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14. Juni 2015 - Günter Schenk:

Sehr geehrter Herr Oberbürgermeister Roters,

Ihre Entscheidung - ist es Ihre Entscheidung oder haben Sie sich zu einem willigen Vollstrecker von Lobby-Gruppen machen lassen? - anlässlich der Erinnerung an 60 Jahre Beziehungen Bundesrepublik – Israel, die Ausstellung von Veteranen der Armee Israels "Breaking the Silence" zu untersagen, ist im höchsten Maß beunruhigend.

Wer das Schweigen über Verfehlungen und Verbrechen brechen will, wo weiteres Schweigen ungewollt zu Komplizenschaft mit Fehlentwicklungen und Verbrechen führt, leistet etwas für gute Beziehungen zwischen unseren Staaten. Wenn Sie aber lieber nicht nur selbst schweigen (was selbst schon die Alarmglocken wacher Bürger läuten lassen müsste), zudem aber andere am Brechen des Schweigens hindern wollen, so bringt das Menschen mit Gewissen in schiere Wut und Entsetzen.

Dass dafür ein deutscher Sozialdemokrat, Bürgermeister der traditionell der Toleranz, wie auch "christlichen Werten" verbundenen Großstadt am Rhein, Köln, Verantwortung übernimmt, ist schlichtweg nicht hinnehmbar.

Wie wollen Sie in Zukunft Bürgern Kölns erklären, Bürgerverantwortung setzt wache Bürger mit entwickeltem Verantwortungsgefühl für die Gemeinschaft voraus?

Dass Ihre Entscheidung, sehr geehrter Herr Roters, inzwischen weit über deutsche Grenzen, bis nach New York und Tel Aviv Wellen geschlagen hat, sollte Sie beunruhigen. Ihre Aufgabe, anstelle Erinnerung zu be-, schlimmer noch zu verhindern, muss vielmehr die Förderung von Erinnerungskultur und ständiger Bereitschaft zur Gewissensprüfung von Bürgern sein. Ganz besonders wenn es sich um Befehlen unterliegenden Beamten, Soldatinnen und Soldaten handelt.

Darin haben Sie mit dem Einknicken vor einer schändlich agierenden Lobby schwere Verantwortung auf sich geladen. Sie haben nicht nur das Ansehen einer der ältesten Städte Deutschlands geschädigt, sondern auch die Gefühle jedes ethisch orientierten Menschen mit Füßen getreten. Mit Ihrem lamentablen Einknicken vor der Botschaft Israels haben Sie beiden, der Stadt Köln und dem Staat Israel, gleichermaßen einen Bärendienst geleistet. Sie haben den übelsten und aus guten Gründen als gefährlich zu bezeichnenden Vermutungen über Macht und Unterwerfung Vorschub geleistet. Das ist gerade für die zwischenstaatlichen Beziehungen Israels zu Europa besonders verwerflich.

Herr Roters, mir fehlen die Worte! Als langjähriger Sozialdemokrat schäme ich mich für Sie.

Günter Schenk
Strasbourg, Frankreich
- membre du Collectif Judéo Arabe et Citoyen pour la Palestine, Strasbourg
- Mitglied der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands SPD (seit 1966)