AfD befürwortet die kleinteilige Wasserversorgung durch Kommunen und Zweckverbände. Das Eigentum an den Wasserressourcen, den Förderanlagen, der Wasseraufbereitung und am Verteilernetz muss in öffentlicher Hand verbleiben. Denn sauberes Trinkwasser gehört zur Daseinsvorsorge!
èMartina Broschei / Piraten
• Zu 1: Ich bin definitiv gegen Fracking.
• Zu 2: Wir fordern u.a. die Abschaffung des Bergrechts. Die aktuellen gesetzlichen Vorgaben reichen nicht aus und verringern in der Bilanz auch nicht den Treibhausgaseffekt oder das erhöhte Krebsrisiko rund um die Förderstellen. Die benötigten täglichen gigantischen Grundwassermengen stellen eine erhebliche Belastung für den Grundwasserspiegel dar, vor allem weil das anschließend kontaminierte Grundwasser wieder in die Bohrlöcher verpresst wird und somit weiteres Wasser kontaminieren wird. Wasser übrigens, auf das gerade hier im ländlichen Bereich u.a. die Landwirtschaft angewiesen ist, um in trockenen Zeiten Äcker und Felder zu bewässern. Grundwasser, das zudem in den vorhandenen privaten Brunnen zur Nutzung nicht mehr sicher ist, um das garteneigene Obst- und Gemüse zu bewässern.
• Zu 3: Wir brauchen kein Fracking-Gas als Brückentechnologie. Hätten wir bereits eine Energiewende, wäre das auch keine Diskussionsgrundlage mehr. Würde man privaten Investoren nicht immer höhere Hindernisse auf gesetzlichem Wege in den Weg legen, würden wir bereits heute z.B. deutlich mehr Strom durch erneuerbare Energien herstellen können. Dennoch ist dies kein Grund, aus reinen Profitgründen die Natur und Umwelt zu zerstören. Natur- und Gesundheitsschutz vor Profiten.
Die Harke, Nienburger Zeitung, Sonntag, 15.10.2017
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Arbeitskreis Fracking
07.09.2016 PM Attac Nienburg
Experten warnen vor Fracking-Gefahren.
Attac-Apell für „FrackingFreienLandkreis“.
(Nienburg) Auch das zweite öffentliche Thema-Plenum der Attac-Regional-
gruppe Nienburg stieß -diesmal als Hearing- auf starke Resonanz.
Eine hochkarätige Expertenrunde nahm zu dem Ende Juni im Bundestag be-
schlossenen „Fracking-Regelungspaket“ Stellung. Danach soll das derzeitige
Fracking-Moratorium in Sandstein beendet und -nach erfolgreichen Probe- bohrungen und Bundestagszustimmung- ab 2021 Fracking auch in Schiefergas möglich sein. Alle Referenten sowie Siegfried Butschbach, Sprecher der Attac-
AG Fracking, warnten eindringlich vor den Gefahren für Umwelt und Gesund- heit. Sie forderten auch im Hinblick auf die am Fracking-Standort Rodewald/
Steimbke behördlich bestätigten erhöhten Krebsneuerkrankungen (2005-2013) ein sofortiges, unbefristetes Verbot sämtlicher Formen von Fracking.-
Zum Hearing-Auftakt gab der Geologe Dr.Dietmar Goetz (Hamburg) eine
allgemein verständliche technische Einführung („Alphabetisierung“). Beim
Fracking wird unter hohem Druck „Frac-Fluid“ -eine große Wassermenge, Sand sowie z.T. hochgiftige, auch krebserzeugende Chemikalien - in öl-/gashaltige Gesteinsschichten gepreßt. Dadurch wird das Gestein aufgesprengt und das zuvor eingeschlossene Erdgas fließt dem Bohrloch zu. Ein erheblicher Anteil
des Fluid-Gemischs steigt zusammen mit giftigem Lagerstättenwasser wieder auf, wird andernorts in den Untergrund „verpreßt“ und kann von dort in das Grundwasser gelangen. Durch tiefgründig zertrümmerte Gesteinsschichten ebenso wie verpreßte Abwässermassen sind Erdstöße, Erdsenkungen und auch
Erdbeben in Fracking-Regionen aufgetreten, besonders in den USA.
