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18. August 2013 - Luz Maria de Stefano de Lenkait:

Die Vorgänge in Ägypten und die hierzu für kommende Woche einberufene EU-Außenministersitzung wie auch kurioserweise danach eine NATO-Zusammenkunft geben Anlass für folgende Stellungnahme zu

Süddeutsche Zeitung (SZ) vom 16.8.2013:
Leitartikel: "Ägypten - Grausame Symbiose" von Sonja Zekri,
Kolumne "Das Grauen macht ratlos" von Daniel Brössler
Kommentar "Nahost-Friedensgespräche - Arrogante Ignoranz" von Peter Münch

und SZ vom 17.8.2013:
Kommentar "Ägypten - Schändliches Nichtstun" von Hubert Wetzel

EU-Fehlverhalten zu Ägypten, Syrien und Palästina korrigieren

Der Staatshaushalt Ägyptens lebt von den Almosen reicher Golfstaaten. Daher der gemeine Druck, unter dem sich der Präsident Mursi schräg gegenüber Syrien bewegte und außenpolitisch eine belächelte Figur abgab. Er war nicht Herr der Lage, und konnte keine Entscheidung zugunsten der arabischen Interessen treffen. Im Gegenteil: Er öffnete der weiteren Einmischung des Westens Tür und Tor und machte sich damit mitschuldig an einer weiteren Eskalation im Nahen Osten.

Heute wie damals manipulierte Großbritannien Ägypten, um die von den Bellizisten angestrebte Flugverbotszone über Syrien zu erreichen, was glücklicherweise nicht gelang. Aber die Regierung in Kairo wie die Regierungen der Golf-Monarchien wurden als Marionetten benutzt, um die Ziele des Westens in der Weltstaatengemeinschaft zu verfolgen. Ganz anders als Gamal Abdel Nasser, der sich mit den Islamisten gegen die Briten zusammenschloss, ergab sich Mursi widerstandslos der unverschämten britischen Einmischung. Aber auch Bundeskanzlerin Merkel und ihr Außenminister seitens Deutschlands.

Sowohl die US-amerikanische als auch die britische, französische und deutsche "Außenpolitik" im Nahen Osten hat zu unerwünschten unkontrollierbaren Ereignissen geführt, als sie verantwortungslos kriminell Söldner und islamische Extremisten aus allen Ecken bewaffneten und finanzierten im Zusammenschluss mit den reaktionärsten arabischen Staaten der Region. Aus diesem schändlichen Tun ergibt sich die heutige "Sprachlosigkeit" von Westerwelle, die nichts anderes ist als tiefe Feigheit und Folge seines totalen Versagens: Westerwelle und Co haben nicht einmal die Größe und Ehrlichkeit, sich von ihrer beschämenden zerstörerischen Haltung loszusagen und im Sinne der Menschlichkeit für die Bevölkerungen in Syrien und Ägypten die verheerenden falschen Richtlinien zu korrigieren. Der Auftritt des deutschen Außenministers klingt deshalb höchst zynisch, als er die Eskalation der Gewalt in Ägypten beklagt, eine schreckliche Lage, zu der er selbst mit seinen angeblichen "Freunden" beigetragen hat. Dass sich die Bundeskanzlerin von einem schändlichen Befürworter militärischer Intervention beraten lässt, nämlich vom Präsident Holland, ist auch beschämend und fehl am Platz. Die Bundesregierung muss sich für ihre Untaten verantworten und endlich die Anstiftung zur Gewalt durch die Golfstaaten und Saudi Arabien stoppen. Diplomatische Beziehungen mit der Regierung in Damaskus sind so bald wie möglich wieder herzustellen. Das wären die angemessene Antwort und die Schlappe, die die Anstifter zur Gewalt, nämlich Saudi-Arabien, Katar und die Türkei, seitens des Westens verdienen. Dazu braucht die Bundeskanzlerin keine Konsultationen mit einer unerwünschten interventionistischen Ex-Kolonialmacht wie Frankreich.

