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26. Juni 2009 - AG Globalisierung und Krieg:

Zahlen und Fakten zum Afghanistan-Krieg:

  • Die Auslandseinsätze der Bundeswehr haben die Steuerzahler in Deutschland mehr als 11 Milliarden Euro gekostet. Allein im laufenden Jahr wird mit Kosten von rund 500 Millionen Euro gerechnet. Derzeit gibt es 8 vom Bundestag beschlossene Auslandseinsätze.
    (Quelle: DLF 16.01.2009)
  • Der zivile  Afghanistan-Etat der Bundesregierung beträgt 140 Millionen Euro für das Jahr 2009. Der Bundeswehreinsatz kostet das Vierfache.
    (Quelle. taz 06.02.2009)
  • 2,9 Mrd. Euro hat Deutschland bisher für die Militärmission in Afghanistan ausgegeben.
    (Quelle: DLF 03.12.2008)
  • Laut der US-Organisation "Icasualties.org", die die Opferzahlen akribisch festhält, sind in Afghanistan 695 US-Soldaten gefallen. Die tatsächliche Zahl der getöteten US-Soldaten ist aber noch höher, denn all jene, die infolge ihrer schweren Verletzungen erst Monate später gestorben sind, werden in dieser Statistik nicht berücksichtigt.
  • Die britische Regierung hat bisher in Afghanistan 166 Soldaten in den Tod geschickt. Es folgt Kanada mit 118 Toten. Deutschland verlor bisher 30 (jetzt 35) Soldaten .Über die vielen Tausend getöteten Zivilisten gibt es keine genauen Informationen.
    (Quelle: jW 06.06.2009)
  • Nach Aussage des Chefs des ISAF Stabes Generalmajor H. L. Domröse sind allein im Jahr 2008 in Afghanistan bisher 350 Soldaten der ISAF getötet und ca. 1500 Soldaten schwer verletzt worden.
    (Quelle: DLF 24.12.2008)
  • Erstmals plant das Pentagon mehr Geld für den Krieg in Afghanistan als für den Einsatz im Irak ein. Im Etat für 2010 seien 65 Milliarden Dollar für Afghanistan vorgesehen und 61 Milliarden für den Irak, so die Washington Post. 2009 seien es noch 87 Milliarden Dollar für den Irak und 47 Milliarden für Afghanistan gewesen. Darin sei die Stationierung von 21 000 weiteren US-Soldaten in Afghanistan berücksichtigt, womit die Gesamtzahl der US-Soldaten auf 68.000 steige.
    (Quelle: taz 09.05.2009)
  • Das geheim operierende "Kommando Spezialkräfte" (KSK) kann auch künftig im Rahmen der Nato - geführten Afghanistan Truppe ISAF zum Einsatz kommen.
    (Quelle: jW 30.10.2008)
  • Die US - Streitkräfte wollen in den kommenden Jahren deutlich mehr Soldaten für den Einsatz von Drohnen ausbilden. Bis 2011 sollen vor allem im Irak und in Afghanistan 50 statt bislang 30 der Fluggeräte rund um die Uhr patrouillieren. Aus dem Ausbildungsprogramm sollen 1100 Drohnenpiloten hervorgehen. Bei den Drohnen handelt es sich meist um Geräte des Typs "Predator", die von der Luftwaffenbasis in Nevada aus gesteuert werden, auch wenn sie zum Beispiel im besetzten Afghanistan im Einsatz sind. Die "Predator" können Aufständische aufspüren und Raketen auf sie abfeuern.
    (Quelle: AP 23.10.2008  jW 24.10.2008)
  • Das ISAF-Mandat und der Kampf gegen den Drogenhandel. Seit Beginn der ISAF - Mission ist die afghanische Opiumwirtschaft im Aufschwung. Afghanistans Anteil am weltweiten Heroinmarkt beläuft sich heute bei 90 Prozent. Der Anteil der Heroinwirtschaft am afghanischen Bruttosozialprodukt liegt bei mehr als 50 Prozent. Nach Recherchen der unabhängigen Nachrichtenagentur "Institute for War and Peace Reporting" hat sich das Gebiet, dass dem deutschen Regionalkommando untersteht, zur größten Drehscheibe des Opium- u. Waffenschmuggels entwickelt. Insbesondere gilt das für Badakshan. (z.B. bekommt man dort für 1kg Heroin bis zu 10 moderne russische Maschinengewehre). Das afghanische Innenministerium behauptet dagegen, dass gerade in dieser Provinz vorbildlich gegen die Drogenwirtschaft vorgegangen wurde.
    (Auszüge aus dem DLF - "Hintergrund" vom 16.10.2008)
  • Jedem Nato-Mitglied ist es freigestellt, ob es sich aktiv an der Bekämpfung des Drogenhandels beteiligt. Die Bundeswehr wird auch in Zukunft nicht direkt eingreifen, sondern die afghanischen Sicherheitskräfte weiterhin nur unterstützen.
    (Quelle: DLF 10.10.2008)
  • Sicherheitsvorfälle (Anschläge und Gefechte) in Afghanistan:
    Mai/Juni 2007 pro Woche 130 ;
    Mai/Juni 2008: pro Woche 200 ;
    Mai 2009 313 bzw. 400 im Juni pro Woche
    (Quelle: Pressemitteilung des Bundesausschusses Friedensrastschlag v. 24.06.2009)
  • etwa 250 "Events" wöchentlich das heißt gut 50 am Tag gibt es derzeit in Afghanistan.
    (Interview mit dem Chefs des ISAF - Stabes der Bundeswehr General Domröse im DLF am 15.09.2008)

