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11. Mai 2011 - Lu Maria de Stefano de Lenkait:

Die Süddeutsche Zeitung verdient eine bessere Leitung ihres Ressorts Außenpolitik. Das zeigt sich wiederholt in Kommentaren wie auch im jüngsten Leitartikel, Anlass für folgende Stellungnahme zu

Süddeutsche Zeitung (SZ) vom 7.5.11, Leitartikel:
„Die Terror-Dividende“ von Stefan Kornelius

Mahnung und Warnung

Zynismus, fehlende menschliche Wahrnehmung und Realitätsfremdheit tradiert Stefan Kornelius in seinem verkehrten Leitartikel „Die Terror-Dividende“ (SZ vom 7.5.2011). Nimmt Stefan Kornelius die täglichen Mordangriffe, die tägliche Vernichtung von Menschenleben und Verwüstung eines kleinen islamischen Landes nicht wahr oder stört ihn das nicht, Tod und Zerstörung, was immer wieder der Westen, nicht die islamische Welt zu verantworten hat? Die islamische Welt hat in der Neuzeit niemals ein westliches Land angegriffen. Umgekehrt ist es bis zum heutigen Tag der Fall. Wie kann ein seriöser Journalist, der nicht verblendet und nicht voreingenommen sein darf, es wagen, „für Versöhnung und Friedfertigkeit der islamischen Welt“ zu plädieren, wenn der Westen ohne jede Reue bestialisch auf weiterem Mord besteht und jedes Versöhnungsangebot und Verhandlungen in Bezug auf Libyen ablehnt? Ist es für einen Chef des außenpolitischen Ressorts der Süddeutsche Zeitung völlig in Ordnung, dass europäische Mächte hinter den NATO-Bomben Zivilisten kaltblütig morden, während der US-Präsident ein Killer-Kommando beauftragt, einen unbewaffneten Menschen zu liquidieren? Ist das die Haltung für Friedfertigkeit und Versöhnung gegenüber der islamischen Welt, die Stefan Kornelius bedenkenlos anstrebt?

Die Mahnung und Warnung von Alt-Bundeskanzler Helmut Schmidt in der ARD-Sendung „Beckmann“ am 2.5.2011 sind realistische Denkanstöße für alle Journalisten und Politiker, um Besonnenheit, Mäßigung und Realitätssinn zu bewahren. Sinngemäß sagte Helmut Schmidt: „Der Westen ist militärisch und ökonomisch hoch überlegen. Also die Änderung muss vom Westen aus kommen. Der Westen zeigt sich aber unersättlich in seiner Gier nach Macht und Geld. Allerdings ist es nicht ausgeschlossen und man kann nicht übersehen, dass eines Tages ein Teil der großen Zahl der muslimisch geprägten Staaten sich in der einen oder anderen Weise zusammenschließt. Einen wirksamen Zusammenschluss haben wir in der OPEC schon erlebt.“... Der Alt-Bundeskanzler geht auch mit dem US-Präsident ins Gericht. Er kann sich nicht vorstellen und auch nicht verantworten, wie der US-Präsident einen Auftrag jemanden zu töten, gegeben hat.

Der Westen bleibt bei seinem destruktiven alten Denken. Dieser nüchternen realistischen Erkenntnis muss Stefan Kornelius und jeder Journalist, Politiker und Diplomat ins Auge fassen. Aus dieser alten destruktiven Haltung folgten bereits vernichtende Angriffskriege, einige gegen islamische Länder wie Irak und Afghanistan, aber auch schon gegen ein europäisches Land: Jugoslawien (heutiges Serbien). Der neueste Angriffskrieg richtet sich seit dem 19.3. dieses Jahres gegen das kleine Land Libyen, das schon mehr als acht Wochen lang unter NATO-Bomben leidet.

Stefan Kornelius bedenkenlose Haltung zum kriegerischen US-Amerika darf keineswegs seinen gesunden Menschenverstand vernebeln und vor allem nicht sein menschliches Gewissen. Wäre Stefan Kornelius ein Christ, könnte er gut eine christliche Hauptmaxime begreifen und erkennen: Das Böse ist niemals mit dem Bösen zu bekämpfen, sondern lediglich mit dem Guten. Das ist die große weise Botschaft, die Christus allen Menschen auf den Lebensweg mitgibt, wenn sie möchten: Dem Bösen mit dem Guten beikommen.

Der Jubel über die Tötung eines Menschen ist niederträchtig, hässlich und höchst abscheulich. Er entlarvt wie dekadent und verroht die amerikanische Gesellschaft geworden ist durch all ihre Exzesse und ihr Versinken in zügellosem Materialismus, in zügelloser Machtgier. Auf der Suche nach der Natur des Bösen erkannte der amerikanische Psychologe bei den Nürnberger Prozessen gegen die Nazi-Hauptverbrecher sinngemäß: „Die Natur des Bösen ist das Fehlen von Mitgefühl. Diese eine Eigenschaft verbindet alle Angeklagten: Die echte Unfähigkeit mit ihren Mitmenschen mitzuempfinden. Das Böse ist die Abwesenheit von Mitgefühl.“

Der Vatikan reagierte energisch und ablehnend gegen den abscheulichen Jubel in den USA über den Tod eines Feindes. „Ein Christ sollte niemals den Tod eines Menschen begrüßen. Vielmehr gelte es, über die große Verantwortung eines jeden vor Gott und den Mitmenschen nachzudenken“ (FAZ, 3.5.2011). Die SZ ignorierte bezeichnenderweise diese wichtige kritische Reaktion des Vatikans ebenso wie seine jüngste Forderung, die NATO-Bombardierungen zu stoppen. (Meldung vom 7.5.2011). Der Vatikan fordert zu Recht ein Ende der NATO-Luftangriffe auf Libyen. Der Westen müsse mit Staatschef Muammar Al-Gaddafi verhandeln. Der Apostolische Vikar in Tripolis, Bischof Innocenzo Martinelli, hat wiederholt auf die zivilen Opfer der NATO-Bombardements aufmerksam gemacht. Da der italienische Bischof das volle Vertrauen vom Papst Benedikt XVI hat, unterstützt der Heilige Stuhl seinen langjährigen Gesandten in Tripolis. „Der Westen hat keinerlei Recht ein Land zu betreten und den Führer zu eliminieren, weil er Verbrechen verdächtigt wird.“ So Martinelli. Eine Waffenruhe sei ein Zeichen der Menschlichkeit.

Es ist zu hoffen und zu erwarten, dass sich Stefan Kornelius besinnt und mindestens zeigt, dass er die unzähligen Opfer der wiederholten US-amerikanischen Verbrechen in der islamischen Welt wahrnimmt, Schwerverbrechen, die der deutschen Öffentlichkeit immer wieder durch Lügen, Intrigen und Manipulation der Medien verkauft worden sind.

Luz María De Stéfano Zuloaga de Lenkait