Als Krönung seiner außenpolitischen Kardinalfehler gab der gescheiterte ägyptische Präsident Mohammed Mursi am 15.6.2013 den Abbruch der diplomatischen Beziehungen mit Syrien bekannt. Etwas später rief Mursi die Weltgemeinschaft auf, über Syrien eine Flugsperrzone einzurichten. Er forderte auch von der libanesischen Hisbollah-Bewegung, ihre Kämpfer aus Syrien abzuziehen. Solche Aufrufe fielen letztendlich auf Mursi selbst und seine korrumpierte Muslim-Clique zurück, die sich dem verhängnisvollen britischen Druck beugten. Die islamischen Bevölkerungen täuschen sich deshalb nicht, wenn sie diese Leute als Verräter ablehnen und verabscheuen. Mit der Machtübernahme durch die ägyptische Armee (3.7.2013) haben aber der korrumpierte interventionistische Westen und arabische Autokratien nicht gerechnet. Die Überraschung erwischte den Westen unvorbereitet.

"Auch für Ägyptens Diplomaten ist Mursis Präsidentschaft ein Desaster" berichtete Tomas Avenarius zutreffend in seiner Kolumne "Versager an der Staatsspitze" in der SZ vom 1.7.2013

Karin Leukefeld schreibt messerscharf: < ... seit dem Sykes-Picot-Abkommen Großbritanniens und Frankreichs, mit dem im Mai 1916 die geographische Region von Groß-Syrien (Syrien, Libanon, Palästina) in zwei Interessensphären beider Länder aufgeteilt worden war, hatte Syrien (zu Recht) eine ablehnende Haltung zur westlichen Politik. Mit der Balfour-Deklaration vom 2.November 1917 wurde ... eine "jüdische Heimstätte in Palästina" zugesagt, was die Syrer vehement ablehnten... Als enger Verbündeter des Westens spaltet Israel die arabische Welt. ...>

<"Das palästinensische Mandat umfasste ursprünglich auch ein großes, überwiegend trockenes Gebiet östlich des Jordans, aber Großbritannien durfte die Umsetzung der Bestimmungen zur Förderung der zionistischen Kolonisierung in Bezug auf dieses Ostgebiet "aufschieben oder zurückhalten". Daraufhin richtete Großbritannien diese Region als separates Emirat Transjordanien unter seinem haschemitischen Schützling Abdallah ein. Später wurde es zum Königreich Jordanien. Ab 1923 bedeutete "Palästina" das Gebiet westlich des Jordans, für das die Balfour-Erklärung uneingeschränkt unter dem Mandat des Völkerbunds galt. Dieses "Palästina" bestand dann 25 Jahre lang als eigenständige politische Einheit.">
(aus dem Artikel: "Siedlerökonomie" von Mosche Machover, Junge Welt vom 9.8.2013)

"Unter dem französischen Mandat... wurde Syrien zunächst in vier kleine Staaten aufgeteilt, bevor es 1946 die Unabhängigkeit erlangte."
("Diffizile Gemengelage" von Karin Leukefeld, Junge Welt vom 9.7.2013)

Den zionistischen Bestrebungen wurden in Gestalt der Balfour-Erklärung vom 2. November 1917 entsprochen. Aus den Erinnerungen vom ersten britischen Gouverneur Jerusalems, Sir Ronald Storrs, die Graue-Eminenz hinter Lawrence von Arabien, ist zu erfahren: <Obwohl das Land nicht einmal acht Millionen aufnehmen konnte, konnten genügend zurückkehren, um zu beweisen, dass dies ein gesegnetes Unterfangen für den Geber (Großbritannien) wie den Nehmer (Zionismus) war, da "ein kleines loyales jüdisches Ulster" in einem Meer wahrscheinlich feindlichen Arabismus geschaffen wurde.>
(aus dem Artikel: "Siedlerökonomie" von Mosche Machover, Junge Welt vom 9.8.2013)

Die Zweistaatenlösung für Palästina ist also eine Erfindung des Westens. Schon das Diktat der Vereinten Nationen im November 1947, Palästina zu teilen, bedeutete nichts anderes. Die arabischen Bewohner widersetzten sich einem solchen fremden willkürlichen Diktat, das mit ihnen erst gar nicht konsultiert wurde, aber sie alle seitdem in ihrer Existenz betroffen hat. Bisher will die Achse USA/EU die Reaktion der Araber nicht verstehen, die die Teilung nie gewollt haben und auch keine "Lösung" im alten kolonialen europäischen Sinn wollen. Die illegitime Ausweitung des israelischen Territoriums setzt sich auf das gesamte historische Palästina fort
(Leitartikel "Nullnummer" von Werner Pirker, Junge Welt 14.8.2013)

Genauso wie die Araber sollten sich auch die Palästinenser dem fremden westlichen Diktat widersetzen. Palästina ist Heiliges Land für Juden, Christen und Muslime. Darüber gibt es eine grundsätzliche faktische Übereinstimmung. Deutschland als Geisel eines gewollt diskriminierenden Judenstaates bringt in der Tat der Region den Frieden nicht näher, sondern rückt ihn in weite Ferne und damit menschliche demokratische Maßstäbe nach Gleichheit unter allen Bewohnern im Heiligen Land: Juden, christliche und muslimische Palästinenser.