12. Februar 2009 - attac Berlin, AG Globalisierung und Krieg:

attac Berlin:

Grundsätze der AG Globalisierung und Krieg  zum Krieg in Afghanistan

In Afghanistan herrscht Krieg. Dabei geht es nicht um Demokratie, nicht um Terrorismus und nicht um Menschen- und Frauenrechte. Es geht um geopolitische Positionen und Einflusssphären und um Rohstoffinteressen. Daneben bemühen sich regionale Machthaber (einige in Kooperation mit den Westmächten, einige gegen diese), ihr Stück vom Kuchen abzukriegen, z.B. durch Drogenanbau und -handel. Leidtragende sind die einfachen Menschen in der Region, denen politisch und wirtschaftlich jede Perspektive fehlt. Notgedrungen beteiligen sich so viele an Krieg und Kriegswirtschaft.

[ vollständiger Beitrag ]

12. Oktober 2008 - attac Herbstratschlag:

Input von Marie-Dominique Vernhes

(AG Palästina von Attac Hamburg und Redaktion Sand im Getriebe):

1. Es geht beim Einsatz der Bundeswehr in Afghanistan NICHT um den Schutz der afghanischen Bevölkerung:

a) Die Ziele sind geostrategischer Natur:

- M. Massarrat, „ISAF und Enduring Freedom sind beide Bestandteile einer US-Gesamt-Strategie nicht nur für Afghanistan, sondern für die gesamte Region des Mittleren und Nahen Ostens“. Siehe Sand im Getriebe (SiG) Nr 61, S.24:

sandimgetriebe.attac.at/6093.html

- C. Ronnefeldt, „Am 26.11.1992 erließ der Bundesminister der Verteidigung die „Verteidigungspolitischen Richtlinien“, in denen es heißt:
„... Dabei lässt sich die deutsche Politik von vitalen Sicherheitsinteressen leiten: ... Aufrechterhaltung des freien Welthandels und des ungehinderten Zugangs zu Märkten und Rohstoffen in aller Welt im Rahmen einer gerechten Weltwirtschaftsordnung“. Siehe SiG67, S.19:

sandimgetriebe.attac.at/6661.html

Weitere Ausführungen in

- L. Henken: Was will die NATO in Georgien und in Afghanistan?

sandimgetriebe.attac.at/6743.html

- B. Riexinger, siehe SiG69, S.33:

sandimgetriebe.attac.at/6822.html

- S. auch die Beiträge auf dem Afghanistan-Kongress im Juni 2008:

www.unikassel.de/fb5/frieden/bewegung/afgh/kongress5.html

b) Die Menschen in Afghanistan leiden erheblich unter dem Krieg, siehe Riexinger, siehe SiG69, S.33:

http://sandimgetriebe.attac.at/6822.html

Eine vernichtende Bilanz zieht der Aufruf „Dem Frieden eine Chance – Truppen raus aus Afghanistan“. Siehe SiG66, S.28,

sandimgetriebe.attac.at/6578.html

Insbesondere die Lage der Frauen, die öfter als Begründung für die militärischen Einsätze herangezogen wird, hat sich sehr verschlechtert, S. Malalai Joya, siehe SiG61, S.18

