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14. Mai 2017 - Dr. D. Köhler:

Brief an die Evangelische Gemeinde in Berlin Marzahhn-Nord:

Sehr geehrte Damen und Herren von der evangelischen Kirchengemeinde Marzahn-Nord,

mit großer Dankbarkeit und Erleichterung habe ich erfahren, dass Sie Ihre Räume für den Thementag "50 Jahre israelische Besatzung" am 27.5. zur Verfügung stellen, nachdem die erzbischöfliche Vermögensverwaltung den schon lange unterschriebenen Mietvertrag im Aquino-Tagungszentrum der Katholischen Akademie Berlin gekündigt hat. Ein solcher Akt der Behinderung der Äußerung einer freien Meinungsvielfalt ist leider beim Thema "Kritik an der israelischen Besatzungspolitk" keine Seltenheit. Umso skandalöser ist es, dass sogar das Landgericht Berlin diese Kündigung für rechtmäßig erklärt und damit zur Behinderung des Rechts auf freie Meinungsäußerung beiträgt.

Es zeugt von großer Zivilcourage und Aufrichtigkeit, wenn Ihre Kirchengemeinde nun diese wichtige Veranstaltung ermöglicht, indem sie ihr "Asyl" gewährt. Die israelische Besatzung in Palästina ist ein himmelschreiendes Unrecht, das von der EU, von den Vereinten Nationen, von zahllosen rechtschaffenen, untadeligen Prominenten, spirituellen Führern, Politikern, Kulturschaffenden und vielen anderen Seiten klar und unmißverständlich als Völkerrechtsbruch benannt wird. Wie die palästinensische Bevölkerung und die palästinensischen Flüchtlinge von der Besatzungsmacht Israel behandelt werden, verstößt eklatant gegen alle Menschenrechte. Dazu zu schweigen und sich "neutral" zu verhalten,ist großes Unrecht und einer aufgeklärten, demokratischen Zivilgesellschaft nicht würdig.

Leider sehen das bei weitem nicht alle Menschen so. Und so werden auch Sie leider nach Ihrer Entscheidung vermutlich heftiger Kritik aus vermeintlich israelfreundlichen Kreisen ausgesetzt sein. Sie werden Berge an Verleumdungen, Hassmails und Anfeindungen, vielleicht sogar Drohungen erhalten. Ich kann Ihnen versichern: sie sind damit nicht allein! Viele Veranstalter, Raum-Vermieter und Gruppen, die sich für die Einhaltung der Menschenrechte auch in Palästina stark mchen, habe diesen Ansturm schon erlebt - Sie sind da in guter Gesellschaft.

Ich hoffe, dass unter den vielen mails, die Sie bekommen werden, auch viele sind, die Ihnen den Rücken stärken, die Ihnen danken für Ihr Engagement und Ihren Mut und Ihren Einsatz für einen gerechten Frieden in Israel und Palästina (denn nichts anderes IST der Kampf gegen die israelische Besatzung!) und für Ihren Einsatz, eine vielseitige Meinungsvielfalt in Deutschland zu ermöglichen.
Ich danke Ihnen sehr und werde den Verlauf der Tagung in Ihren Räumen interessiert und mit großer Sympathie verfolgen.

Mit freundlichen Grüßen,
D. Köhler