Die aktuelle Gesetzeslage erläuterte Dr.Julia Verlinden (MdB, Bündnis 90/Die Grünen). Das von der Unions-/SPD-Mehrheit beschlossene Gesetz sei kein
Kompromiß und bedeute auch kein „Fracking-Verbot“. Eher sei es ein verklausuliertes „Fracking-Förderungsgesetz“. Statt die Energiewende voran-
zubringen, verlängere es das fossile Zeitalter. Gefracktes Gas mache nur 0,8% Versorgung aus und sei damit für die Energiesicherheit absolut verzichtbar.-
Ihr Kollege Herbert Behrens (MdB, Die Linke) erklärte, Fracking dürfe wie die Atomenergie keine Zukunft haben. Es bediene nur Profitinteressen und werde
wegen der unbeherrschbaren Gesundheits- und Umweltrisiken inzwischen von 80% der Bevölkerung abgelehnt.
Beschämend sei, dass -trotz ablehnender Haltung von Umweltminister Wenzel-
der niedersächsische Ministerpräsident Weil und Wirtschaftsminister Lies dem Bundesverband Erdgas, Erdöl und Geoenergie (BVEG) die zügige Bearbeitung
der vorliegenden Fracking-Anträge öffentlich zusicherten.-
Gesundheitsschutz ist nach der Aussage von Kathrin Otte, Vorsitzende des Netzwerks für Umweltkranke (GENUK) im „Fracking-Regelungspaket“ nirgends vorgesehen. Dabei fordere GENUK, inzwischen von 212 Arzten unterstützt, seit Jahren eine unabhängige Studie zur Aufklärung der gehäuften
Krebsraten im Fracking-Landkreis Rotenburg-Wümme. Manfred Radke, Vor-
sitzender des dortigen BUND, informierte über den Widerstand gegen Fracking
und forderte -solange die wissenschaftlichen Beweise ausstehen- die Befolgung
des in der EU geltenden Vorsorgeprinzips, wonach mögliche Gesundheits- und
Umweltschäden vorbeugend ausgeschlossen werden müssen.
In einer schriftlichen Stellungnahme erklärte der Kreiswasserverband Nienburg,
man sehe zwar Fracking-Risiken für die Qualität des Grundwassers, Trink- wasser hierzulande sei jedoch durch das gesetzliche Verbot von Fracking sicher.
Thorben Gruhl, der als Mitglied, nicht Vertreter der Wissenschaftlichen Gesell-
schaft Erdöl, Erdgas, Kohle sprach, bestätigte, dass der Grundwasserschutz nur
partiell gelte - für Wasserwerke, Heilquellen, Talsperren und Mineralwasser.
Er wies darauf hin, dass über die Hälfte der durch Zement verschlossenen Bohr-
löcher ausgeförderter Plätze nach 5 Jahren undicht seien. Dort trete in Verbin-
dung mit krebserzeugenden Substanzen hochklimaschädliches Methan aus. Auch von daher sei eine Fracking-Renaicance -für den gesamten Kreis Nienburg seien bereits Aufsuchungsgenehmigungen erteilt- unverantwortlich. Sollte nach erfolgreichen Probebohrungen im Jahr 2021 Schiefergas-
Fracking erlaubt werden, rechnet das Umweltbundesamt mit insgesamt
48.ooo Bohrungen – eine solche „Schiefergas-Walze“ müsse durch Bürger-
Initiative verhindert werden.
Am Schluß der Experten-Hearings appellierte Wolfgang Kopf, Sprecher der Attac-Regionalgruppe, an Kreistagsmitglieder, Kandidatinnen und Kandidaten.
Attac schlägt ihnen vor, im alten oder neuen Kreistag eine Resolution einzubringen, um sich zum „FrackingFreienLandkreis Nienburg“ und damit über den Beschluß von 2013 hinaus gegen jedes Fracking zu erklären.
Der Resolutionsentwurf kann angefordert werden über die E-Mail: attac-nienburg@web.de und ist einzusehen bei www.attac-netzwerk.de/nienburg