sandimgetriebe.attac.at/6093.html

c) Die ISAF-Truppen schützen NICHT den zivilen Wiederaufbau. Zivile Hilfsorganisationen fordern eine strikte Neutralität (Andreas Buro, Peter Strutynski, siehe SiG61, S.21 und S.22:

sandimgetriebe.attac.at/6093.html

Monty Schädel: “Entwicklungshilfe ist nur ohne Militär möglich. Soldaten sind nicht unparteiisch und zum Gebrauch an Waffen ausgebildet. Verschiedene NGO wie »medico international« zogen sich aus Afghanistan zurück, weil zivile Helfer oft als verlängerter NATO-Arm angesehen werden und gefährdet waren.
Medico international hatte 2001 mit einem Aufruf, der von Intellektuellen, Wissenschaftlern und Künstlern aus aller Welt, darunter zahlreichen Nobelpreisträgern, unterzeichnet wurde, gegen den Krieg und die Bombardierungen in Afghanistan protestiert. Weil politische Veränderungen »von unten« kommen müssen, forderten wir mit unseren afghanischen Partnern eine entschlossene politische Auseinandersetzung mit den Taliban, so wie das Apartheidregime Südafrikas nicht militärisch, sondern politisch in die Knie gezwungen wurde.“ Siehe SiG68:

sandimgetriebe.attac.at/6747.html

2. Es gibt keine andere Lösung für die afghanische Bevölkerung als einen sofortigen Abzug der ausländischen Truppen.
Tariq Ali: „das Beste ist, wenn alle NATO-Truppen sofort abgezogen werden. Die vernünftigste Lösung ist dann, wenn die regionalen Mächte zusammengebracht werden, um eine stabile Regierung zu ermöglichen: Pakistan, das für die Taliban spricht; Iran, das für die Völker im Gebiet von Herat spricht; Russland, das für die Völker Zentralasiens im Norden spricht; und Indien, das eine Großmacht in der Region ist. Alle diese Mächte zusammen können eine stabile Regierung in Afghanistan garantieren, eine repräsentative Regierung, die die Bedingung für die Wahl einer verfassungsgebenden Versammlung schafft, die die einzige Institution ist, die die Zukunft Afghanistans bestimmen kann.“
Wer für eine mittelfristige Exit-Strategie u. a. der deutschen Truppen plädiert, hegt immer noch die Hoffnung, dass die dort eingesetzten Truppen plötzlich mutieren könnten. “Die NATO-Truppen in Afghanistan – und dazu gehören auch die deutschen Truppen -, können nicht per Federstrich von Aggressoren zu „Friedensstiftern“ mutieren. Sie dürfen also von einer sich ernst nehmenden UNO niemals beauftragt werden, für die Sicherheit der Bevölkerung in Afghanistan zu „sorgen“. Dieser Grundsatz sollte übrigens allgemein auf die Länder erweitert werden, die wirtschaftliche oder geopolitische Interessen an Afghanistan haben. siehe M.D.Vernhes, SiG68:

sandimgetriebe.attac.at/6747.html

3. Ich hoffe, dass innerhalb von attac die Position, die auch verdi vertritt, eine breite Mehrheit finden wird: "Der Bundeskongress beschließt: ver.di spricht sich gegen den Einsatz der Bundeswehr in Afghanistan aus und fordert die Bundesregierung auf, alle deutschen Truppen unverzüglich zurückzuziehen und den deutschen Beitrag auf ausschließlich zivile Zwecke zu beschränken“. Siehe SiG68, S.32:

sandimgetriebe.attac.at/6745.html

DIESE Position entspricht dem attac Konsens von 2002 („Eine Militarisierung der Außenpolitik und Kriegseinsätze der Bundeswehr im Ausland lehnen wir ab“, aus der Grundsatzerklärung).
Darüber hinaus müssen wir eine Wiedergutmachung für die immensen Zerstörungen der afghanischen Gesellschaft fordern, die „den demokratischen und unabhängigen Institutionen“ (Malalai Joya, SiG61, S.19) zu leisten wäre und auch denjenigen, die sich vor evtl. Angriffen fürchten, ohne wenn und aber Asyl gewähren.

September 2007 - AG Globalisierung und Krieg:

Afghanistan unter dem Aspekt der Energieversorgung

 [ vollständiger Vortrag mit Bildern (PDF, 2,6MB ) ] [ alternativ ]