Ein einziger demokratischer Staat Palästina mit gleichen Rechten für alle Bewohner, so wie es der Vorschlag der PLO seit der Madrid-Konferenz 1991 immer gewesen war, ist eine viel realistischere Vision als die von zwei Staaten, von denen sich einer diskriminierend und fortwährend als Aggressor gegenüber dem anderen verhält und weiter verhalten wird. In diesem Zusammenhang kommentiert Peter Münch völlig nüchtern und skeptisch die absurden Friedensgespräche, die seit dem 14.8.2013 unter Geheimhaltung laufen: "Schon zu Beginn glaubt kaum einer daran, dass am Ende ein Friedensschluss stehen wird. Die bange Frage lautet allein: Wie lange werden die Kontrahenten durchhalten bis zum Eklat.... Die Verhandlungen kranken jedoch nicht nur an einem Mangel an gutem Willen. Skandalös ist vor allem, mit welcher Arroganz die Zeichen der Zeit ignoriert werden.... Der israelisch-palästinensische Konflikt ist längst nicht mehr der einzige Brandherd in der Region. Doch...könnte er andernorts noch als Brandbeschleuniger wirken". SZ-Kommentar vom 16.8.2013: "Nahost-Friedensgespräche - Arrogante Ignoranz" von Peter Münch). Peter Münch sieht aber davon ab, die illegale territoriale Expansion Israels auf Palästina zu benennen, eine Expansion, die eine Zweistaaten-Lösung längst zu einer absurden Vorstellung gemacht hat.

Nicht nur Palästina, der gesamte arabische Raum befindet sich in einer sehr labilen Lage, die von außen manipuliert wird: Die friedlichen Demonstrationen gegen das Assad-Regime wurden auch sehr schnell von ausländischen Mächten vereinnahmt. Aus einer Revolte des Volkes zwischen März und Oktober 2011 wurde ein geopolitischer Konflikt seit Juli 2012.

Allerdings gibt es tief verwurzelte Außenbeziehungen: Die engen bilateralen Beziehungen zwischen Syrien und Russland reichen bis in die 1950-iger Jahre zurück. Im Gegensatz zu Ägypten hat Syrien die Brücken zum sowjetischen Block nie abgebrochen.

Die Allianz zwischen Syrien und dem Iran beruht auf einem alten strategischen Pakt, der aus dem Jahr 1980 datiert. Dieses Bündnis hat harte Prüfungen überstanden, vor allem im Iran-Irak-Krieg (1980-1988). Doch alle Versuche, diese Allianz zu sprengen, sind gescheitert. Seit Beginn der syrischen Revolten im März 2011 wird Assad vom Iran mit allen Mitteln unterstützt. Im Januar 2013 hat Teheran dem syrischen Präsidenten einen Kredit in Höhe von einer Milliarde US-Dollar gewährt. Auch die unter iranischem Einfluss stehende Hisbollah und schiitische Milizen aus dem Irak engagieren sich auf Seiten des Assad-Regimes. "Es ist eine unfromme Legende, dass es in Syrien um den Sturz vom Assad geht. In Wahrheit möchten die USA und einige Europäer die Allianz Syriens mit Teheran zerschlagen, an der wohl auch der neue iranische Präsident, Hassan Rohani, festhalten wird. Mit dem Sturz Assads zerbräche zugleich Irans Brücke zur libanesischen Hisbollah." Diese Bemerkung des SZ-Journalisten Rudolph Chimelli ist sachlich vollkommen plausibel.
(SZ-Leitartikel vom 26.6.2013: "Krebse und Zündler" von Rudolph Chimelli)

