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„Todschicke Kleidung – zu welchem Preis?“

Maik Pflaum (Christliche Initiative Romero) hält Vorlesung an der Hochschule Heilbronn zum Thema "Saubere Kleidung"

Vergangenen Dienstag sind wir erfolgreich in unsere Veranstaltungsreihe über „Saubere Kleidung“ gestartet. Ca. 70 Zuhörer folgten in der Hochschule Heilbronn dem Vortrag von Maik Pflaum von der Christliche Initiative Romero (CIR). Thema war:  „Todschicke Kleidung – zu welchem Preis?“

Ein schlaglichtartiger Kurzbericht:

1.      Kritikpunkte

  • Global tätige Textilkonzerne haben ein Umsatzvolumen, das mit dem Bruttosozialprodukt von Volkswirtschaften verglichen werden kann. So tätigt Wall Mart Umsätze in einer Größenordnung, die zwischen dem Bruttosozialprodukt von Indien und Thailand angesiedelt ist.
  • Kein globler Textilkonzern hat heute noch eine eigene Produktion, wie dies früher der Fall war (Beispiel: adidas hat früher in Herzogenaurach produziert). Heutzutage wird die Ware bestellt, meist in Billiglohnländern. Den Auftrag erhält der billigste Anbieter, der zudem in der Lage sein muss die sehr kurzfristigen Lieferfristen einzuhalten.
  • Die staatlich festgelegten Mindestlöhne liegen in vielen Ländern so niedrig, dass damit die Grundbedürfnisse einer 4-köpfige Familie bei weitem nicht abgedeckt werden können. Werden die staatlichen Mindestlöhne dann zum Teil auch nur geringfügig erhöht (wie in China geschehen), kann das Grund genug sein, dass ein Konzern (beim Beispiel China war das adidas) seine Aufträge künftig in billigeren Ländern platziert. 
  • In der Textilpoduktion dürfte die Verletzung von Arbeitsrechten in den Billiglohnländern bei nahezu 100 % liegen. 
  • Große Textilhandelsketten haben zwar eigene Standards für die Einhaltung von Arbeitsrechten und im Sozialen definiert, allerdings halten sie sich in aller Regel nicht daran. Finden Kontrollen vor Ort statt erfolgt dies meist in der Weise, dass ein Gespräch mit der Betriebsleitung geführt wird. Näherinnen werden regelmäßig nicht befragt. 
  • Die vorhandenen Qualitätssiegel sind sehr undurchsichtig, verschleiern mehr als sie aufklären und beinhalten in der Regel keine Aussage über die Herstellungsbedingungen.

2.      Ansätze für Veränderungen

  • Es gibt Unternehmen, wie z.B. hessnatur, die der Fair Wear Foundation beigetreten sind. Die Fair Wear Foundation hat Standards definiert, die zu einer Verbesserung der Arbeitssituation führen soll und die sich für Löhne einsetzt, die die Grundbedürfnisse der Menschen befriedigen können. Ein wesentliches Element des Prozesses sind unabhängige Partnerorganisationen vor Ort, die die Entwicklung begleiten. 
  • Einige Outdoor-Hersteller sehen sich ebenfalls unter Druck gesetzt, nachdem es immer mehr an die Öffentlichkeit dringt, dass es vor allem bei Produkten in einem höheren Preissegment, absolut kein Problem sein dürfte, den Produzentinnen deutlich höhere Löhne zu zahlen. Dies wird daran deutlich, dass die Kosten, die für die Löhne der Näherinnen ausgegeben werden lediglich ca. 1 % des Endpreises ausmacht.

Positiv hervorzuheben sind die Firmen Jack Wolfskin und Schöffel, die der Fair Wear Foundation beigetreten sind und sich damit auf einen Weg begeben haben, der die Situation der Arbeiterinnen verbessern soll und auch unabhängige Kontrollen zulässt.

  • Einige Billiglohnländern haben sich zusammengetan und wollen gemeinsam der sich immer weiter nach unten bewegenden Abwärtsspirale bei den Löhnen ein Ende setzen.
  • Chancen liegen auch im öffentlichen Beschaffungswesen. Wenn Bund, Länder und Gemeinden in ihren Ausschreibungen bestimmte Standards vorgäben, würde das sicherlich Reaktionen der Anbieter bewirken, da die Aufträge der öffentlichen Hand in der Regel einen entsprechend großen Umfang haben.

Fazit:

Es ist nicht zu erwarten, dass es schnell sichtbare Verbesserungen in den Produktionsbedingungen geben wird. Allerdings sind durchaus Anzeichen für eine positive Entwicklung feststellbar, die mit einem verhaltenen Optimismus in die Zukunft blicken lassen.

Ihre Attac Gruppe der Region Heilbronn