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25. Juli 2014 - Träger_innen des "Alternativen Nobelpreises":

PRESSEMITTEILUNG

ERKLÄRUNG ZU GAZA
VON PREISTRÄGERN DES 'ALTERNATIVEN NOBELPREISES'

Als Träger des Right Livelihood Award, bekannt als „Alternativer Nobelpreis“, verurteilen wir vehement die Tötung hunderter Kinder und unschuldiger Zivilisten in Gaza durch die israelischen Verteidigungskräfte, das wahllose Abfeuern von Raketen durch die Hamas gegen israelische Zivilisten und wir beklagen das nicht endende Leiden der Bevölkerung Gazas.

Während Bomben und Kugeln sowohl Zivilisten als auch medizinisches Personal in einer Spirale von Gewalt und Hoffnungslosigkeit töten und verwunden, ist Gaza Engpässen in der Versorgung mit Wasser und Elektrizität, Krankenhäusern, Ärzten und Medizin ausgesetzt. Etwa 24% aller, die in Gaza ihr Leben in Folge der israelischen Bombardierung und militärischen Invasion verloren, sind Kinder.

Allerdings liegt die Verantwortung für diese Tode nicht allein bei den israelischen Soldaten, den Hamas-Kämpfern und deren Regierungen. Auch andere Regierungen sind entweder direkt oder indirekt verantwortlich, sei es durch Waffenhandel, militärischen Rat und Schweigen. Diese Länder sowie die Vereinigten Nationen scheinen nicht aus der Vergangenheit gelernt zu haben. Unterdessen – der schnell wachsenden Gewalt in Gaza zum Trotz – bewegen sich die Verhandlungen unglaublich langsam voran und werden von eigennützigen Interessen aus Ländern behindert, die keinerlei Blutvergießen in diesem Konflikt ausgesetzt sind. Dialog und Verhandlungen können nicht durch Militärgewalt ersetzt werden. Rache bringt bloß Rache hervor und Blutvergießen bloß weiteres Blutvergießen.

Niemand wird die Szenen von zerrissenen Schulbüchern auf Gazas Straßen und die zerstörten Leben der Kinder, die sie benutzten, vergessen, die vor einigen Tagen durch die Medien gingen. Ihre kleinen Körper verstreut neben Büchern, die niemals mehr benutzt werden sollen, malen ein tragisches Bild beispielloser Grausamkeit. Niemand hat das Recht, ihre Leben zu beenden oder die Leben jener Kinder zu bedrohen, die noch überleben. Sie sind auch unsere Kinder.

In diesem Zusammenhang unterstützen wir die herausragende und mutige Arbeit, Entschlossenheit und Beharrlichkeit – unter dem Donner der Bomben – unseres Mitpreisträgers Raji Sourani (RLA 2013, Palästina) und seiner Kollegen vom Palestinian Centre for Human Rights in Gaza, die die Tötung von unschuldigen Zivilisten und die Fortsetzung eines schmutzigen nicht-erklärten Krieges, der gegen die Prinzipien des Humanitären Völkerrechts geführt wird, anprangern. Wir wollen außerdem unsere tiefste Bewunderung ausdrücken für die Arbeit der israelischen Friedensorganisation Gush Shalom (RLA 2001) und für die unglaublichen Anstrengungen des medizinischen Personals, das momentan in Gaza operiert und deren Arbeit ohne Unterlass von unseren Freunden von Physicians For Human Rights-Israel (RLA 2010) hervorgehoben wird. Sie halten weiterhin die Fackel der Humanität hoch, obwohl sie selbst der unmenschlichen Kriegsmaschinerie ausgesetzt sind.

Als Preisträger des Right Livelihood Award drängen wir die Vereinten Nationen, die Europäische Union und regionale Körperschaften wie die Arabische Liga und die Organisation Amerikanischer Staaten sowie Länder auf der ganzen Welt ihre Stimmen zu vereinen, diese inakzeptablen Menschenrechtsverletzungen zu verurteilen, einen sofortigen Waffenstillstand zu fordern, das Ende der Blockade von Gaza, und auf einen Beginn neuer Friedensgespräche zu drängen. Und sämtliche Aktivitäten einzustellen, die diesen Konflikt verlängern, ein Friedensabkommen verhindern und die sich bekriegenden Parteien mit Waffen versorgen. Wenn wir nicht schnell handeln, werden weitere Kinder und unschuldige Menschen in den kommenden Tagen, in den kommenden Stunden, in den kommenden Minuten, in den kommenden Sekunden sterben.