Die drei einflussreichsten sunnitischen Mächte der Region - die Türkei, Saudi-Arabien und Katar - unterstützen die syrischen Rebellen mit allen Mitteln. Ankara bekennt sich inzwischen klar zu dem Ziel, das Assad Regime zu stürzen. Für die beiden Golf-Staaten geht es vor allem darum, den Einfluss ihres Erzfeindes Iran zu beschränken. <Mit Ermunterung des Westens ... beanspruchte die Türkei erneut ihre Führungsrolle in der Region. Allerdings besteht in der arabischen Bevölkerung ein Bewusstsein über die 400 Jahre lange Herrschaft des osmanischen Reichs... > Der unerwünschte Ministerpräsident der Türkei, Tayip Erdogan, muss endlich aufhören, den Extremismus und Eskalation in der Region anzustiften. Das müssen vor allem NATO-Staaten fordern, denn gerade aus einem NATO-Staat heraus werden terroristische Aktivitäten gefördert. Dadurch sind Deutschland und andere NATO-Staaten längst zu Komplizen der Gewalt-Täter im Nahen-Osten geworden. Das ist keine Außenpolitik, sondern bloß unwürdige Komplizenschaft mit Verbrechen, was der SZ-Journalist Hubert Wetzel eigentlich einsehen sollte.

Gerade vor dieser höchst gefährlichen Realität versteckt sich der Außenminister Westerwelle und schweigt, da er selbst in Istanbul verwickelt war, um die Terror-Szene in Syrien durch Söldner zu organisieren. Dass die Bundeskanzlerin Merkel noch diesen trügerischen Ungeist als Außenminister duldet, ist unbegreiflich und gibt ernsten Anlass zu einer dringenden parlamentarischen Befragung. Die Medien sollten hier auch ihre Hebel ansetzen, denn die Aktivitäten des FDP-Außenministers im Nahen Osten waren von Anfang an dubios. "Eskalierende Gewalt in Ägypten. Wer der Wind sät ...", lautet deshalb der zutreffende Leitartikel von Werner Pirker, Junge Welt vom 17.8.2013.

Die in Washington herrschende Verwirrung wird durch die unerwarteten Ereignisse in Ägypten noch verstärkt. Präsident Obama ist immer noch dem einflussreichen Lager der Neokonservativen und radikalen Republikaner ausgesetzt. Allerdings hat der US-Präsident Barack Obama zutreffend eindeutig zur Lage Ägyptens erklärt: "Amerika cannot determine, cannot decide the future Ägyptens (Amerika kann nicht die Zukunft Ägyptens bestimmen, ARD/ZDF-Mittagsmagazin vom 16.8.2013) Es ist an der Zeit, dass die EU und das Bundeskanzleramt auch zu dieser vernünftigen Einsicht gelangen. Die falsche EU-Politik an der Seite von bewaffneten Aufständischen hat dem Nahen Osten extrem geschadet und ist gründlich zu revidieren.

"Die veränderte außenpolitische Situation nach den Anschlägen des 11. September 2001 in New York machten den gesamten Mittleren Osten zur Zielscheibe US-amerikanischer Angriffe, die sich im Krieg gegen Afghanistan und Irak und in permanenten Kriegsdrohungen gegen Iran (seitens Israels) zeigten. Das Reformprogramm von Al-Assad kam von diesem Hintergrund nicht voran."
("Diffizile Gemengelage" von Karin Leukefeld, Junge Welt vom 9.7.)

Inzwischen ist es fraglich, ob die 2. Genfer-Syrien-Konferenz, die Moskau und Washington im Kreml am vergangenen 7./8. Mai vereinbarten, überhaupt stattfinden wird. Die bewaffnete Opposition, gesteuert von Katar und anderen Mächten, stellt immer weitere Hindernisse auf. "Praktisch werden wir Verhandlungen führen mit den Vereinigten Staaten, Frankreich und Großbritannien sowie deren Werkzeugen Türkei, Qatar und Saudi-Arabien. Die Kräfte, die sich Opposition im Ausland nennen, sind bloße Angestellte und in diesem Sinne Sklaven."
(Baschar Al-Assad, Präsident Syriens in Gespräch mit der FAZ, 17.6.2013)

<Bisher ist es den "Freunden Syriens" nicht gelungen, Sunniten und Schiitten, Christen, Drusen, Kurden und Alawiten gegeneinander aufzuhetzen, aber Saudi-Arabien und Katar drängen darauf.... alle hier in Syrien wollen, dass die Kämpfe aufhören. Sowohl die Regierung, als auch die innersyrische Opposition und vor allem die Menschen wollten, dass das Morden aufhöre. Doch der Krieg sei weit über Syrien hinausgewachsen. Deutschland, Frankreich, England, die USA, alle denken nur daran, was sie hier in Syrien wollen, nicht was die Syrer wollen.>
("Mord und Zerstörung" von Karin Leukefeld, Damaskus, Junge Welt vom 2.7.2013)

