Ein alter Mann und ein junger Mann in Gaza

Ein Gedicht

Ein alter Mann hält ein Plakat in die Höhe:
„Ihr nehmt mein Wasser, verbrennt meine Olivenbäume
Zerstört mein Haus, nehmt mir die Arbeit, stehlt mein Land,
Haltet meinen Vater im Gefängnis, tötet meine Mutter,
bombardiert mein Land, lasst uns Hungers sterben
Demütigt uns alle – doch angeklagt werde ich:
Ich schoß eine Rakete zurück."

Hier sind ein paar gottlose Verse
Aus dem zionistischen Buch der Psalmen,
Mit denen gerechtfertigt wird
Ein ganzes Land zu verwüsten
Und seine Bewohner.

„Wir müssen Gaza ins Mittelalter zurückbomben
Seine Infrastruktur mit Straßen und Wasser zerstören“
Ely Yishai, früher vertretender Ministerpräsident.
Amen

„Es sollte keinen Strom in Gaza geben
Weder Benzin noch fahrende Autos, nichts …
Wir müssen die ganze Gegend platt machen
Den ganzen Gazastreifen“
Der israelische Journalist Gilad Sharon in der Jerusalem Post.
Amen

„Es gibt keine Unschuldigen in Gaza – mäht sie nieder
Tötet die Gazaer gedankenlos und ohne Gnade.“
Michael Ben-Ari, ein Mitglied der Knesset.
Amen

„Gaza sollte so sehr bombardiert werden,
Dass die Bevölkerung nach Ägypten flieht.“
Israel Katz, Transportminister.
Amen

Gaza sollte „ mit Bomben sauber gewischt werden“
Avi Dichter, Verteidigungsminister für die Heimatfront.
Amen

Die israelischen Soldaten müssen „Von den Syrern lernen
Wie man den Feind abschlachtet“
Der israelische Oberrabbiner Jaakov Josef.
Amen

Hier ist auch noch Ze’ev Jabotinsky, Bewunderer Mussolinis,
Pate des zionistischen Militarismus,
Der den „ Transfer“ des palästinensischen Volkes
Aus ihren Häusern 1948 rechtfertigt:
„Die Welt hat sich an Massenwanderungen gewöhnt
Und es gefällt ihr“
Jabotinsky fügt hinzu „Hitler – so abscheulich er zu uns war –
Hat dieser Idee in der Welt einen guten Ruf gegeben“.
Amen

Es ist ironisch, dass Jabotinsky Hitler benutzte
Als Präzedenzfall für den palästinensischen „Transfer“.
Da zwangsweise Vertreibung zu den Anklagen
Gegen Adolf Eichmann gehörte – einer der Architekten
Des Nazi-Holocaust, gefangen in Argentinien
Und verurteilt und aufgehängt in Israel.

Bedenkenlos hat der frühere Chefrabbiner
Mordechai Elyahu Israels Armee
Und Regierung aufgefordert, die Palästinenser
Nach Nazi-Art zu behandeln,
Flächenbombardierungen auszuführen
In palästinensischen Bevölkerungszentren im Gazastreifen.
Er fordert das „willkürliche Morden von Zivilisten“
Aus religiösen Gründen.
Amen

Der Chabad Lubavitch Rabbiner Schneerson,
Der sich zum Messias erklärte,
Dessen Jünger auf seine Rückkehr von den Toten warten.
(Als ob er nicht als Lebender genug gepredigt hätte
Seine Religion kündige eine neue Herrenrasse an) –
Hat einen ergebenen und mächtigen Gefolgsmann, Rabbi Manis Friedman
Der erklärt, dass es nur einen Weg gibt, einen moralischen Krieg zu führen:
„Zerstört die arabischen heiligen Stätten“ und „ tötet sie“
Tötet Männer, Frauen und Kinder“ und bringt jeden um,
der einem Groß-Israel im Wege steht.
Friedman übernimmt Israels schonungslose Kolonisierungsmacht
Mit der Grausamkeit des Alten Testaments.
Und mit dem, wie es Christopher Hitchens nennt:
„Der Wurzel des religiösen Übels.“

42 Straßen in Israel sind nach bewaffneten Verrückten benannt
Mordende israelische „Kuckucks“ (Meschuggene)
Die die einheimischen Vögel aus ihren palästinensischen Nestern
Vertrieben und dann töteten.

Wutentbrannt, wann immer Palästinenser mit wachsender Verzweiflung
Zurückschlagen, trotz absolut ungleicher Chancen
Das Land ihrer Vorfahren wieder zu gewinnen
Singen die Israelis „Tod den Arabern“
„Ein Jude ist ein Bruder, ein Araber ein Bastard“.

Der israelische Abgeordnete Ayelet Shaked ruft
Auf Facebook zum Genozid an den Palästinensern auf
Und befürwortet das „Morden der palästinensischen Mütter,
Die “kleine Schlangen“ gebären.

Zwei kleine Mädchen halten ein Banner in die Höhe:
„Araber hassen ist kein Rassismus – es bedeutet, Werte zu haben!“

Der Rabbi Noam Perel, Chef von Bnei Akiva,
Der größten religiös-zionistischen Jugendorganisation der Welt
Fordert auf seiner Facebookseite, die IDF solle
In eine Armee von Rächern umgewandelt werden,
die „ nicht bei 300 philistinischen Vorhäuten inne halten soll.“

Und so, angefeuert durch einen
Faschistischen Atavismus
Gehen israelische Juden zügellos durch die Straßen
Um jedweden Araber, dem sie begegnen, zu verprügeln.

Am 2.Juli 2014
wurde ein junger Mann,
Muhammad Abu-Kdheir,
Ein 16jähriger Junge mit freundlichem Lächeln
In einen Wagen gezogen
und in Ost-Jerusalem
Auf dem Rückweg von einer Moschee gekidnappt,

Gefesselt und geschlagen,
Benzin in seinen Mund eingeflößt
Und lebendigen Leibes verbrannt.
Sein Körper wurde in Jerusalems Wald gefunden.
Mit eingeschlagenem Kopf und Ruß in der Lunge
Da er noch atmete, als er schon brannte.
90% seines Körpers wurden verbrannt.

Es ist ein anderes Opfer des schleichenden Genozids –
Eines Holocausts, der diesmal finanziert
und unkritisch von den „guten Leuten“ unterstützt wird,
den international Großen und Guten,
einem Chor der Willfährigen, die rituell den Mund öffnen,
um Israels Recht, sich selbst zu verteidigen, zu rechtfertigen –
und das, was nicht zu rechtfertigen ist.

Heathcote Williams ist ein englischer Dichter, Schauspieler und mit Preisen ausgezeichneter Dramatiker.
Er hat dieses Gedicht für „ PalestineChronicle.com“ geschrieben (im Juli 2014)

(dt. Ellen Rohlfs)