Unterzeichnet von 46 Trägern des Right Livelihood Awards aus 32 Ländern,
(Stand Freitag, 11 Uhr CET):

  • Dr. Ibrahim Abouleish, Founder, SEKEM, Egypt (RLA 2003)
  • Swami Agnivesh, India (RLA 2004)
  • Dr. Martin Almada, Paraguay (RLA 2002)
  • Uri Avnery, Founder, Gush Shalom, Israel (RLA 2001)
  • Dipal Barua, Former Managing Director, Grameen Shakti, now at Bright Green Energy Foundation, Bangladesh (RLA 2007)
  • Nnimmo Bassey, Health of Mother Earth Foundation, Nigeria (RLA 2010)
  • Andras Biro, Hungary (RLA 2005)
  • Citizens’ Coalition for Economic Justice, South Korea (RLA 2003)
  • Dr. Tony Clarke, Executive Director, Polaris Institute, Canada (RLA 2005)
  • Comissão Pastoral da Terra (CPT), Brazil (RLA 1991)
  • Prof. Dr. Anwar Fazal, Director, Right Livelihood College, Malaysia (RLA 1982)
  • Prof. Dr. Johan Galtung, Norway (RLA 1987)
  • Dr. Juan E. Garcés, Spain (RLA 1999)
  • Dr. Inge Genefke, Denmark (RLA 1988)
  • Gush Shalom, Israel (RLA 2001)
  • Dr. Monika Hauser, Founder, Medica Mondiale, Germany (RLA 2008)
  • Dr. Hans Herren, Founder of Biovision Foundation, Switzerland (RLA 2013)
  • Dr. SM Mohamed Idris, Sahabat Alam Malaysia (RLA 1988),
    Consumers Association of Penang and the Third World Network, Malaysia
  • Bishop Erwin Kräutler, Brazil (RLA 2010)
  • Dr. Katarina Kruhonja, Center for Peace, Nonviolence and Human Rights-Osijek, Croatia (RLA 1998)
  • Birsel Lemke, Turkey (RLA 2000)
  • Helen Mack Chang, Fundación Myrna Mack, Guatemala (RLA 1992)
  • Dr. Ruchama Marton, Founder and President, Physicians for Human Rights, Israel (RLA 2010)
  • Prof Dr. h.c. (mult.) Manfred Max-Neef, Director, Economics Institute, Universidad Austral de Chile, Chile (RLA 1983)
  • Prof. Dr. Raúl A. Montenegro, President, Fundación para la defensa del ambiente, Argentina (RLA 2004)
  • Frances Moore Lappé, Co-Founder, Small Planet Institute, USA (RLA 1987)
  • Jacqueline Moudeina, Chad (RLA 2011)
  • Helena Norberg-Hodge, Founder and Director, International Society for Ecology & Culture, United Kingdom (RLA 1986)
  • Juan Pablo Orrego, President, Ecosistemas, Chile (RLA 1998)
  • Medha Patkar, Narmada Bachao Andolan, India (RLA 1991)
  • P K Ravindran, Kerala Sastra Sahitya Parishad, India (RLA 1996)
  • Fernando Rendón, Co-Founder and Director, International Poetry Festival of Medellín, Colombia (RLA 2006)
  • Dr. Sima Samar, Chairperson, Afghanistan Independent Human Rights Commission, Afghanistan (RLA 2012)
  • Dr. Vandana Shiva, Naydanya, India (RLA 1993)
  • Prof. Michael Succow, Founder, Michael Succow Foundation for Nature Conservation, Germany, (RLA 1997)
  • Suciwati, widow of Munir, KontraS, Indonesia (RLA 2000)
  • Dr. Hanumappa Sudarshan, Karuna Trust & VGKK, India (RLA 1994)
  • The Kvinna Till Kvinna Foundation, Sweden (RLA 2002)
  • Shrikrishna Upadhyay, Executive Chairman, Support Activities for Poor Producers of Nepal, Nepal (RLA 2010)
  • Prof. Dr. Theo van Boven, The Netherlands (RLA 1985)
  • Martín von Hildebrand, Founder and Director, Fundación GAIA Amazonas, Colombia (RLA 1999)
  • Dr. Paul F. Walker, Director, Environmental Security and Sustainability, Green Cross International, USA (RLA 2013)
  • Alyn Ware, Global Coordinator, Parliamentarians for Nuclear Nonproliferation and Disarmament, New Zealand/Switzerland (RLA 2009)
  • Chico Whitaker Ferreira, Brazil (RLA 2006)
  • Alla Yaroshinskaya, Russia (RLA 1992)
  • Angie Zelter, Trident Ploughshares, United Kingdom (RLA 2001)

Die Liste der Unterzeichner wird kontinuierlich aktualisiert unter
www.rightlivelihood.org


Der Right Livelihood Award wurde im Jahr 1980 gegründet, um diejenigen zu ehren und zu unterstützen die "praktische und beispielhafte Antworten auf die dringendsten Herausforderungen unserer Zeit liefern." Weithin als der "Alternative Nobelpreis" bekannt, verbindet er 153 Preisträger in 64 Ländern. Die jährliche Preisverleihung findet im Dezember im schwedischen Parlament mit Unterstützung von Parlamentariern aller etablierter Parteien statt.

Der Preis wird von privaten Spendern finanziert.

[ Original-Erklärung (in Englisch) ]