Syriens Präsident Baschar Al-Assads Bemerkungen sind diesbezüglich zutreffend mahnend aktuell: "Leider gehen viele Verantwortliche in Europa nicht rational vor, nicht realistisch und nicht objektiv... Was hier geschieht, richtet sich gegen das Interesse Europas. Denn Europa hat ein Interesse an der Bekämpfung des Terrorismus... Die Europäer liefern Waffen und wissen, dass sie diese an Terroristen liefern. Manche unterscheiden zwischen „guten“ und „schlechten“ Kämpfern... Ist das vernünftig? Wenn die Europäer Waffen liefern, wird der Hinterhof Europas terroristisch, und Europa wird den Preis dafür zahlen... Für Europa gibt es zu einer Kooperation mit dem syrischen Staat keine Alternative, auch wenn das Europa nicht gefällt."
(Präsident Assad in Gespräch mit der FAZ am 17.6.2013)

Die Sicht des syrischen Präsidenten fällt inzwischen mit der professionellen und seriösen Einschätzung des BND zusammen, der pragmatisch seit Anfang Mai den Präsidenten Baschar Al-Assad und die syrische Armee als Ordnungsmacht in Syrien ansieht. Ebenso öffnete die realistische Einschätzung des Nahost-Experten Günther Meyer von der Universität Mainz eine Tür zur Vernunft, wie auch der Artikel "Der Westen ist schuldig" von Reinhard Merkel, Professor im Strafrecht und Rechtsphilosophie an der Universität Hamburg, der begründet schließt: "Die künftige Geschichtsschreibung wird den Westen vom Vorwurf der Mitschuld daran nicht freisprechen."
(FAZ vom 2.8.2013)

Das sind alles Bausteine, um die deutsche Außenpolitik gegenüber Syrien endlich richtig zu stellen, aber bisher haben sich das deutsche Außenministerium und das Bundeskanzleramt nicht korrigiert. Baschar al-Assad und die Regierungstruppen, die immerhin über 70% der syrischen Bevölkerung nach der jüngsten Umfrage hinter sich haben, müssen weiter als Ordnungsmacht im Lande bleiben. "Mittlerweile ... macht man nicht die regulären Streitkräfte dafür (für die Zerstörung) verantwortlich - . Aber mehr noch die Aufständischen, weil sie einfach nicht in der Lage sind, auch politische Lösungen anzubieten," berichtet die Nahost-Korrespondentin und langjährige Syrien-Kennerin Karin Leukefeld im Gespräch mit „weltnetz“ am 18.6.2013.

Was den Umgang der syrischen Regierung mit der Opposition betrifft, ist die Stellungnahme des Präsidenten Syriens eindeutig:

"(Wir sind bereit) mit jeder Opposition (an einem Tisch zu sitzen), die keine Waffen trägt, nicht den Terrorismus unterstützt und ein politisches Programm hat. Die Opposition hat sich in Wahlen zu bewähren; das sind Lokalwahlen und – als wichtigstes – Parlamentswahlen. ... Wenn die Opposition unabhängig und national ist, haben wir kein Problem. Die Opposition im Ausland legt ihre Berichte den westlichen Außenministerien und deren Geheimdiensten vor. Wer sie finanziert, gibt ihnen ihre Entscheidungen vor. Für uns bedeutet Opposition, dass sie einen Teil der Bevölkerung repräsentiert und nicht einen ausländischen Staat. Um eine aufrichtige Opposition zu sein, muss man auf syrischem Boden mit seinem Volk sowie dessen Problemen und Nöten leben. Erst dann kann diese Opposition Teil eines politischen Prozesses sein."

Diese klare Leitlinien, die der reinen Vernunft entsprechen, sind grundsätzlich auch für den ägyptische Armee-Chef Al-Sisi gültig wie für jede verantwortungsvolle Führungspersönlichkeit. Kirchen in Brand zu stecken, Polizei-Stationen anzugreifen, Polizisten und Soldaten zu töten, sind terroristische Manifestationen einer kriminellen Gewalt, die mit Demonstrationen gar nichts zu tun haben. Die ägyptische Armee ist gezwungen, sie zu bekämpfen. Von einer "Gewaltorgie der Polizei gegen Demonstranten" zu schreiben, ist realitätsfremd und übertrieben. Hubert Wetzel zeigt sich noch einmal vom Realismus verlassen durch seine seltsamen haltlosen Anschuldigungen gegen die ägyptische Armee. (SZ-Kommentar vom 17.8.2013: "Ägypten - Schändliches Nichtstun" von Hubert Wetzel). USA und EU haben eigentlich in Ägypten nichts zu melden. Das sollte Hubert Wetzel definitiv begreifen. Polizei und Armee sind natürlich mit geeigneten Mitteln wie starke Wasserwerfer in der Lage, um angemessen zu handeln und die Menge aufzulösen. Dass die Polizei bewaffnet sei, ist normal, nicht jedoch die Bewaffnung von Demonstranten.

Das sieht wohl die ägyptische Bevölkerung genauso. Sie steht mehrheitlich, schätzungsweise zu 80%, hinter der ägyptischen Armee und verabscheut die Gewalt der extremistischen Muslimbrüder, die jede politische Zukunft durch ihre Untaten endgültig verspielt haben. Die Demonstrationen ziehen deshalb immer weniger Anhänger an.
(ARD/ZDF-Mittagsmagazin: Korrespondentin aus Kairo, 16.8.2013)

Genauso wie die Ägypter wollen die Syrer in Frieden leben und unterstützen nach einer jüngsten Umfrage im Juni 2013 mit über 70% von ihnen ihren Präsidenten und ihre Armee, eine Studie, die deshalb unter NATO-Verschluss bleibt, um die bestätigte Wahrheit nicht anerkennen zu müssen. Die Menschen in Syrien sind sich vollkommen im Klaren darüber, dass ihr Land der gemeinsten Aggression westlicher und reaktionärer arabischen Staaten ausgesetzt ist. Deswegen gibt es in Syrien keinen Bürgerkrieg. Westliche Medien propagieren dieses falsche Bild, diese Erfindung, als perverses Wunschdenken bestimmter Interventionisten, ein Wunschdenken, das sich glücklicherweise nicht erfüllt hat: Die syrische Bevölkerung steht hinter dem amtlichen Präsidenten Assad und gegen die Rebellen.

Der Begriff Bürgerkrieg wird durch westliche Medien propagiert, um somit die kriminelle Intervention des Westens hinter Reaktionären zu vertuschen. Ebenso sollten deutsche Medien in Ägypten kein Bürgerkrieg-Szenarium fördern. Extremisten und gewalttätige Banden sind zu isolieren und nicht in den Mittelpunkt der Öffentlichkeit zu rücken. Die große Mehrheit der Ägypter steht hinter der ägyptischen Armee (Korrespondentin im ARD/ZDF-Mittagsmagazin, 16.8.2013), genauso wie in Syrien, denn ohne Ordnung, ohne Fundament gibt es keine Möglichkeit für eine legitime Manifestation des Volkswillens. Nirgends.

Die Eskalation der Gewalt in Ägypten geht auf das Konto der verheerenden Politik des Westens im Nahen Osten, der Terror-Banden aus Islamisten bewaffnet und finanziert hat. Das Ganze hat die EU in einem derartigen Ausmaß getan, dass die Lage jetzt außer Kontrolle geraten ist. Ein EU-Treffen auf Ministerebene sollte sich deshalb mit diesem grundsätzlichen EU-Fehlverhalten befassen und es korrigieren, denn aus ihm sind alle verhängnisvollen Folgen erwachsen, wie sie jetzt auch die Menschen in Ägypten erleben müssen.

Deutschland ist das europäische Land, das am besten gute Beziehungen mit allen arabischen Ländern pflegen könnte. Deshalb darf es jetzt seine Chancen nicht verspielen, indem es sich in Fallen ehemaliger Kolonialmächte wie Frankreich und Großbritannien locken lässt und ihre Intrigen übersieht. Geht Berlin mit den niederträchtigen ausgedienten Kolonialmächten zusammen, verliert es jede Glaubwürdigkeit und macht sich weiter zum unbelehrbaren Komplizen einer schändlichen EU-Außenpolitik.

Luz María De Stéfano Zuloaga de Lenkait